Rezension

Etwas skurril und spannnend von der ersten bis zur letzten Seite

Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra
von Robin Sloan

Bewertet mit 5 Sternen

Robin Sloans Buch ist vier Teile gegliedert: Die Buchhandlung, Die Bibliothek, Der Turm, Epilog. Im Mittelpunkt steht Clay Jannon. Es wird aus seiner Sicht in der ersten Person Singular erzählt. Sloans Stil ist flüssig und leicht zu lesen. Er versteht es, die Spannung aufzubauen und sie zuhalten. Er formuliert so, dass man alle Protagonisten direkt vor sich sieht. Auch die Übersetzung scheint mir gut gelungen. Das Buch verbindet auf besondere Weise die "moderne Welt" des Internets, Google, Computer etc. und die "alte Welt"  der antiquarischen Bücher. Ich finde, das macht einen Teil seiner Faszination aus. Spaß machen auch die - fast echt erscheinenden - Blicke auf den inneren Kern von Google. Es ist spannend bis zur letzten Seite. Klasse, dieses Buch. Man klebt förmlich auf den Seiten und begleitet Clay durch seine Auf und Abs. Absolut empfehlenswert. Fünf von Fünf Sternen.

Sloan wurde in Nähe von Detroit USA, 1979 geboren, hat eigentlich Wirtschaftswissenschaften studiert und lebt in San Francisco.

 

PS: Francesco Griffo (1450 1518), war ein italienischer Schriftsetzer und hat tatsächlich gelebt und für Aldus Manutius gearbeitet. Leider schieden sie im Streit voneinander. Griffo hat die erste Kursivschrift für den Buchdruck geschnitten. Ihn hat Sloan wohl zum Teil als Vorbild für Griffo Gerritszoon genommen. Auch wenn die erwähnte Schriftart nicht existiert, genauso wenig wie die Drachenlandchroniken ... aber das tut diesem genialen Buch keinen Abbruch.

 

Jetzt zum Inhalt (ganz ausführlich, deswegen ans Ende gestellt, wer das Buch genießen & mitfiebern will, sollte jetzt nicht weiterlesen…)

DIE BUCHHANDLUNG

Clay Jannon hat seinen Job als Webdesigner bei NewBagels verloren und jobbt nun in einer 24 Stundenbuchhandlung als nächtlicher Verkäufer. Schnell wird ihm klar, dass in dieser Buchhandlung alles etwas anders ist als in den Buchhandlungen, die er kennt. Die Rubrik der Bestseller und "normalen" Bücher ist sehr klein und es kommt auch höchst selten ein normaler Kunde zu Besuch. Meist kommen skurrile Typen, die aus dem hinteren Teil des Ladens Bücher ausliehen. Er soll über diese Besucher in einem Logbuch Buch führen und hierbei vor allem darauf achten, was sie als besonders auszeichnet: Verhalten, Kleidung, Accessoires... Mr. Penumbra verbietet  Clay, in diese Bücher zu schauen, aber es kommt wie es kommen muss: als sein Freund, Mitbewohner (und Special Effekt Designer, verliebt in die gemeinsame WG Mitbewohnerin Ashley) Mat Mittelbrand ihn besucht, ist der Bann gebrochen und sie öffnen eines der Bücher. Und staunen nicht schlecht, als sie merken, dass sie keinen normalen Text enthalten, sondern eine Art Code. Als Clay aus lauter Langeweile die Bibliothek versucht digital abzubilden, fällt ihm auf, dass die Ausliehen nach einem bestimmten Muster vonstattengehen.

Zeitgleich lernt er - aufgrund einer extrem enggefassten Google ad Annonce - Kat Potente kennen. Sie arbeitet für GOOGLE und erhält zufällig den Coupon, den Clay eingestellt hat, als sie auf ihren Bus wartet. Clay ist hin und weg von ihr und ihren roten BAM!-T-Shirts. Um sie zu beeindrucken, zeigt er ihr seine Programmierung und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Er geht auf ihre Party, in dem er sich virtuell auf dem Laptop zuschalten lässt und seine Gedanken drehen sich nur noch um sie und die Buchhandlung. Sie treffen sich wieder. Letztendlich stibitzt er eines der Logbücher, um es von ihr (bei GOOGLE) einlesen zu lassen, damit sie mehr Daten für seine virtuelle Bibliothek bekommen. Hierbei kommt ihm Mat zur Hilfe, in dem sie gemeinsam einen Dummy des Buches basteln, um das Logbuch gegen das echte auszutauschen, um es letztendlich bei GOOGLE durch eine Schrifterkennungssoftware laufen zu lassen.

