Rezension

Gefühlvoll und schön

Lichte Tage -

Lichte Tage
von Sarah Winman

Bewertet mit 4 Sternen

LICHTE TAGE
Sarah Winman
„Wer waren wir, Ellis, ich und Annie? So oft habe ich versucht, uns zu erklären, aber jedes Mal bin ich gescheitert. Wir waren alles, und dann zerbrachen wir. Aber ich war es, der uns zerbrach. Das weiß ich. Nach Mabels Tod kam ich nie zurück.“ ( S.218)
Alles begann mit einem Bild, das Ellis Mutter Dora bei einer Tombola gewann. 15 Sonnenblumen im strahlendem Chromgelb. Eine Kopie eines bekannten Künstlers. Ihr Ehemann war sauer auf Dora - er hätte lieber die Flasche Whisky als Gewinn gehabt, aber Dora setzte sich durch.
Das war jedoch alles vor Ellis Geburt und sollte erst später wichtig werden.
Ellis schiebt seit Jahren in der Autofabrik Nachtschichten. Er ist wie ein Roboter: Wacht abends auf, geht zur Nachtschicht und bessert Dellen aus, geht am frühen Morgen nach Hause und schläft. Er ist einsam - seit dem Tag, als seine Liebsten von ihm gingen.
Ellis kannte Michael schon seit seiner Kindheit. Sie waren sich begegnet und wussten sofort, dass sie Freunde fürs Leben werden. 
Beide hatten eine Liebe zur Kunst und Poesie. 
Michael wohnte bei der liebevollen Marbel, da er keine Eltern mehr hatte, und Ellis zog es immer öfter zu Marbel hin; seit Dora gestorben war, seine Mutter, die seine Kunst und Gabe immer unterstützte, die ihm noch kurz vor ihrem Tod das Versprechen abnahm, nie mit Zeichnen aufzuhören. Doch sein Vater wollte nach ihrem Tode, dass er die Schule verlässt und schaffen geht und setzte dieses mit seinen Fäusten durch. 
Ellis und Michael reisten als Teenager gemeinsam in die Ferien, zu dem Ort, zu dem sich Dora damals träumte. Sie fuhren nach Frankreich, ans Meer, zu den Sonnenblumen und zwischen ihnen entstand eine Liebe, die hart auf die Probe gestellt wurde, als sie Annie kennenlernten.
Das Buch wird auf mehreren Ebenen erzählt. Es geht um Freundschaft, um eine Dreiecksbeziehung, um Vertrauen und um die erste zarte Liebe, die so besonders ist.
"Ich frage mich, wie es wohl klingt, wenn ein Herz bricht. Ich glaube, es wäre leise, kaum wahrnehmbar, und gänzlich unspektakulär - wie eine erschöpfte Schwalbe, die sanft zu Boden fällt." (S.194)
Auch wenn mir Ellis nicht sonderlich sympathisch war, mochte ich seine Erzählungen. Ich konnte seinen Verlust und seine Trauer so gut nachempfinden. Michael war mir sofort sympathisch. Seine Geschichte war so besonders und fragil wie die erste Liebe.
4/ 5