Rezension

Facettenreiches Psychoduell

zorneskalt - Colette McBeth

zorneskalt
von Colette McBeth

~~Das Debüt "Zorneskalt" der englischen Autorin Colette McBeth ist mit Sicherheit durch ihre berufliche Laufbahn beeinflusst, denn vor der Schriftstellerei hat sie zehn Jahre als News-Korrespondentin der BBC mit dem Schwerpunkt Verbrechen gearbeitet.

So auch ihre Hauptfigur Rachel, die in ihrer Eigenschaft als Kriminalreporterin zu einer Pressekonferenz der Polizei in Brighton geschickt wird. Gegenstand der Veranstaltung ist das rätselhafte Verschwinden einer jungen Frau, die sich zu Rachels Überraschung als ihre beste Freundin Clara entpuppt. Das erklärt auch, warum Clara zu der Verabredung mit Rachel nicht aufgetaucht ist, aber die Frage bleibt, warum sie sich nicht gemeldet hat. Die Fahndung nach Clara läuft, und unversehens findet sich Rachel im Kreise derjenigen wieder, die mit dem Verschwinden der jungen Frau in Verbindung gebracht werden.

Erzählt wird dieser spannende Psychothriller aus Rachels Perspektive auf zwei Zeitebenen, wobei die verschwunden Freundin diejenige ist, die direkt angesprochen wird. Zum einen wird der Leser so über die aktuellen Vorkommnisse, die mit Claras Verschwinden zusammenhängen und den gegenwärtigen Stand der Beziehung zwischen den beiden Frauen in Kenntnis gesetzt. Zum anderen reflektiert Rachel die gemeinsame Vergangenheit sowie die Entwicklung ihrer Freundschaft seit der gemeinsamen Schulzeit.

McBeth schafft von Anfang an eine beklemmende Atmosphäre, die zu keinem Zeitpunkt Sicherheit bietet, da man genau weiß, dass alle Ereignisse subjektiv durch Rachel geschildert werden und somit der Leser deren Sichtweise komplett ausgeliefert ist, mögliche Manipulationen jederzeit eingeschlossen. Dieser Zustand der Verunsicherung führt dazu, dass man genau und auch das eine oder andere Mal zwischen den Zeilen lesen sollte, um die gesamte Dimension dieser langjährigen Frauenfreundschaft zu verstehen.

Natürlich merkt man als geübter Krimi/Thriller-Leser recht schnell, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt, aber das ist für mich kein Kritikpunkt, da die Frage nach Täter und Schuld für mich nicht entscheidend ist. Vielmehr hat mich die psychologische Komponente der Charaktere interessiert. Was ist in der Vergangenheit zwischen den beiden Freundinnen geschehen, das die aktuellen Ereignisse hervorgerufen hat?

"Zorneskalt" ist ein raffinierter angelegter Psychothriller, der mich bereits nach wenigen Seiten in seinen Bann gezogen hat und durch die gemeinsame Historie und die facettenreiche Beschreibung der beiden Protagonistinnen punktet - düster, bedrohlich und spannend von Anfang bis Ende!