Als er es austauscht, verrät er sich fast vor lauter Nervosität und Mr. Penumbra schlägt zu allem Überfluss an diesem Tag lauter Neuerungen für den Laden vor. Und am Ende stellt sich heraus, dass Mr. Penumbra gewusst hat, dass er das Logbuch getauscht hat (das Fake roch nach Kaffee). Als Clay ihm zeigt, was aufgrund des Scans in der virtuellen Bibliothek dargestellt wird (das Ausleihmuster zeigt ein Gesicht!), ist Penumbra hin und weg, packt seine Koffer und schließt die Buchhandlung. Als Oliver (Clays Kollege für die Tagschicht) und er am nächsten Tag vor verschlossenen Türen sitzen, macht sich Clay auf die Suche nach Penumbra. Oliver führt die Buchhandlung weiter (sie sind über die Feuerleiter eingedrungen).

DIE BIBLIOTHEK

Mit Hilfe einiger der skurrilen Bibliotheksbesucher und Kat findet Clay heraus, dass Penumbra zum "Ersten Leser" nach New York City gefahren ist. Er glaubt, dass er Penumbra in Schwierigkeiten gebracht hat. Er bittet seinen besten Freund Neel Shah (der sein Geld durch virtuelle Busen verdient) um (finanzielle) Hilfe und gemeinsam mit Kat reisen sie nach New York. Sie finden Penumbra und der weiht sie in das Geheimnis ein. Es gibt eine Art Geheimbund, die einem uralten Geheimnis auf die Schliche kommen will. Angeführt wird er durch Corvina, der gemeinsam mit Penumbra einst Novize war. Er ist extrem konservativ und absolut dagegen, die modernen Medien zur Unterstützung zu nutzen. Die alte Schriftart Gerritszoon, der Hacker aus dem deep web Grumble und MANVTIVS (wie Gutenberg ein Drucker, der die Schriftart Gerritszoon erfand) spielen eine Rolle in diesem Rätsel. Man will den Code entschlüsseln, mit dem MANVTIVS sein Werk verschlüsselt hat und alle "Leser" arbeiten daraufhin. Auf dem Weg müssen sie Bücher in einer bestimmten Reihenfolge lesen und entschlüsseln, um vom Novizen, "Ungebundenen" zum "Gebundenen" zu werden. Da Corvina sich weigert, das Werk des Meisters mit Hilfe des Scanners zu entschlüsseln, entscheiden sich unsere Helden das Werk aus dem geheimen Keller zu stehlen. Clay sieht sich selbst in der Rolle des Schurken zu, Neel ist der Krieger und Kat der Zauberer - basierend auf alte Videorollenspiele, die er und Neel immer gespielt haben. Deswegen wird er einbrechen und das Werk scannen. Den Scanner haben sie aus Pappe und zwei alten Digitalkameras mit Hilfe von Grumble selbst gebaut.

Edgar, der Pförtner der geheimen Kellerbibliothek und ehemaliger Novize von Penumbra, leiht ihnen den Schlüssel. Sie haben aber nur in der Nacht Zeit. Clay verliert vollkommen sein Zeitgefühl und entdeckt auch noch das Werk Penumbras, das er schließlich auch scannt, um es zu erhalten. Plötzlich hört er Stimmen. Er kann nicht mehr fliehen und versteckt sich in einem Raum, der sich später als Druckerei herausstellt, wo alte Typen der Gerritszoon-Schrift  gelagert werden. Zum Glück ist es Edgar, der ihn dort entdeckt. Er organisiert ihm eine Robe, so dass er nicht sofort zwischen all den anderen Lesern auffällt. Jedoch hat gerade einer der Mitglieder sein Werk vollendet und wird nun vom Ungebundenen zum Gebundenen durch Corvina in einer feierlichen Zeremonie geehrt. Clay mitten unter ihnen, unter der Robe versteckt: der Scanner in einer Aktentasche.

Abschließend hält Corvina eine Ansprache, in der er direkt über Penumbra spricht. Clay macht sich Sorgen, denn Penumbra darf sich nichts mehr erlauben, sonst wird er ausgeschlossen aus der Gesellschaft der "Ungebrochenen Buchrücken". Aber Penumbra ist unbeeindruckt - so lange sie den Codex Vitae von Manutius haben, ist ihm Corvina gleich gültig.

