Rezension

Ganz okay, nur zwischenzeitlich mit ein paar Längen

Der Klang unserer Liebe -

Der Klang unserer Liebe
von Kate Clayborn

Bewertet mit 3.5 Sternen

Für mich war dies das erste Buch von Autorin Kate Clayborn und aufgrund des Klappentextes erwartete ich eine unterhaltsame Love Story mit viel Herzklopfen und Schmunzelmomenten. Der Humor packte mich nicht so ganz, dafür war der stets lebensnahe Wortlaut in den Dialogen (- vor allem in Form der gedanklichen Einfügungen -) genau mein Fall.

Als Teenager verliebt sich Will Sterling in ein Mädchen, dessen Lachen ihn verzaubert hat. Dumm nur, dass seine Augen zu diesem Zeitpunkt nicht die besten sind – aus Eitelkeit und Angst vor einer Brille hatte er sich bisher durchs Leben gemogelt, ohne dass seine Sehschwäche jemandem aufgefallen wäre, und nun kann er seine Traumfrau, die auf einem Balkon steht, nicht einmal gescheit erkennen. Ihr Gesicht ist oval, ihre Haarfarbe braun, mehr Details sieht Will nicht. Allerdings wird er kurz darauf ohnehin aus seinen frisch verliebten Gedanken gerissen, denn zufällig hört er ein Gespräch zwischen seiner Mutter und seinem ihm bis dahin unbekannten Onkel mit an, das nicht für seine Ohren bestimmt gewesen war. An diesem Tag beschließt er, seine Kindheit zu beenden und ab sofort erwachsen zu sein. Sechzehn Jahre später ist Will, der inzwischen als Arzt in einem Krankenhaus arbeitet, zurück am Haus seines Onkels, welches dieser ihm vererbt hat. Er hat keine guten Erinnerungen an diesen Ort und möchte den Besitz schnellstmöglich verkaufen. Doch dann hört er wieder diese einzigartige Stimme von einem Balkon herunterwehen… Wie sich herausstellt, gehört diese zu Nora – die fuchsteufelswild ist darüber, dass Will die Wohnung seines Onkels für Kurzmieter bereitstellen möchte. Auch die restlichen Hausbewohner:innen, eine eingeschworene Gemeinschaft voller urig-schrulliger Unikate, die das Haus als ihren zu schützenden Lebensraum betrachten, sind entsetzt und leisten durch diverse Sabotageakte erbitterten Widerstand gegen Wills Pläne.

Mein Highlight des Romans waren die Nebenfiguren, allen voran Wills Chef, der zunächst unnahbar und pedantisch wirkende Dr. Gerald Abraham, dessen trockene, aber klugen Kommentare ich einfach herrlich fand, und seine vor Fröhlichkeit und Energie übersprudelnde Ex-Frau, Sally Nicht-mehr-Abraham. Den Plot um diese zwei Figuren fand ich tatsächlich niedlicher als die Haupthandlung und hätte gerne viel mehr Szenen mit ihnen gelesen, zum Beispiel statt der Passagen, in denen es um verschiedene Bewohner:innen des Hauses geht.

Dabei ist der Schreibstil an sich super angenehm, locker und umgangssprachlich gehalten. Will und Nora, aus deren beider Sicht abwechselnd erzählt wird, sind sympathische junge Menschen. Für meinen Geschmack passierte in Sachen Handlung zu wenig; mir fehlte es an Spannung. Zudem erreichte mich die Annäherung zwischen Nora und Will emotional nicht so recht; es war nett, aber ohne jeden Pep.

Kurzum: Tolle Idee, sehr viel Potential für eine Verfilmung als romantische Komödie im TV-Abendprogramm; in Buchform jedoch zu viele Längen, in denen ich das Gefühl hatte, auf der Stelle zu treten, und Figuren, die zwar liebenswert sind, deren Miteinander mich aber leider nicht mitreißen konnte. Es ist ein solides 3 ½-bis-4-Sterne-Werk für Zwischendurch. Wer ein paar entspannte Lesestunden genießen möchte und kurzweile Liebesromane ohne viel Drama mag, ist hiermit gut beraten.