Rezension

Fesselnde Geschichte!

Almost Speechless. Die Tiefe deiner Worte -

Almost Speechless. Die Tiefe deiner Worte
von Sina Müller

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt/Meinung

Ein neues Buch der Autorin Sina Müller, wer kann dazu nein sagen? Ich kann es auf jeden Fall nicht und so hab ich mich direkt auf „Almost Speechless“ gestürzt, eine weitere Geschichte aus der AcA, der Academy of Arts.

„Almost Speechless – Die Tiefe deiner Worte“ handelt von Paulina, vielleicht erinnern sich aufmerksame LeserInnen an die stilly, junge Frau aus „Academy of Arts – Herzensmelodie“. Paulina hat eine Kommunikationsstörung namens Selektiver Mutismus. Das macht es ihr fast unmöglich, sich mit fremden Menschen auszutauschen, einfach weil sie nicht mit ihnen sprechen kann. Ich muss ehrlich sein, ich hatte ein wenig bedenken, ob ich mich in Paulina hineinfühlen kann, weil ich diese Probleme nicht habe. Aber einmal angefangen, wurde ich quasi augenblicklich zu Paulina und fühlte ihre Ängste, ihre Sperre und Bedenken. Sie hat sich das nicht ausgesucht. Sie kämpft dagegen an, jeden Tag aufs Neue. Nach außen wirkt sie auf Menschen, die nicht wissen, was mit ihr los ist, oftmals abwesend oder schlimmstenfalls arrogant. Aber Paulina ist alles, nur nicht arrogant. Wenn man sich die Zeit nimmt und ganz viel Geduld mit ihr hat, dann öffnet sie sich und zeigt, wie liebevoll, fröhlich und aufmerksam sie eigentlich ist. Paulina ist eine unglaublich starke Figur, die oftmals über sich selbst hinauswächst, aber immer aus eigenem Antrieb, weil sie es will und nicht, weil andere Personen in ihrem Umfeld sie gerne anders hätten. Paulina geht ihren Weg, trifft jeden Tag die Entscheidung stärker als am Tag zuvor zu sein und das ist wirklich beeindruckend gewesen.

Auf der anderen Seite lernen wir Adrian kennen. Das Leben hat es nicht so gut mit ihm gemeint. Er wächst in keinem guten Stadtteil in Berlin auf, gerät an „falsche“ Freunde und hasst einfach alle, die es besser haben als er. Nur seine Kunst kann ihn für einen kurzen Moment aus dem Strudel der Wut und Hoffnungslosigkeit reißen. Dabei will Adrian das alles gar nicht, hat aber auch keine Ahnung, wie er sein Leben ändern soll, denn eigentlich ist es ganz bequem, alle anderen zu hassen, um sich nicht selbst um eine Verbesserung kümmern zu müssen. Nachdem er einen katastrophalen Fehler begeht, landet Adrian bei seinem Onkel, der Hausmeister auf der Academy of Arts ist. Und das ist wohl das Beste, was Adrian jemals hätte passieren können. Zuerst hält er an alten Gewohnheiten fest. Ist schließlich immer noch bequem, alle anderen für das eigene, beschissene Leben verantwortlich zu machen, anstatt einfach den Arsch hochzukriegen und das eigene Leben einfach in die Hand zu nehmen. Verantwortung über getroffene Entscheidungen zu tragen. Adrian ist erfüllt von Wut und reagiert auf gutgemeinte Worte immer erstmal mit Ablehnung. Aber er merkt schnell, dass er nicht so sein muss. Dass es sein Onkel wirklich gut meint, dass Paulina nicht arrogant ist und das die Studenten auf der AcA keine Idioten sind. Dass er nicht wütend sein muss, aber dass er endlich Verantwortung übernehmen sollte. Für sich, sein Leben und das, was er erreichen will. Adrian macht in meinen Augen in dieser Geschichte die größte Wandlung durch und wird zu dem Menschen, der er sein kann, der er sein sollte. Er hat Hilfe dabei, er hat Menschen, die ihn unterstützen und ihm halt geben und genau das braucht er auch. Aus diesem Grund, weil er weiß, dass da Menschen sind, die an ihn glauben, kommt er endlich aus sich heraus. Adrian ist eine wundervolle Figur, die nach außen hin hart erscheint, aber so ein weiches, wundervoll liebevolles Herz hat. Ihm dabei zuzusehen, wie er quasi aus seinem Ei schlüpft, war fantastisch.

Die Geschichte ist so einfach, wie wundervoll. Bad Boy trifft auf graue Maus. Nur das weder er ein Bad Boy ist, noch sie eine graue Maus. Paulina und Adrian sind so viel mehr, als andere in ihnen sehen und ihnen beiden wird das erst klar, als sie beginnen, sich mit den Augen des jeweils anderen zu sehen. „Almost Speechless“ zeigt auf eine einprägsame, leise, aber dennoch kraftvolle Art und Weise, dass es nicht darauf ankommt, wie laut oder bunt eine Person ist, sondern darauf, was sie mit leisen, wenigen Worten wirklich zu sagen hat. Und Taten sagen sowieso viel mehr als viele, leere Worte.

 

Fazit

„Almost Speechless“ hat mich ein wenig sprachlos zurückgelassen. Ich hatte mit Drama gerechnet, mit Tränen und Teenager-Problemen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es die leisen Töne sind, die zwischen den Zeilen erkennbar sind, die mich fesseln, die mich nachdenklich machen und die dafür sorgen, dass ich mich in der Geschichte verlieren. Sina Müller hat es wieder einmal auf ihre ganz eigene, wundervolle Art geschafft, mich an die AcA zu entführen und so dafür gesorgt, dass ich dort nicht wieder wegmöchte. Starke Figuren, die über sich hinauswachsen prägen die Geschichte. Und es muss nicht immer Superherzschmerzdrama sein. Wenn sich zwei Menschen lieben, dann kann das auch leise und mit wenigen Worten passieren. Die Hauptsache ist doch, dass sie echt sind.

Und bei Sina Müller ist immer alles echt.

Was ich aber noch sagen muss:
Ich muss, MUSS!!!, unbedingt die Geschichte um Danijel und Vicky lesen! Ganz ehrlich, diese Geschichte muss erzählt werden!