Als Clay und Neel Kinder waren, haben sie die Drachenlied Chroniken von Clark Moffat geliebt - sie sind einer der Gründe, dass Beide so guten Freunde sind. Als Clay im Keller der "Festina Lente" (Deckname der Gesellschaft, der Förderverband, der alle finanziert) war, hatte er auch ein Buch von Moffat entdeckt, allerdings bestand es nur noch aus Asche und einem leeren Buchrücken. Penumbra bestätigt ihm, dass Moffat dazu gehört hatte, aber er wurde ausgestoßen. Er hatte keinen Codex Vitae abgegeben, sondern den dritten Band der Drachenlied Chroniken und sich dann doch dazu entschlossen, diesen zu veröffentlichen! Das hatte letztendlich zu seinem Verstoß aus der Gemeinschaft geführt. Clay wird einiges klar, was ihm immer schon aufgefallen ist an diesen Büchern.

Clay beginnt für den Buchladen normale Bücher einzukaufen und es gelingt ihm sogar, Kunden anzulocken, Er hofft, damit sich die Buchhandlung von der finanziellen Unterstützung von "Festina Lente" lösen.

Währenddessen ist Kat zu den PM (Produktmanager) von GOOGLE gewählt wurden und stellt im Laufe der Sitzungen das Projekt "Manutius" vor. Alle sind Feuer und Flamme und sie erhält die offizielle Genehmigung mit Hilfe von allen GOOGLE zu Verfügung stehenden Mitteln, das Buch zu entschlüsseln. So trifft sich in Penumbras Buchhandlung eine kleine Gruppe: Penumbra, seine beiden ältesten Schüler Fedorov & Muriel, Clay, Igor (das junge Genie, das bei Neel arbeitet, weil Neel bei GOOGLE sein Produkt vorstellt), Prakesh & Amy sowie Jad vom Bücherscanner (die Kat als GOOGLE Abordnung vorbeigeschickt hat) und schließlich kommt noch Greg dazu. Er stellt sich als Bindeglied zwischen den beiden Gruppen heraus: er ist Hardwareentwickler bei GOOGLE, die Quelle von Penumbras E-Book Reader und last but not least Novize des Ungebrochenen Buchrückens im Ortsverband San Francisco. Gemeinsam wollen sie den Code knacken und beschließen alle Novizen aus San Francisco mit nach Mountain View zu GOOGLE mitzunehmen, um alle dran teilhaben zu lassen.

Während das alles ganz aufregend und toll klingt, erlebt Clay wie Kat sich von ihm entfernt und vollkommen in ihrer neuen GOOGLE Rolle aufgeht. "Bin ich wirklich gerade an einem Donnerstagabend von einem Wiki ausgestochen worden?" fragt er sich.

Für den Leser hat sich inzwischen die Spannung bis ins Unermessliche gesteigert: "Es ist die Nacht vor Kat Potentes geplantem Generalangriff auf den jahrhundertealten Codex Vitae des Aldus Manutius." Kat erwartet Großartiges, vielleicht etwas für ihr Projekt GOOGLE FOREVER, in dem es um Lebensverlängerung geht - eine geheime DNS Sequenz? eine Medizin?

Clay nutzt den Abend vor der großen "Entschlüsselung", um Moffat als Besucher im Logbuch zu suchen, es ist das Logbuch, das er damals bei GOOGLE eingescannt hat. Und tatsächlich findet er einige Einträge, gemacht von Edgar Deckle (dem Pförtner und ehemaligem Novizen & Verkäufer von Penumbra). Moffat war ein Überflieger, in rasanter Weise scheint er den Code entschlüsselt zu haben. Clay überlegt, welcher Farbe Moffat wohl in seiner digitalen Visualisierung entspricht, als die Tür des Buchladens aufgeht und Mat im Türrahmen steht. Seine gesamte Fotoausrüstung im Gepäck: " "[…] Wir machen ein Bild von jeder Oberfläche, von jedem Winkel. Unter hellem, gleichmäßigem Licht." Er hält inne. "Damit wir das Ganze nachbauen können." "

Mitten im Fotoshooting klingelt das Telefon: Corvina! Er möchte, dass Clay Penumbra aufhält und sagt ihm, dass Penumbras Plan zum Scheitern verurteilt ist und ihm zum Verhängnis werden wird." "Ich mache mir Sorgen um ihn, Clay, wahrhaftig - als sein ältester Freund." Mir ist vollkommen klar, dass er gerade einen psychologischen Jedi-Trick bei mir anwendet. Aber es ist ein sauguter Jedi-Trick." Corvina will, dass Clay alle Kopien des Corpus Vitae von Manutius löscht! Clay ist hin und her gerissen: er betrachtet die Fotos, auf denen Corvina und Penumbra als Freunde in jungen Jahren zu sehen sind und überlegt, ob Corvina recht hat. Doch dann beschließt er, dass er Vertrauen in all das hat, was sie hier gemeinsam tun.

