Rezension

Etwas andere Jane-Austen-Adaption

Ausgerechnet Mr. Darcy - Teri Wilson

Ausgerechnet Mr. Darcy
von Teri Wilson

Bewertet mit 4 Sternen

Sie lieben und sie hassen sich, sie können nicht mit, aber auch nicht ohne einander. Und sie könnten unterschiedlicher nicht sein.
Trotzdem scheinen sie füreinander bestimmt zu sein.

 

Elizabeth Scott hat es nicht leicht im Leben: Gerade eben wurde sie aufgrund einer Intrige von ihrem Dienst als Lehrerin suspendiert und muss nun sehen, wie sie ihre Rechnungen bezahlen soll. Doch noch schwerer wiegt die Demütigung, dass man ihr nicht glaubt und sie als einen Niemand betrachtet. Einzig und allein ihre Hündin Bliss gibt ihr Auftrieb, sodass sie sich entschließt, das Tier auf einer Hundeausstellung anzumelden.
Eben dort trifft sie auf Donovan Darcy, einen reichen Engländer, dessen augenscheinliche Arroganz sie sofort abstößt. Allerdings ist er zudem noch unglaublich attraktiv und flirtet mit ihr auf eine Art und Weise, die sie unglaublich wütend macht und gleichzeitig dafür sorgt, dass er ihr nicht mehr aus dem Kopf geht.

 

 

Eines vorneweg: Ich stehe dazu, ich liebe Jane Austen! Das war einer der Hauptgründe, weshalb ich mich für diesen Titel interessiert habe. Und gerade die Stimmung von Stolz und Vorurteil hat die Autorin perfekt eingefangen.
Zum größten Teil lag das natürlich an den Figuren. Elizabeth Scott und Donovan Darcy könnten die modernen Versionen ihrer literarischen Vorbilder sein: Gefangen in ihren jeweiligen Vorstellungen von der Liebe, ihren Gefahren und vor allem den gesellschaftlichen Hindernissen zwischen ihnen beiden müssen sie erst mühsam einen Weg zueinander finden, obwohl sie sich von Anfang an zueinander hingezogen fühlen. Diese elektrisierende Spannung ist auf fast jeder Seite regelrecht greifbar und macht die zwei als Menschen viel lebendiger und realer. Zudem hat sich Teri Wilson viel Mühe gegeben, ihrer Heldin eine glaubhafte und wirklichkeitsnahe Hintergrundgeschichte zu verpassen und ihr somit die nötige Echtheit zu verleihen. Auch Donovan ist, dank der vielen Einblicke in sein Seelenleben, nachvollziehbar gestaltet und wirkt wie der perfekte Gegenpart zu Elizabeth.
Die übrigen Charaktere sind mal mehr, mal weniger sympathisch, je nach ihrer zugedachten Rolle. Am liebenswertesten fand ich die Barrows, Jenna und Henry. Dennoch fehlte ihnen allen wesentlich mehr Tiefe. So erscheinen die meisten von ihnen lediglich wie etwas einfallsreichere Statisten, was in einigen Fällen sehr schade ist.

 

Der Schreibstil passt toll zu der Geschichte: Locker-leicht, nicht zu anspruchsvoll, aber mit viel Gefühl unterstützt er wunderbar die sich langsam aufbauende Liebe zwischen den beiden Streithähnen. Mit viel Wortwitz und immer neuen Wendungen bleibt die Handlung in Gang und weiß zu unterhalten und mitzureißen. Dazwischen lassen sich viele kleine Andeutungen auf die Vorlage und diverse Verfilmungen finden, die beweisen, dass die Schriftstellerin ein großer Fan von Jane Austen und deren Werken ist.
Allerdings sollte man keine allzu großen Vergleiche zum Original ziehen. Ausgerechnet Mr. Darcy konzentriert sich hauptsächlich auf die „unstandesgemäße“ Liebe und wesentlich weniger auf die Verstrickungen außen herum, die kaum bis gar nicht berücksichtigt wurden. Gesellschaftskritik ist durchaus vorhanden, geht jedoch in den häufigen Wortgefechten und inneren Monologen der Protagonisten meistens unter.
Die Szenerie rund um Hundevorführungen und die Züchtung besonders ansprechender Rassen ist mal was Neues und Innovatives, keine Frage. Aber diese Welt, in der Tiere auf solche Weise auf Perfektion getrimmt werden, ist einfach nicht sonderlich mein Fall.

 

 

Der neue Top-Titel von MIRA Taschenbuch ist ein erfrischender und kurzweiliger Liebesroman, der auf Jane Austens Klassiker Stolz und Vorurteil basiert. Mit einem wunderbar schwierigen und lebendigen Hauptpairing, dessen Kampf mit- und gegeneinander man gerne beiwohnt, einem dazu passenden lockeren Schreibstil, der die Emotionen perfekt rüberbringt, und vielen netten Anspielungen auf die Vorlage weiß das Buch zu begeistern.
Leider fehlt sowohl der Geschichte als auch den Nebenfiguren häufig die nötige Tiefe, die dem Roman das gewisse zusätzliche Extra verliehen hätte. Und die Kulisse ist zwar mal was ganz anderes, konnte mich allerdings nicht für sich einnehmen.
Wer gerne Mr. Darcy und Elizabeth in einer modernen, nicht zu gesellschaftskritischen Version erleben will, kompliziertere Liebesgeschichten mag und vielleicht auch etwas für Hundeausstellungen übrig hat, der sollte sich Ausgerechnet Mr. Darcy einmal näher ansehen.