Rezension

Familiengeschichte im Zeichen der Muschel

Der Klang der blauen Muschel - Beatrix Mannel

Der Klang der blauen Muschel
von Beatrix Mannel

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch „Der Klang der blauen Muschel“ hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen und dies scheint auch an der Muschel zu liegen. Das Buch konnte ich fast nicht weglegen, so gut habe ich mich mit Henriette amüsiert, mit ihr gelitten und nach Auswegen gesucht.

Henriette ist die ältere der Zwillinge und sie noch am letzten Maitag geboren und Sophie kurz nach Mitternacht und somit im Juni, so dass sich schon einiges erklärt. Ich habe mich beiden sehr nahe gefühlt, sicherlich Henriette mehr, da sie die Hauptrolle einnimmt und man mehr von ihr erfährt. Doch ihre Schwesterliebe ist so greifbar, man denkt selbst mit an Sophie, wie es ihr wohl in München ergeht. Doch warum kommt keine Post im entfernten Samoa an? Doch Henriette ist sich sicher, wenn Sophie etwas passiert wäre oder sie gar nicht mehr leben würde, hätte sie es gespürt, dann wäre auch ein Teil von ihr gestorben.

Henriette ist ein e willensstarke Frau, die sich eigentlich nicht dem Willen ihres Vaters beugen will, eine schnelle Heirat – ohne Vorankündigung und sie hat gefälligst das zu machen, was das Familienoberhaupt für richtig hält. Begeistert ist sie nicht, wollte sie doch als Reiseschriftstellerin um die Welt ziehen. Als ihr Vater dann noch die wahren Hintergründe einer überstürzten Heirat erfährt, wächst ihr Unmut und sie setzt alles dran, dies zu verhindert.

Neben dieser Familiengeschichte fließen auch sehr gut die Traditionen ein, die das Leben der Samoaner bestimmen, ein. Beatrix Mannel gelingt es gekonnt, dies mit der Geschichte rund um Henriette zu verbinden, denn sie fühlt sich dem Sohn des Matai – eine Art Dorfvorsteher – sehr nahe. Und durch die Beschreibung von Henriette bekommt man einerseits den Eindruck vom Äußeren und muss auch immer wieder über Henriette lachen, wie sie sich selbst korrigiert, im Hinblick auf Ansichten zu den Eingeborenen. Denn man merkt, dass die Samoa sehr fortschrittlich sind und in vielen Dingen den Kolonialisten voraus.

Durch böswilliges Handeln eines Besatzers kommt es dazu, dass Henriette sich in San Francisco, bei ihrer Tante Berta, wiederfindet und nach und nach erfährt, wie es Sophie ergangen ist. Sophie und Henriette sind wieder vereint und sie merken, wie sehr ihr Leben im Zusammenhang mit der blauen Muschel steht.

Besonders gefallen haben mir die Erläuterungen der Glaubenswelt/Geisterwelt der Samoaner und auch die Schicksale der chinesischen Landbevölkerung, die zum Arbeiten, eher Frondienst nach Samoa gelockt wurden. Der Boxeraufstand und seine Hintergründe sind sehr gut erklärt, so dass ich es auch mal verstanden habe [;-)] und es passt sich perfekt in die Geschichte ein.

Hervorzuheben ist noch die mühevolle Gestaltung der Buchinnenseiten – einerseits der Lage von Samao und dann eine Detailkarte der beiden Insel und es existiert ein umfangreiches Nachwort, was die Begrifflichkeiten des Romans erläutert.

Mein Dank gilt Beatrix Mannel für ihre bildhafte, bezaubern schönen Sprache und dem Diana-Verlag für das Leseexemplar.