Rezension

Für mich das emotionalste Buch des Autors

Ada, das Mädchen aus Berlin - Ronald H. Balson

Ada, das Mädchen aus Berlin
von Ronald H. Balson

Bewertet mit 5 Sternen

Auch der dritte Band von Ronald H. Balso konnte mich tief bewegen. Gemeinsam mit der Anwältin Catherine und ihrem Mann Liam geht es in die Toskana um Gabriella Vincenzo zu helfen. Ihre Geschichte geht zurück in die Zeit des Zweiten Weltkrieges und zur Geschichte von Ada, das Mädchen aus Berlin.

Die Anwältin Catherine Lockhart und ihr Mann Liam werden von ihrem Freund gebeten seiner Tante Gabriella Vincenzo in der Toskana zu helfen. Sie hat ein schönes Weingut mit Villa und nun wird es ihr streitig gemacht, angeblich hat sie es nicht rechtsmässig erworben. Ohne große Hoffnung reisen Catherine und Liam nach Italien und lernen dort die Geschichte von Ada kennen. Sie wurde 1918 in Berlin geboren und erbte das gleiche Talent wie ihr Vater – eine Meisterin an der Violine. Doch dann verschärfen sich die Gesetze durch die Machtergreifung von Hitler und die Familie Baumgarten muss um alles bangen da sie Juden sind. Doch wie soll die Geschichte von Ada aus den 30igern mit den aktuellen Geschehnissen von Gabriella Vincenzo zusammenpassen?

„Wir waren bester Laune und stießen auf meine Zukunft an. Diesen Augenblick habe ich in meinem Gedächtnis bewahrt, denn danach begann der allmähliche Untergang meiner Familie“. (Seite 167)

Ich habe alle Bücher die Roland H. Balson auf den Markt gebracht hat, gelesen. Durch die beginnende Reihe sind mir gerade Catherine und Liam sehr ans Herz gewachsen und ich bewundere ihre Zusammenarbeit und den Kampf für Gerechtigkeit. Durch den ersten Fall hat sich Catherine einen guten Ruf erworben Menschen zu helfen die durch die Nationalsozialisten damals vieles oder alles verloren haben.

Und doch muss ich sagen, dass mit diesem dritten Buch der Autor komplett ins Schwarze getroffen hat, da er viele Dinge die ich schätze und mag mit Themen verbunden hat die mich interessieren, bewegen und aktuell bleiben müssen! Und trotz der vielen ruhigen Stellen hat diese Geschichte mich am meisten mitgerissen, bewegt und zum Ende sind mir die Tränen gelaufen.

Der Schreibstil des Autors ist, wie immer, ruhig, angenehm, zu Beginn gibt es kein großes Aufsehen um den Fall, man sortiert die Sachlage und die Möglichkeiten. Es kommt der Punkt an der die Spannung, das emotionale Erlebnis der Geschichte so zunimmt dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte. Ebenfalls beschreibt der Autor gerade die Umstände in Italien, die ländliche Gegend der Toskana so herrlich, bunt und duftend dass man das Gefühl hat man befinde sich dort.

Wie gesagt, durch die kleine Reihe sind mir Catherine und Liam sehr sympathisch geworden, sie sind ein eingespieltes Team und stehen auf der gleichen Seite, ergänzen sich ganz wundervoll.

Die Thematik des Autors hat nie an Brisanz, an Dringlichkeit verloren. Wie viele Firmen haben noch heute Länder, Gegenstände oder ähnliches in ihrem Besitz was sie damals, zur Zeit der Nationalsozialisten, nie rechtmässig „geerbt“ haben? Wer verschweigt, vertuscht noch heute? Und wird überhaupt noch genau hingesehen und für das Gerechte gekämpft? Wer musste was aufgeben um zu überleben?

Gabriella Vincenzo war für mich nicht einfach, sie ist eine ältere Dame die durch den Räumungsbefehl und das forsche Vorgehen der Gegenpartei erheblich seelischen Schaden erleidet und sich zurückzieht. Manchmal erinnerte mich ihr Verhalten an ein kleines, dickköpfiges Kind. Und doch wird das Verhalten zum Ende hin aufgeklärt.

Die Familie Baumgarten hat der Autor sehr wundervoll in ihre Zeit gesetzt. Und auch was er über die klassische Musik, den Aufbau eines Orchester, die Hierarchie von Musikern, die Aufgaben des Dirigenten, welche Oper zu welcher  Zeit mit welchem Thema geschrieben wurde - zu erzählen hatte-  die Liebe zu dieser einzigartigen Musik – das konnte mich unheimlich begeistern.

Ada steht mit ihrem Schicksal für viele Menschen die damals das gleiche oder ähnliche Schicksal erlitten wie ihre Familie und sie. Wir erleben durch Ada mit ihrer Familie den Aufschwung und das Umdenken in Deutschland, im Freundes – und Bekanntenkreis. Wie schwer es wurde eine „unerlaubte“ Liebe weiterhin zu halten, in diesen dunklen Zeiten. Wie schnell die Hoffnung zerschlagen wurde und neue Wege sich als Hoffnung oder Trugschluss erwiesen. Man fiebert mit jedem einzelnen Protagonisten mit, erlebt die Geschichte von Ada durch ihre Aufzeichnungen und bangt, hofft, leidet, lacht und liebt mit.

Das Ende war wieder von Überraschungen gesprenkelt, mit neuen Wendungen und war in seiner Umsetzung überzeugend und schlüssig. Und ich persönlich, von diesem Buch, mehr als angetan und ich empfehle seine Bücher unbedingt weiter!