Rezension

Fesselnder historischer Roman

Die Feinde der Hansetochter - Sabine Weiß

Die Feinde der Hansetochter
von Sabine Weiß

Bewertet mit 5 Sternen

Wir schreiben das Jahr 1379. Auf Schonen wird Wigger, der Bastard des Herrn von Bernevur, von einem Bärtigen bezahlt, um eine Familie zu ruinieren und auszulöschen.

Auf Gotland besuchen Asta und Sasse zusammen mit Katrine das Dorf ihrer Eltern. Als Asta

in eine alte Höhle klettert, holt sie die Vergangenheit ein.

In Lübeck kehrt Adrian zu seiner Frau Henrike von einer Handelsfahrt zurück. Er schenkt ihr eigene Handelsmerke.

Die Autorin hat einen spannenden und abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Das Buch hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Geschickt werden die verschiedenen Handlungsstränge zusammengeführt. Es ist der zweite Roman um Adrian und Henrike.

Henrike führt während der Abwesenheit ihres Mannes das Geschäft selbstständig. Das ist nicht immer einfach. Auch Adrian muss sich seinen Stand in Lübeck erst erarbeiten. Er stammt aus Brügge und hat deshalb Schwierigkeiten, einen Sitz im Rat zu erhalten. Schnell zeigt sich, dass Wigger auf die Spur von Adrian und Henrike gesetzt wurde. Nicht nur, dass Lamberts Geschäfte in Brügge immer schlechter gehen, auch Simon, Henrikes jüngerer Bruder, ist bei seiner Islandreise in Gefahr. Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Das gilt auch für viele Nebenrollen. Ich möchte mich auf wenige beschränken. Simon träumt von einem Leben als Ordensritter. Dem Alltag des Kaufmanns kann er nur wenig abgewinnen. Da er aber noch nicht volljährig ist, steht er unter der Vormundschaft seines Schwagers. Wigger, der gedungenen Mörder, leidet darunter, von seinem Vater nicht anerkannt zu sein. Um sich zu beweisen, ist ihm jedes Mittel recht.

Der Schriftstil des Buches ist gut lesbar. Ausführlich werden die kaufmännischen Gepflogenheiten der Zeit wiedergegeben. Auch die politischen Verhältnisse spielen häufig eine Rolle. Seeräuberei im Namen der Herrschenden machen der Hanse das Leben schwer. Gleichzeitig nehmen die Spannungen zwischen Dänemark bzw. Norwegen und Schweden zu. Detailgenau werden die Städte und Handlungsorte beschrieben, sei es Lübeck, Brügge oder Königsberg. Nicht überall sind die Kaufleute der Hanse gern gesehen. Das harte Leben in Island unterscheidet sich zwar von den Gegebenheiten in Lübeck, aber Habgier und Herrschsucht gibt es hier wie dort. Ausführlich erfahre ich, wie Falken zur Jagd abgerichtet werden, wie hart es Kaufleute trifft, wenn sie in Schulden geraten, warum die Handwerker sich gegen die Räte auflehnen und wie die Ordensritter ihren Auftrag verstehen. Sehr gut herausgearbeitete Dialoge bringen die Handlung häufig voran. So erklärt Adrian Simon, was er über die Machenschaften der Ordensritter weiß. Auch die Emotionen der Protagonisten werden gekonnt dargestellt. Sie zeigen sich in deren Handlungen. Rache und Eifersucht sind starke Motive für negative Verhaltensweisen. Dem gegenüber stehen Trauer und Wut über den unnötigen Verlust von Menschenleben. Hart sind die medizinischen Behandlungsmethoden der damaligen Zeit.

Eine ausführliches Personenregister zu Beginn, ein Glossar am Ende und Anmerkungen der Autorin zu Realität und Fiktion ergänzen das Buch.

Das zweigeteilter Cover mit der jungen Frau und der dunklen brennenden Stadt im oberen Teil und der hellen Stadtansicht unten veranschaulicht zwei Facetten der Geschichte.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die vielschichtige Handlung hat mich quer durch Norddeutschland und Nordeuropa geführt und mir umfangreiche Informationen über das Leben in der damaligen Zeit gegeben. Das Ganze war in eine Familiengeschichte mit gleichbleibend hohen Spannungsbogen verpackt.