Es kommt der große Tag: im Amphitheater unter strahlend blauen Himmel sind nun Googler und Bücherwürmer versammelt, um dem Knacken des Codes beizuwohnen (S. 274). Die Zeit fließt dahin und nichts ergibt sich. Dann erschient ein Schachbrett mit Buchstaben: „[…] schnieft Fedorov und brummt: „Das haben wir schon im Jahr 1627 probiert.““ Schließlich setzt Kat alle Hebel in Bewegung und bekommt die Genehmigung alle Rechner einzusetzen. Für drei Sekunden steht das Internet still, nur um den Code zu knacken (S.280). Aber auch das fruchtet nicht.  Kat sagt: „Da ist nichts.“ Und kurz darauf ist Penumbra verschwunden.

DER TURM

Clay liegt im gemeinsamen Wohnzimmer, wo inzwischen Mat mit seinem Matropolis den Platz beherrscht, auf dem Boden, hört die Drachenchroniken in Echtzeit, vorgelesen von Moffat selbst und konvertiert sie dabei in digitale Dateien, damit er sie Neel geben kann. (an dieser Stelle sei erwähnt, dass ich zufällig zeitgleich GENAU das tue… also Hörbücher konvertieren. Irre!). S. 288 „Wenn man ein Buch liest, spielt sich das im Kopf ab. Wenn man sie hört, spielt sie sich irgendwie in einer kleinen Wolke ab, die den Kopf umgibt, wie eine flauschige Strickmütze, die man sich bis über die Augen zieht.“

Clay macht sich Sorgen um Penumbra, er ruft bei Muriel (einer Novizin) an, die sagt, dass Penumbra sich schon öfters „verdrückt“ hat. Clay beginnt, Penumbras Codex Vitae zu lesen und versucht ihn zu knacken, um herauszufinden, wo er sich versteckt haben könnte.

Dann, plötzlich hört Clay einen Satz in den Drachenchroniken, den er noch nicht kennt; vorher alles eine willkommene Wiederholung, plötzlich etwas Neues! Er schlägt in seinem eigenen Band nach und tatsächlich, dieser Satz kommt in der gedruckten Ausgabe nicht vor! „Diese Hörbücher wurden 1987 produziert, kurz nachdem Band III erschienen war. Folglich war es kurz nach Clark Moffats Verstrickung mit den ungebrochenen Buchrücken.“ (S. 290)

Clay beschließt Edgar Deckle zu kontaktieren und schreibt ihm einen Brief. Deckle schickt ein Mail und sie skypen. Aber Deckle kann ihm nicht helfen: er hat Moffat zwar getroffen, aber nachdem diese das Rätsel des Gründers geknackt hat, und zum großen Lesesaal in NYC gegangen ist, hat Deckle ihn nicht mehr gesehen. Clay muss einfach Penumbra finden.

Deckle will ihm die Adresse nur gegen eine Gegenleistung verlangen. Glencoe, einer der Ungebundenen, hat einst die Gerritszoon Patrizen gestohlen. Und Clay soll sie wiederfinden.

Er überlegt und beschließt sich bei Oliver (seinem ehemaligen Kollegen aus der Buchhandlung) Hilfe zu holen. „“Wenn diese Patrizen irgendwo in meiner Welt existieren,“ sagt Oliver, „dann gibt’s einen Ort, wo Du sie finden kannst. Du brauchst einen Platz am Accession Table.““ (S. 298)

Letzteres ist eine riesige Datenbank, die sämtliche Artefakte in sämtlichen Museen aufspürt und sie hilft bei der Erkennung von Fälschungen. Deckle stellt ihn Tabitha vor, die Leiterin eines kleinen Strickmuseums. Und er findet die Patrize! Sie sind beim Consolidated Universal Langzeitlagerung GmbH (S. 306). Super Szene: denn auf die Idee bringt ihn eine Erstklässlerin. Wie findet man eine Nadel im Heuhaufen? „Man muss die Heue bitte, sie zu suchen!“ Clay lockt sich unter ZUGÄNGE ein und tut so, als würde jemand dem kleinen Museum die Patizen bieten und schon meldet sich das Museum das es besitzt, um ihn zu warnen und ihn davor zu bewahren, diese Fälschung zu kaufen.

