Rezension

geht unter die Haut

Meine Schwester, die Serienmörderin - Oyinkan Braithwaite

Meine Schwester, die Serienmörderin
von Oyinkan Braithwaite

Bewertet mit 5 Sternen

Eine Geschichte, die unter die Haut geht. Korede ist Krankenschwester, tüchtig und fleißig und sieht nicht besonders aus. Ihre Schwester Ayoola  ist wunderschön und wird von ihrer Mutter und allen Männern, denen sie begegnet vergöttert. Gemeinsam haben sie eine schreckliche Kindheit mit einem grausamen Vater. 

Während Korede heimlich in den Arzt Tade verliebt ist, bringt Ayoola ihre Freunde um. Danach ruft sie ihre Schwester Korede an, damit diese sich um die Leiche kümmert. Ayoola genießt das Leben und scheint keine Gewissensbisse zu haben, während Korede, die von klein auf ihre jüngere Schwester beschützt hat, zunehmend unter Ayoolas Taten leidet. Aber da sie ja mit niemandem darüber sprechen kann, "vertraut" sie sich einem Komapatienten an. Und dann kommt der Tag, an dem Ayoola dem Arzt Tade begegnet...

Ich finde diese Geschichte toll. Auf nur 240 Seiten gelingt es der Autorin mit scheinbar harmlosen Sätzen ein Schreckensszenario zu zeigen. Man fühlt mit Korede, die sich selbst häßlich findet, die unglücklich verliebt ist und deren Leben von dem rücksichtslosen egoistischen Verhalten der Schwester bestimmt ist. Jeder Versuch, sich zu lösen oder etwas eigenes zu haben, scheitert. Sie will z.B. nicht, dass ihre Schwester zu ihrem Arbeitsplatz kommt, aber Ayoola setzt sich wie immer über all ihre Wünsche und Bedürfnisse hinweg und macht was sie will. Die Mutter ist immer auf Ayoolas Seite und macht Korede ständig Vorwürfe, dass sie nicht all die Wünsche Ayoolas mit Begeisterung erfüllt. Allein die Kindheit ist schon furchtbar genug und die Gewalt und der Terror endet erst mit dem Tod des Vaters. Und während Korede versucht, Ayoola zu retten und Tade zu retten, erfährt sie am eigenen Leib, wie böse und intrigant ihre Schwester ist und jeder Versuch, das Unheil abzuwenden, sie als Lügnerin und Intrigantin dastehen lässt. Koredes Schicksal und die Erkenntnis, dass sie nie frei sein wird geht unter die Haut. Denn obwohl sie alles versucht, sich immer bemüht, klüger, reifer und anständiger als Ayoola ist, ist sie völlig machtlos gegen das Schicksal und ihre Schwester.

Das Buch ist in vielen Kurzen (2-3 Seiten) und sehr kurzen (ein paar Zeilen) Kapiteln geschrieben, die zeitlich auch mal in die Kindheit zurückspringen, aber durch Überschriften deutlich gekennzeichnet sind. Manchmal hat man Angst, vor dem, was man als nächstes lesen wird, als ob nicht alles schon schlimm genug ist. Habe das Buch an einem Tag verschlungen. Es ist flüssig geschrieben und mit einer Leichtigkeit und Humor, die im Gegesatz zum Inhalt stehen und diesen dadurch besonders schrecklich erscheinen lassen. Was ich auch interessant fand, war, dass es in Nigeria spielte. Auch wenn es überall hätte spielen können, gibt es doch kleine Einblicke in das heutige Leben in Nigeria. Ich verstehe den Hype um das Buch und freue mich, mehr von der Autorin zu lesen.