Rezension

Ganz okay

Während ich schlief - Anna Sheehan

Während ich schlief
von Anna Sheehan

Bewertet mit 3 Sternen

Als Rose nach 62 Jahren Tiefschlaf von einem ihr unbekannten, jungen Mann geweckt wird, bricht eine Welt für sie zusammen. Ihre Familie und Freunde sind verschwunden und sie muss sich allein in einer ihr unbekannten Welt durchschlagen. Für das junge Mädchen ist das Ganze kein leichter Einstieg, denn obwohl sie mittlerweile Erbin eines Millionimperiums ist, kann sie dieses nicht genießen, da sich direkt Fremde und Presse auf sie stürzen. Als wäre das alles nicht verwirrend und zu viel genug, muss sie auch noch feststellen, dass ein Verfolger hinter ihr her ist, der ihr alles andere als gut gesinnt ist…

Dystopien gibt es aktuell wie Sand am Meer und ich konnte mich bislang noch nicht wirklich mit dem Genre anfreunden. Da mir allerdings von “Während ich schlief” der Klappentext so gut gefallen hat, wollte ich dem Buch eine faire Chance geben. Enttäuscht wurde ich hierbei nicht, komplett überzeugt allerdings auch nicht.

“Während ich schlief” ist Anna Sheehans erster Roman, was man ihr aber nicht anmerkt, da typische Anfängerfehler von ihr zum Großteil vermieden wurden. Der Schreibstil ist flüssig, einfühlsam und trotz der Thematik leicht zu lesen. Charaktere und Orte werden gut beschrieben und durch die vielen Details war es mir möglich, mir das Meiste auch bildlich vorzustellen. Ein Problem hatte ich jedoch mit der Erzählweise. Zwar wird hier alles ausführlich erklärt und beschrieben, aber die vielen Perspektiven haben mich zum Großteil dann doch irritiert. Einmal wird aus der Ich-Perspektive von Rose erzählt, dann von ihrem Verfolger und zwischendurch wird das Buch immer wieder aus einer neutralen Sicht erzählt. Im Prinzip ein guter Schachzug der Autorin, für mich jedoch verwirrend.

Rose’ Träume und ihre Entwicklung innerhalb der 62 Jahre Schlafenszeit erhalten hier genug Platz, um mehr über das Mädchen und ihre Gedanken zu erfahren. Trotz der langen Zeit versucht sie sich in der – für sie – neuen Welt durchzuschlagen. Sie wirkt mutig, reif und intelligent. Ihre Schwärmerei wirkt authentisch, ohne naiv oder kindisch zu wirken.
Interessant ist auch hier, wie ihr Verfolger dargestellt wird, denn dieser ist keinesfalls menschlich, sondern roboterartig. Diese Idee ist zwar nicht gänzlich neu, aber passt gut in die Entwicklung der letzten 62 Jahre, die Rose durch ihren Schlaf verpasst hat. Allerdings muss hier gesagt werden, dass das roboterartige Wesen dieser Geschichte zwar gut tut, jedoch auch sehr vorhersehbar wirkt. Groß überrascht wurde ich hierdurch nicht, was ich der Autorin aber aufgrund ihrer Schreiberfahrung nicht übel nehme.

Die Buch- und Covergestaltung ist schlicht gehalten, hat mir jedoch gut gefallen. Abgebildet ist Rose während ihres 62-jährigen Schlafs. Die vielen Blautöne sind eine gute Mischung und ihr reines, unschuldiges Gesicht rundet das Cover ab. Auch die Kurzbeschreibung hat mir gefallen. Sie beinhaltet das Wesentliche, ohne dabei zu viel zu verraten.

Insgesamt ist “Während ich schlief” eine gute Geschichte, die mich für ein paar Stunden unterhalten, aber nicht in den Bann ziehen konnte. Allerdings hat mir dieses Buch das Genre Dystopie näher gebracht, was bislang keines zuvor geschafft hat. Fans von phantastischen Liebesgeschichten, Science-Fiction und Dystopien werden an diesem Buch ihre wahre Freude haben.