Rezension

Familienangelegenheiten

Was mit Rose geschah - Stef Penney

Was mit Rose geschah
von Stef Penney

Bewertet mit 4 Sternen

„Sie vermuten, man habe Ihre Tochter vor sechs Jahren ermordet – und haben bislang mit niemandem darüber gesprochen?“

Privatdetektiv Ray Lovell wacht in einem Krankenhaus auf – gelähmt, unfähig zu sprechen, unfähig sich zu erinnern. Ständig wird er von Halluzinationen geplagt, die nach und nach von Erinnerungen abgelöst werden. Was war nur geschehen?

Ein Mann namens Leon Wood hatte ihn aufgesucht und gebeten, seine verschwundene Tochter zu suchen. Der Mann – ein Rom. Und er – Ray Lovell – ist ebenfalls zur Hälfte ein Rom und nur deshalb, meint Wood, hätte er eine Chance, bei seinen Leuten zu ermitteln. Denn einem gorjio – einem Nicht-Roma – würde man auch nicht eine Frage beantworten. So macht sich also Ray auf die Suche nach der verschwundenen Rose. Und stößt schon nach kurzer Zeit auf mehr als eine Ungereimtheit.

An dieser Stelle könnte ein Leser der Versuchung erliegen, bewusste oder unbewusste Vorurteile gegenüber „Zigeunern“ bestätigt zu sehen. Doch Stef Penney benutzt einen wie ich finde genialen Kunstgriff, um das zu verhindern. Sie lässt abwechselnd Ray erzählen und dann wieder JJ – einen vierzehnjährigen Jungen, der in eben der Familie lebt, in der Ray die Ursache für Roses Verschwinden vermutet. Denn JJ liebt sein Leben und seine Familie, fühlt sich wohl und geborgen. Mir war der Junge ungeheuer sympathisch! Eines Tages jedoch, gefördert durch Rays Ermittlungen, gerät sein gesamtes Weltbild ins Wanken.

Eine spannende Geschichte mit interessanten Einblicken in die Welt der Roma. Und keine Sorge: Alle Roma gut, alle gorjios schlecht – so einfach wird es auch nicht. Die Suche nach Rose wird noch mehr als eine Überraschung bringen! Als Krimi würde ich dieses Buch jedoch nicht bezeichnen, sondern eher als Familiengeschichte.

Im Anhang befindet sich ein kleines Glossar zur Erklärung der im Buch verwendeten Begriffe. Wer aus dem Textzusammenhang nicht gleich versteht, was mokady oder prikaza bedeutet, kann dort nachschlagen.