Rezension

Flucht und Fremdsein

Der Geruch von Ruß und Rosen -

Der Geruch von Ruß und Rosen
von Julya Rabinowich

Bewertet mit 4 Sternen

Im Mittelpunkt von “Der Geruch von Ruß und Rosen“ von Julya Rabinowich steht das junge Mädchen Madina. Sie ist mit ihrer Mutter, ihrem kleinen Bruder Rami und ihrer Tante Amina, der Schwester der Mutter, vor dem Krieg in ein anderes, sicheres Land geflohen, wo nicht jeder sie willkommen heißt. Sie finden jedoch auch Unterstützung, z.B. von Susi, in deren Haus sie nach der Unterbringung in einem Flüchtlingsheim wohnen. Madina hat in Laura eine sehr liebe Freundin, auf die sie sich immer verlassen kann. Dann ist der Krieg vorbei, und Madina reist mit ihrer Tante heimlich in die alte Heimat zurück, um ihren Vater zu finden, bzw. sein Schicksal aufzuklären. Auch Amina hat noch eine Rechnung offen, sucht den Kontakt zu ihrer Familie.
Die Autorin zeigt in diesem dritten Band einer Serie, dass es im Krieg nur Verlierer gibt. Niemand kann jemals vergessen, was ihm widerfahren ist: physische und psychische Qualen, materielle Verluste, der Tod geliebter Menschen: „Man kann nicht weglaufen vor dem, was der Krieg gesät hat.“ (S. 193) und “Krieg ist ein Arschloch.“ (S. 194). Die Autorin nennt bewusst weder das Land, in dem der Krieg stattfand noch die Sprache, die die Figuren sprechen, weil die Schicksale, die sie beschreibt, für unzählige andere, gleichartige stehen. Die Protagonistin ist sehr sympathisch, ihre Sprache authentisch. Sie wird im Laufe der Geschichte erwachsen, legt die viel zu früh übernommene Verantwortung ab wie einen viel zu schweren Rucksack (S. 229) und beschließt von nun an, ihr eigenes Leben zu leben, nachdem sie jahrelang eine Art Pufferzone in ihrer Familie war und bei Konflikten immer ausgleichend gewirkt hat.
Der Leser ist aufgefordert, Empathie zu zeigen und Hilfe zu leisten, statt etwa Flüchtlinge pauschal als Sozialschmarotzer zu verunglimpfen. Ein wichtiges, empfehlenswertes Buch.