Rezension

Gefangen in der Einsamkeit

Triceratops - Stephan Roiss

Triceratops
von Stephan Roiss

Bewertet mit 2.5 Sternen

Aufmerksam wurde ich auf „Triceratops“ von Stephan Roiss, weil das Buch auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2020 stand. Die Leseprobe machte mich im vergangenen Jahr neugierig auf das Buch und so landete es schließlich auf meinem eReader. Und wie das manchmal so ist, drängelten sich zwischenzeitlich andere Bücher in den Vordergrund und ich vergaß gänzlich, worum es in dem Buch eigentlich geht. Als ich kürzlich beschloss es endlich zu lesen, ging ich daher völlig unbeeinflusst von Klappentext oder sonstigen Informationen an das Buch heran. Ich wusste lediglich, dass der Deutsche Buchpreis 2020 von einem anderen Buch gewonnen worden war.

Beim Lesen finde ich mich inmitten der Gedankenwelt eines Kindes in den 1980er Jahren wieder. Der Junge, der in dem kompletten Buch namenlos bleibt, beschreibt sein Erleben in der Wir-Perspektive. Aber auch anhand der Sprache merkt man als Leser schnell, dass mit diesem Jungen irgendetwas nicht stimmt. Die Erzählweise ist merkwürdig abgehackt und gefühllos. Dies zu lesen macht nicht unbedingt Freude und auch nicht die nicht lineare Erzählweise, die einen durch das Leben dieses eigenartigen Jungen springen lässt und allmählich in kurzen Kapiteln immer mehr von seinem Umfeld offenbart. Denn in einen Lesefluss gerät man dadurch nicht.

Aber dies ist auch keine Geschichte zum Zurücklehnen und Schmökern, denn der Junge wird in einer Familie mit psychischen Erkrankungen groß, die nicht die besten Voraussetzungen für ein gesundes Heranwachsen bietet. Das unglückliche Kind isst zu viel, wird übergewichtig, hat ständig Ekzeme und wird auch noch in der Schule gemobbt. Es hätte gerne die Hörner, den Nackenschild und den wehrhaften Panzer eines Triceratops, denn immer wieder kratzt er sich seine dünne verletzliche Haut auf, bis sie in blutigen Fetzen hängt.

Im zweiten Teil des Buches ändert sich glücklicherweise die Wahrnehmung des Jungen und damit auch die Sprache, die ab sofort etwas beschreibender wird. Die Grundstimmung bleibt jedoch bedrückend. Der inzwischen Jugendliche entwickelt sich und sucht nicht nur seinen Weg im Leben, sondern versucht auch mit seiner Wut fertigzuwerden. Ohne menschlichen Beistand oder die Fähigkeit zur Selbstreflexion probiert er einiges aus, gerät auf Abwege und muss mit ansehen, wie es mit seiner Familie immer weiter bergab geht.

So richtig nah komme ich diesem Protagonisten beim Lesen jedoch nicht und auch stilistisch konnte mich das Buch nicht fesseln. Aber dennoch war mein Interesse so weit geweckt, dass ich erfahren wollte, wie diese Geschichte endet und was sie mir eigentlich vermitteln möchte. Denn vieles wird in diesem Roman nur angedeutet und manches klischeehaft abgearbeitet. Letztlich ließ mich das Ende im wahrsten Sinne des Wortes gespalten und mit dem Eindruck zurück, dass man aus dieser Geschichte mehr hätte machen können.