Rezension

Nichts als die Wahrheit...

zorneskalt - Colette McBeth

zorneskalt
von Colette McBeth

Bewertet mit 4 Sternen

Sie weiß alles von dir: deine beste Freundin. Und genau das macht sie so gefährlich... Rachel Walsh, Kriminalreporterin des Nachrichtensenders National News Network, wird zu einer Pressekonferenz der Polizei in Brighton entsandt. Als sie den Konferenzraum betritt, sieht sie auf einem Poster neben dem Podium das Bild ihrer ältesten, besten Freundin vor sich: Clara O'Connor. Clara, mit der Rachel drei Tage zuvor in einer Bar verabredet, die dort jedoch nie aufgetaucht war... Ein bitterböses und hochspannendes Debüt mit tiefen psychologischen Einsichten in eine Frauenfreundschaft auf dem schmalen Grat zwischen grenzenlosem Vertrauen und abgrundtiefem Hass. Manipulativ, bedrohlich, düster - psychologische Spannung vom Allerfeinsten!

"Wenn ich dich je verlöre, würde ich mich verlieren."

Von dem Nachrichtensender National News Network wird die erfolgreiche Kriminalreporterin Rachel Walsh zu einer Pressekonferenz der Polizei in Brighton geschickt. Kurz vor Beginn der Konferenz trifft Rachel dort ein und ist zutiefst geschockt. Von einem Plakat neben dem Podium lächelt ihr das Bild ihrer besten Freundin entgegen - Clara ist spurlos verschwunden!
Als die Polizei davon ausgeht, dass Clara nicht nur verschwunden, sondern auch ermordet worden ist, beginnt Rachel selbst Nachforschungen anzustellen. Dazu muss sie vor allem auch in ihrer beider Vergangenheit graben, auch wenn Rachel in den letzten Jahren versucht hatte, jeden Gedanken an genau diese Vergangenheit zu vermeiden...

"Wenn man zu dicht an etwas dran ist, sieht man es nicht deutlich. Erst wenn man einen Schritt zurücktritt und es aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, bekommt alles einen Sinn."

Rachel ahnt nicht, als sie die Pressekonferenz und Live-Schaltung mit aller Professionalität übersteht, dass ab sofort ihr komplettes Leben auf den Kopf gestellt werden wird. Zu der Sorge um ihre Freundin Clara gesellt sich bald der Unglaube über die Richtung, in die die polizeilichen Ermittlungen gehen. Alles gerät in Schieflage - kann man seinen eigenen Augen noch trauen?!
Immer tiefer taucht Rachel dabei ein in die Vergangenheit, in die Zeit ihrer Jugend, als ihre Mutter Niamh ihr das Leben zur Hölle machte. Denn nicht immer war Rachel die toughe, erfolgreiche, selbstbewusste Persönlichkeit - früher fühlte sie sich oft einsam, traurig, unattraktiv und moppelig und litt unter den Allüren ihrer alkoholkranken Mutter. Wie viel bedeutete ihr da die Freundschaft zu Clara, die sie auf die Sonnenseite des Lebens zog. Freunde fürs Leben...

"Wir sehen die Anzeichen nicht, weil wir es vorziehen, sie zu ignorieren. Wir sehen nur, was wir sehen wollen."

Erzählt wird die Geschichte in Form eines Briefes. Rachel schreibt diesen an ihre Freundin Clara, fasst das Geschehene, das Unfassbare in Worte, wie um es ein für alle Mal begreiflich zu machen. An diese Form der Ich-Erzählung musste ich mich zunächst gewöhnen, doch der flüssige Schreibstil erleichterte schließlich den Einstieg. Da das Buch ausschließlich aus der Perspektive Rachels geschrieben wurde, teilt der Leser nur diese Einsicht in die Schilderung des Geschehens. Manipulationen kann der Leser sich damit kaum entziehen, was dem Ganzen aber Würze verleiht.
Zwar erahnt der geübte Leser bald das Geheimnis der Vergangenheit, das die Freundinnen teilen, sowie auch die Hintergründe dessen, was wirklich geschah, aber erstaunlicherweise tut dies der Spannung keinen Abbruch. Spannend ist vielmehr, auf welche Lösung die Geschichte letztlich hinsteuert und was am Ende übrig bleibt...

"Es sind die kleinen Dinge, die Leute verraten. So können sie lange unentdeckt bleiben, weil diese Dinge so klein sind, dass wir sie oft übersehen. Aber wer genau hinsieht, findet sie."

Manipulativ, bedrohlich, düster - so steht es im Klappentext. Und über weite Strecken erfüllte sich für mich dieses Versprechen. Die Seiten flogen nur so dahin, allein das Ende konnte mich nicht so ganz überzeugen. Es war inhaltlich zwar stimmig, wirkte aber dennoch abrupt und ließ für mich auch noch einige wesentliche Fragen offen. Das hätte ich mir passender gewünscht.

Insgesamt jedoch war es ein spannender Thriller, der den Vorsatz "Psycho-" wahrlich verdient...

© Parden