Rezension

Geht auf keine Kuhhaut

Die Infantin trägt den Scheitel links - Helena Adler

Die Infantin trägt den Scheitel links
von Helena Adler

Bewertet mit 5 Sternen

Ein wahnsinniger Roman zum verrückt werden mit brachialer Sprache, irgendwie zum Kopfschütteln, gleichzeitig grandios. Damit könnte meine Bewertung bereits allumfänglich abgeschlossen sein.

Helena Adler erzählt eine Geschichte, die wohl in den frühen Achtzigerjahren spielt. Sie behandelt das Heranwachsen eines Mädchen in bäuerlichen Gefilden, das unter den älteren Zwillingsschwestern sowie unter der allzu frommen Mutter leidet. Wo Bezüge zum Zeitgeschehen auf Achtziger schließen lassen, erinnern das sonstige Setting und der Sprachgebrauch an die Fünfziger. Auch das Cover lässt eher frühere Jahrzehnte vermuten, wobei es sich auch um ein verunstaltetes Foto der Mutter oder Großmutter unserer Protagonistin handeln könnte.

Durch dieses Feuerwerk an Sprache stand für mich weniger die Geschichte an sich im Mittelpunkt, vielmehr die damit verbundenen Gefühle der Heranwachsenden. Förmlich wie ein Tsunami hat mich die diplomatielose, ungeschönte, rotzfreche Sprache überrollt. Meistens hat mich diese Übertreibung amüsiert, manchmal kurz überfordert. 

Ingesamt habe ich die Lektüre als Abwechslung zu unserer Streit vermeidenden Kultur als erfrischend empfunden und sehr genossen. Vor dem Abenteuer, sich mit Haut und Haaren in dieses Werk zu stürzen, empfehle ich das Lesen einer Leseprobe. Der Roman ist extrem und kommt vielleicht nicht bei Jedem gut an. Ich fand ihn MEGA.