Rezension

Erwartungen nicht ganz erfüllt

Triceratops - Stephan Roiss

Triceratops
von Stephan Roiss

Bewertet mit 3 Sternen

Bereits das Cover und die Inhaltsangabe von Stephan Roiss „Triceratops“ haben es in sich! Das Cover ist ästhetisch, simpel und würde sich auch im Bilderrahmen an der Wand gut machen. Der Klappentext hat fast schon Cliffhanger-Charakter. Kurz gesagt: Alles macht total Lust darauf, es zu Lesen!

Im Roman folgen wir dann einem namenlosen Erzähler, der von sich selbst konsequent als „Wir“ spricht. Er wächst mit einer bedürftigen, psychisch kranker Mutter und einem recht gleichgültigem Vater auf. Die diversen Anzeichen dafür wie schlecht es ihm damit geht, einziger Tröster seiner Mutter zu sein, werden recht oberflächlich behandelt, sind aber sehr präsent. Als wollte unser Erzähler sie schon während seinem Bericht am liebsten vergessen. Cortisonsalbe statt Änderung der Lebensbedingungen. Auch seine Schwester scheint einigen Schaden davongetragen zu haben, nur fällt es bei ihr vorerst weniger ins Auge.

Der Junge, der gerne Monster mal, macht sich im Laufe des Romans. Er nabelt sich – Pubertät sei dank – ab, bleibt aber trotzdem stumm zu allen was schief gelaufen ist. Auch seine körperlichen Probleme bleiben. Es war schön zu lesen, dass der sensible junge nicht kaputtgeht und sich selbst hilft. Allerdings blieb es mir insgesamt doch zu distanziert.

Die gemalten Monster haben mir gut gefallen. Und auch wie Rioss ohne es direkt zu benennen, den Schmerz und die Probleme seiner Figuren aufzeigt. Dazu las sich „Triceratops" schnell und angenehm, reichte für meinen Geschmack aber nicht an die geschürten Erwartungen heran.

Wer „Vater unser“ von Angela Lehner gerne gelesen hat, der dürfte auch hieran seine Freude haben. Zwar spart sich Roiss den Witz aber sein Hauptcharakter ist liebenswerter. Für mich war der Romans insgesamt solide aber nicht beeindruckend.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 30. November 2020 um 20:01

Aber er war anders. Und von den Buchpreisbüchern gefällt er mir bisher, zusammen mit Goldene Jahre am besten. Romane, die man wenigstens ohne weiteres versteht und die trotzdem den scheinbar geforderten neuen innovativen literaischen Weg eingeschlagen haben.
 

katzenminze kommentierte am 30. November 2020 um 20:23

Er war so ähnlich wie Vater unser. Österreichische Psychiatrie Romane. Mal sehen ob es nächstes Jahr wieder einen gibt. Ich mochte andere lieber. Aber wir sind uns ja eh sowas von uneinig dieses Jahr! :D

Schokoloko28 kommentierte am 01. Dezember 2020 um 17:17

Ich fand es sehr gut. Auch am Ende mit dieser Abwärtsspirale des Verhaltens und der Konstellation der Familie (zugespitzte Situation) gefiel mir richtig gut. Leider war das Ende für mein Empfinden unbefriedigend, da es keine Perspektive auf eine Besserung zeigt. Manchmal verlaufen Lebenswege so, doch als Leser wünscht man sich auch, dass es irgendwann wieder besser wird.

katzenminze kommentierte am 02. Dezember 2020 um 16:53

Dass das Ende eher perspektivlos ist, hat mich gar nicht so gestört. Ich glaube ich habe mir mehr Drama davon erwartet. Einen Knall innerhalb der Familie, irgendwas, was die Sprachlosigkeit auflöst. So wie es geschrieben ist, mag es realistisch sein, aber ich hab immer gewartet und gewartet und irgendwie war das unbefriedigend. ;)

Schokoloko28 kommentierte am 02. Dezember 2020 um 20:14

Ich persönlich habe in der Psychiatrie gearbeitet und manchmal mache ich das auch noch. Ich empfand das alles sehr realistisch. Auch diese Sprachlosigkeit des Vaters und das "Glattbügeln" des Vaters über die Panikattacken der Mutter empfand ich als sehr realitätsnah. Es spiegelt einfach diese Hilflosigkeit und das Kind, welches die Mutter "retten" oder "heilen" möchte, was es aber nicht kann.

gst kommentierte am 04. Dezember 2020 um 15:08

Diese Hilflosgkeit der Erwachsenen hat mich besonders schockiert. Das Buch an sich fand ich hervorragend. Es ging mir tief unter die Haut. Gerade diese emotionslose Schreibe, die so viel beinhaltet, hat mich beeindruckt.

Ich glaube, jeder liest das Buch anders. Je nachdem, welche eigenen Erfahrungen mitspielen.