Rezension

ganz schön Mugabig

Kein Tee mit Mugabe - Antje Waldschmidt

Kein Tee mit Mugabe
von Antje Waldschmidt

Bewertet mit 4 Sternen

Ein toller Reisebericht, der eher einem Bericht, als einer Geschichte ähnelt. Wer gerne nähere Infos zu einem Land haben möchte incl. politischen Hintergrund ist mit Diesem goldrichtig.

Im Gegensatz zu Andre, meinem Partner, war ich nicht so hellauf begeistert von dem Buch. Deshalb habe ich euch auch beide Meinungen da gelassen, die meines Partners und meine. Am Anfang fand ich die Story noch gut und begeisterte mich für Afrika. Der Leser erfährt auch viel über Land und Leute, nur leider ist mir der Reisebericht an sich etwas zu weit aus dem Fokus gerückt. Ich bin nicht so politisch interessiert, und möchte mich in dem Land nicht niederlassen, da hätte es mir gereicht so einfache Gepflogenheiten des Landes und grobe Informationen zu erhalten. Hier in diesem Roman hat es die Autorin schon ziemlich vertieft. Manchmal hatte ich dadurch gar keine Lust weiterzulesen. Der Bericht zog sich dann in die Länge und die eigentliche Reise geriet auf Abwegen.

Die Texte lasen sich gut. Schön rund und rhythmisch konnte man durch die Seiten fliegen. Und wenn man die, für meinen Geschmack, zu vielen Hintergründe der Länder weglässt, war es auch eine schöne Reisegeschichte, bei welcher ich Luft aufs Reisen bekam, vor allem weil Backpacking mich wirklich reizt.

Andres Meinung zum Buch:

Der Titel wie auch der Untertitel „Mit dem Rucksack durch das südliche Afrika“ erregte direkt meine Aufmerksamkeit. Als jemand, der selbst das Reisen liebt und schon zahlreiche, teils exotische Länder bereist hat – teilweise auch mit dem Rucksack – klang das nach sehr interessanter Lektüre. Zu alledem ließ der Titel auch einen gewissen politischen Inhalt vermuten. Noch etwas das mich reizte. Denn beim Reisen interessiere ich mich auch sehr für die Kultur, Geschichte und Politik eines Landes.
Nun muss ich gestehen, dass ganz Afrika noch ein weißer Fleck auf der Karte jener Länder ist, die ich gesehen habe. Mosambik, Simbabwe und Sambia sind schließlich nicht gerade die beliebtesten und bekanntesten Reiseziele auf unserem Globus – nicht mal auf dem schwarzen Kontinent.
Nun, wo das Buch gelesen neben mir auf dem Schreibtisch liegt, bin ich um vieles schlauer was die Länder im Südosten Afrikas angeht. …Und ich habe große Lust bekommen mal die Orte zu bereisen. So gut ich mich in der Welt auskenne, ich habe viel Neues kennengelernt. Von Ecken wie dem mosambikanischen Bazaruto Archipel hatte ich vorher nie gehört! Auch den Kariba Stausee als einen der Größten der Welt, hatte ich nicht auf dem Schirm. Daher war es ein hochinteressantes Buch für mich. Das eigentlich entscheidende – dass was wohl jeder Reisende, der abseits der ausgelatschten Massentourismuspfade die Welt erkundet – zu schätzen weiß: die Begegnungen mit Menschen vor Ort. Die unterschiedlichen, oft einzigartigen Charaktere. Die vielen kleinen Geschichten die man auf
einer Reise erlebt. Teils skurril, teils emotional, teils amüsant. Das Wechselbad der Gefühle aus Reisestress, dem Zauber paradiesischer Orte, Kälte und Hitze, Staub und blauer Himmel in Kombination mit türkisfarbenes Wasser, schmutzige Unterkünfte und köstliches Essen. All das beschrieb dieses Buch wunderbar. Jedes Mal, wenn ich darin versank war es ein kleiner gedanklicher Ausflug nach Afrika.
Das Buch ist gut geschrieben, lässt sich sehr angenehm lesen. Gelegentliche Wortspiele und amüsante Formulierungen sorgten bei mir immer mal für den einen oder andern Schmunzler. Das einzige, was mir persönlich nicht so gut gefallen hat – gut ich bin halt ein Mann – die mitunter ausgeschmückten weiblichen Bewertungen der Attraktivität der männlichen Bekanntschaften. Zumal es die Erwartungen auf noch ganz andere Abenteuer schürte, auf die man jedoch stets vergebens wartete. Des Weiteren hing sich die Autorin an der Beschreibung mancher Begegnungen sehr lange auf, sodass sich beim Lesen ein wenig lange Weile begann breit zu machen. Im Gegenzug dazu fand ich die gelegentlichen Erklärungen politischer, kultureller oder sozialer Hintergrundsituationen sehr gut. Somit ist dieses Buch nicht nur Unterhaltung, sondern auch eine gewisse Bildung.
Mein Fazit daher ist: wärmstens weiterzuempfehlen! Speziell an alle die, die Abenteuer- und Reiselust im Blut haben, sowie sich für die Ecke der Welt interessieren. Leider kann ich mich nicht entscheiden, ob ich das Buch mit 4 oder 5 Sternen bewerten würde. Mein Bauch sagt fünf, denn ich
fand es insgesamt echt gut; mein Kopf sagt vier, denn zu Perfekt fehlte aufgrund meiner genannten Kritikpunkte noch ein klein wenig.
Schließen möchte ich meine Rezension mit dem Ende des Buches beenden, denn da erfährt man auch die Hintergründe zum Titel. Und ich hätte gern meinen überraschten Gesichtsausdruck beim Lesen der letzten Seite gesehen. Aber He, nicht schummeln! Schön Seite für Seite lesen und nicht vorblättern. Das Buch ist es wert.