Rezension

Mystik aus dem Gudbrandsdal

Ein Rätsel auf blauschwarzem Grund -

Ein Rätsel auf blauschwarzem Grund
von Lars Mytting

Bewertet mit 5 Sternen

Was für eine gekonnte Fortsetzung, Mytting schafft es wieder faszinierend zu erzählen und den Leser in das abgelegene Gudbrandsdal zu entführen. Ich konnte das Buch nicht aus den Hand legen, so sehr hat mich die spannende Zeit von 1903-1919 gefesselt. 

Vorkenntnisse aus dem ersten Teil sind nicht erforderlich, um hier zu folgen, dafür sorgen viele kurze geschickt platzierte  Hinweise. 

Kai Schwaigaard ist immer noch Pfarrer in Butangen. Er hat sich so gut es ging um Astrids Sohn Jehans gekümmert, der mittlerweile erwachsen ist. Der Hekne Teppich ist noch immer verschollen und die Glocke ruht im See. 

Auf Hekne führt Osvald ein harsches Regiment. Jehans wurde zweijährig zu einer armen Familie gegeben und muss auf dem Hekne Hof arbeiten, auch wenn ihm dies nicht behagt. Er findet in Kristine ein tolle Frau, die ihn unterstützt, die aber auch mit Verstand und Einfallsreichtum viele innovative  Ideen durchsetzt. Ein tolle neue Figur. Genau so neu ist auch Victor, ein Engländer, der in Norwegen auf Rentierjagd geht und immer wieder Jehans Weg kreuzt. Mit ihm kommen wir nach Dresden und schauen nach der übergesiedelten Stabkirche, erleben seine Heimat in England und Schottland und ziehen in den Krieg nach Frankreich und Deutschland.

Die Entwicklung der Figuren und der Handlung ist spannend und der verschollene Teppich und die versunkene Glocke spielen immer wieder eine wichtige Rolle. 

Mytting versteht es wieder meisterhaft viele gut recherchierte Themen mit in die Geschichte zu packen ohne diese zu überladen oder den Erzählfluss zu stören. Gewehre, Jagd, Fischen, Flugzeuge, Meierei, Dynamos, Stromgewinnung, Weben u.v.m. spielen eine Rolle. Die Handlung spielt von 1903-1919, eine spannende, ereignisreiche Zeit, in der der Fortschritt die Welt schnell verändert hat, ebenso er erste Weltkrieg und die spanische Grippe. Der bildgewaltige Erzählstil hat mich nach Norwegen versetzt, Kopfkino ist hier garantiert. Die Handlung nimmt immer wieder Wendungen, die nicht vorhersehbar sind. Die Charaktere und der Menschenschlag des kargen abgelegenen Ortes werden glaubhaft geschildert. Die mystischen Elemente ergänzen die Handlung perfekt und ohne in Kitsch abzurutschen. Die Einschübe rund um die Hekne-Schwestern, die siamesischen Zwillinge von 1611 unterlegen die Handlung, aber auch die Mystik gekonnt.

Für mich ein Lesehiglight des Jahres, ich warte schon auf den nächsten Band.