„Wissen Sie, ich glaube allmählich, dass die ganze Welt nur eine Patchworkdecke aus lauter verrückter kleinen Sekten ist, die alle ihre eigenen geheimen Orte, Archive und Regale haben.“ (S. 309)

Er fährt zu CON-U, um die Patrizen „zu leihen“. Auf dem Rückweg hört er den dritten Band der Drachenliedchroniken, ist erstaunt, dass Moffat Penumbras Stimme nachahmt und er erkennt: „Ajax Penumbra ist der blauäugige Schatten im Turmverlies der Königin von Wyrm.“ (S. 322) Die Stockwerke des Turmes sind eine Metapher für die Dechiffriermethoden des Ungebrochenen Buchrückens. „Moffat benutzt den Turm, um die Geschichte seines eigenen Weges durch die Gemeinschaft zu erzählen.“ (S.322) Ihm wird klar: Moffat hat den Code geknackt. Zuhause angekommen schaut er sich die Gerritiszoon Patrizen mit der Lupe an.

Schließlich lädt er alle, die jemals in diesem „Quest“ involviert in die Buchhandlung ein, in der Oliver jetzt arbeitet. Sogar Corvina kommt. Und Penumbra – Deckle hat ihn als Gegenleistung für die Patrizen eingeladen. Und startet Clay seine Präsentation! Und der Leser ist live dabei. Innerlich angespannt und aufgeregt sitzt man da und kann gar nicht schnell genug lesen, um herauszufinden, was denn nun des Rätsels Lösung ist. (S. 331 ff.) Corvina verlässt nach dem dritten Dia den Raum, denn dort erläutert Clay, dass es keine Geheimnisse, kein Mysterium gibt.

Der Codex Vitae von Manutius handelt von seinem eigenen Leben, seinen Machenschaften, seinen Taten – alles verschlüsselt, damit niemand herausfand, was er getan hatte und seinem Sohn schaden könnte. 1515 starb Manutius und er vertraute seinem besten Freund Gerritszoon den Schlüssel zu seinem chiffrierten Lebensbuch an. Die Kerben in den Patrizen sind der Code! Man sieht sie nur mit einer Lupe – sogar in der Computerversion sind sie zu erkennen. Um den Code zu knacken muss man typographisch denken. Man muss nur die Kerben zählen. Und wenn man die Buchstaben in die Reihenfolge legt, wie die Setzkästen damals waren, sieht man die Botschaft, die Griffo Gerritszoon hinterlassen hat. Clay macht darauf aufmerksam, dass Gerritszoon Unsterblichkeit erlangt hat, da alles in seiner Schriftart gedruckt ist: Schilder, Word, Iphone …

Die Teilnehmer sind etwas enttäuscht, Kat hätte sich unter Unsterblichkeit etwas anderes vorgestellt. Penumbra ist gerührt und glücklich. Moffat hat das Rätsel gelöst und mitgespielt, die Lösung hat er in seinen Büchern versteckt. Auch Deckle ist glücklich. Obwohl Clay nicht das herausgefunden hat, was sie erwartet hatten, so hatten sie auf gar keinen Fall damit gerechnet zu Lebzeiten noch zu erfahren, was des Rätsels Lösung ist.

Clay hat Manutuis als Taschenbuch nachdrucken lassen – bei Books-on-Demand und schenkt allen eines. Penumbra bittet Deckle sich um Corvina zu kümmern und ist ein wenig traurig weil er sich sicher ist, dass Corvina seinen Codes Vitae zerstören wird. Doch auch dafür hat Clay eine Lösung. Er zieht einen USB-Stick hervor, auf dem er den gescannten Codex Vitae gespeichert hat.

EPILOG

… Sloan fasst noch einmal im Schnelldurchlauf zusammen, was aus wem wird. Um den Inhalt wieder zu geben, müsste man das gesamte Kapitel abtippen.

Fazit: „Es gibt keine Unsterblichkeit, die nicht auf Freundschaft und liebevoller, sorgfältiger Arbeit beruht. Alle wissenswertem Geheimnisse auf der Welt verbergen sich vor aller Augen.“ (S. 350 f.)