Rezension

"Es gibt kein Licht ohne Schatten ..."

Das Jahr der Kraniche - Christiane Sadlo

Das Jahr der Kraniche
von Christiane Sadlo

Bewertet mit 4 Sternen

Gerade erst hat sich Laura von ihrem Freund getrennt, mit dem sie 3 Jahre zusammen war, als sie auch schon den nächsten Mann findet und ihn prompt nach gerade mal 3 Monaten heiratet.

Zusammen mit ihrem Mann Jan verlässt sie München, um in seiner Heimat ein neues Leben anzufangen. Das Elternhaus von Jan ist ein altes Jägerhaus in der Uckermark. Idyllisch an einem See gelegen, verliebt sich Laura sofort in den alten Kasten und fühlt sich glücklicher denn je.

Ganz in der Nähe wohnen auch Hanno, seine Tochter Elke und ihr Mann Marius. Hanno, den Jan schon seit Kindesbeinen kennt, hat sich während Jans Abwesenheit um das Haus und den Besitz gekümmert. Auch Hannos Tochter Elke kennt Jan bereits von klein auf und er freut sich, die beiden mal wieder zu sehen.

Jedoch plagen ihn auch Bedenken, ob Laura das Haus gefällt, ob sie sich in der Gegend wohl fühlen wird und wie sie mit seinen Bekannten zurecht kommt.
Doch Laura überrascht ihn, denn sie verliebt sich in das Haus und kommt sowohl mit der Gegend wie auch mit seinen Bekannte sofort klar.

Nach und nach schleichen sich aber Bedenken bei Laura ein. Sie kennt weder Jans Vergangenheit, noch seine bereits verstorbene Familie, noch die Geschichte des Hauses. Und irgendwie hat sie immer das Gefühl, dass jemand im Haus ist, dort herumschleicht und ihr Angst macht.Was für eine tragische Geschichte trägt das Haus in sich und kann Laura die Schatten der Vergangenheit auflösen ohne selbst dabei zu Grunde zu gehen?

Die Geschichte fängt sehr düster mit einem Prolog an. Eine Frau ist gefangen, sie weiß nicht wo sie ist, wieso sie gefangen ist und wie es weiter gehen wird. Sie hat nur schreckliche Angst. Wer ist diese Frau?

Um das zu klären, fängt sie Geschichte 6 Monate früher an. Laura schwebt im siebten Himmel. Sie hat ihren Traummann gefunden, ihn geheiratet, die Brücken hinter sich abgebrochen und sich auf den Weg in ein neues Leben gemacht. Zunächst klingt das sehr naiv, aber wer schon einmal verliebt war, der kann dies vielleicht nachvollziehen. Zumal Laura zuvor eine herbe Enttäuschung mit ihrem Ex-Freund erlebt hat.

Bis dahin ist die Geschichte locker, leicht und sonnig. Aber kaum kommen Laura und Jan bei Jans Elternhaus, wird die Stimmung zusehend düsterer. Zwar möchte man an die Idylle glauben, die das Elternhaus mit dem dazugehörenden See verbreitet, doch spürt man deutlich, dass es ein dunkles Geheimnis in Jans Vergangenheit gibt und das Haus dabei keine unbedeutende Rolle zu spielen scheint.

Als Leser möchte man dem Geheimnis gerne auf die Spur kommen. Doch das ist gar nicht so einfach. Die Autorin schafft es, mit Worten sowohl eine glaubhafte düstere Stimmung zu erzeugen, wie auch Lauras Angst – vor allem in den Nächten – greifbar zu machen. Man leidet mit Laura mit und möchte wie sie aus dem ganzen Drama einfach nur noch aufbrechen. Aber Laura ist treu, sie steht zu ihrem Wort und ihrem Ehemann und befindet sich daher bald selbst in Gefahr. Aber woher rührt diese? Wer oder was steckt dahinter?
Auf rund 400 Seiten fesselt die Autorin den Leser mit ihrem Schreibstil an das Buch. Der Aufbau des Buches ist dabei in einzelne Monate gegliedert. Bis zu der Szene im Prolog sind es 6 Monate, die vergehen müssen. Innerhalb der Zeitabschnitte wird die Geschichte dann noch einmal in einzelne Kapitel unterteilt.

Die Protagonisten sind sehr facettenreich. Jeder hat irgendwie ein Geheimnis, das er mit sich herumträgt. Laura ist die stärkste Figur in dem Buch und auch die plastischste. Bei einigen Figuren merkte man deutlich, dass sie eine Rolle spielen. Durch kleine Einblendungen, in denen man als Leser die Gedanken der Personen mitnehmen konnte, merkte man, dass sie sich anders gaben, als sie tatsächlich waren. Diese Eigenart machte die Figuren glaubhafter. Immerhin versuchen sie mit aller Gewalt Laura ein idyllisches Leben vorzugaukeln.

Etwas verwirrend fand ich mal wieder den Klappentext. Auf diesem wird von einer Marie gesprochen. Im Text heißt die Protagonisten jedoch Laura.

Fazit:
Eine spannende düstere Geschichte, die zum einen eine Liebesgeschichte, aber auch ein schreckliches Geheimnis in sich birgt und den Leser für einige Stunden in die Uckermark entführt.
 

Kommentare

Clau Li kommentierte am 08. März 2014 um 10:45

Danke für die Rezi. Dieses Buch habe ich mir vor kurzem als Kindle-Edition gekauft und ich habe es noch nicht gelesen.