Rezension

Fesselnd und sprachgewaltig

Ein Rätsel auf blauschwarzem Grund -

Ein Rätsel auf blauschwarzem Grund
von Lars Mytting

Bewertet mit 5 Sternen

Schon Titel und Cover der Fortsetzung von „Die Glocke im See“ haben mich gleich angesprochen. Der Nachthimmel, der Nebel und der Hirsch wirken mystisch und passend zum „Rätsel auf blauschwarzem Grund“. Einige Verweise zum Vorgänger frischen mein Gedächtnis auf und machen den Einstieg leichter. Wer Teil eins noch nicht gelesen hat – es ist kein Problem, bei diesem Teil einzusteigen.

Der Leser wird in das tiefste Norwegen entführt, in all seiner Ursprünglichkeit, seiner Rauheit, seinen Traditionen und uralten Legenden. Nach Butangen im Jahr 1903, wo zwei Zwillingsbrüder getrennt wurden, so wie zwei geheimnisvolle Kirchglocken. Wir treffen Kai Schweigaard wieder, den Pastor des Dorfes, der den Tod seiner Liebe Astrid nicht verkraften kann und nun schützend ihren Sohn Jehans im Blick hat, sowie Bresum und Oswald vom Hekne-Hof. Ein neuer und sehr interessanter, vielschichtiger Charakter ist Victor Harrison, der eine tiefe Verbindung mit Jehans hat.

Die Themen des Buches sind wahnsinnig vielfältig. Es geht um die Bedeutung der Muster des Hekne-Teppichs, die Farbgewinnung dafür, um Käseproduktion, den allmählichen technischen Fortschritt der damaligen Zeit und den Zwiespalt, der dadurch entsteht. Aber auch um Zwischenmenschliches, Familie, Freundschaft, Liebe, die Natur. Alles so gekonnt und auf einer tiefen Ebene miteinander verwoben, dass es eine Freude ist.

Lars Mytting weiß auch in diesem Buch wieder zu fesseln – mit ständig neuen Fragen, die aufgeworfen werden, uns unerwarteten Wendungen. Seine Sprache ist so fesselnd und bildgewaltig, die Charaktere so authentisch und komplex, dass es mir schwerfällt, das Buch aus der Hand zu legen. Ein würdiger Nachfolger des ersten Teils und eine klare Leseempfehlung!