Rezension

„Fiktiver historischer Roman rund um Kaiser Karl V.“

Reise nach Laredo -

Reise nach Laredo
von Arno Geiger

Bewertet mit 4 Sternen

Dieser Roman ist so ganz anders als die Bücher, die ich bisher von Arno Geiger gelesen habe („Das glückliche Geheimnis“, „Selbstportrait mit Flusspferd“). Als ich zu ihm gegriffen habe, war mir nicht bekannt, dass Geiger in ihm die letzten Lebensmonate des tatsächlich existent gewesenen Kaisers Karl V. von Spanien fiktiv, aber durchaus unter Verarbeitung von Fakten thematisiert. 58jährig dankte er ab und zog sich in ein spartanisches Kloster in Yuste zurück. In der Realität begab er sich von seinem Herrschersitz in Laredo auf seine letzte Reise in dieses Kloster; der Roman schildert rückwärts eine Reise vom Kloster nach Laredo, in Begleitung seines illegitimen elfjährigen Sohnes. Nachdem ich mich über diesen Herrscher ein wenig kundig gemacht habe, ist mir aufgefallen, wie viele tatsächliche Besonderheiten den Weg in die Geschichte gefunden haben – seine Vorliebe für schwarze Kleidung, seine Fettleibigkeit, seine Krankheiten, sein Wunsch nach Ruhe und seine Suche nach dem Sinn des Lebens im Alter. Interessant ist auch die Beschreibung typischer zeitgenössischer Besonderheiten wie etwa die Sonderstellung der diskriminierten Cagots in Spanien. Historisches Interesse sollte also schon bei der Lektüre vorhanden sein. Die Geschichte fesselt durch die Abenteuer, die der ehemalige Monarch auf seiner Reise erlebt, die einem modernen Road-Movie ähnelt. Die Sprache der Erzählung ist sehr bildhaft und schwermütig, regt dadurch den Leser an, sich mit eben den Fragen zu beschäftigen, auf die auch Karl eine Antwort sucht.