Rezension

Gejammer auf hohem Niveau

Selbstporträt mit Flusspferd - Arno Geiger

Selbstporträt mit Flusspferd
von Arno Geiger

"Ich hatte Angst, dass mein Leben im Sand verlief. Ich hatte Angst, dass alles sinnlos war. Ich wusste, was mir fehlte, war ein Mensch."

Julian, 22, schwelgt in ewiger Trauer zu seiner Jugendliebe Judith, die nun schon ein wenig länger her ist. Er nimmt einen Job bei einem altenProfessor an und kümmert sich um dessen flusspferd - und verliebt sich in Aiko.

Das Buch berichtet laut Beschreibung vom Erwachsenwerden, von Liebe und Trennung und eines Flusspferds. Das kam allerdings verhältnismäßig selten vor; dem Titel entsprechend könnte man ihm eine größere Rolle zugedenken, aber eigentlich wird nicht näher auf das Tier eingegangen. Vielmehr füllen sich die Seiten mit endlosem Gejammer, Trennungsschmerz, beinahe depressionsartigen Gedanken... Allerdings auf sprachlich hohem Niveau, es macht tatsächlich irgendwie Spaß, Julian zuzuhören, weil man sich in vielen Aussagen wiedererkennt: was soll ich mit meinem Leben anfangen? Wo ist mein Platz im Leben? Herrgott, wie soll ich hier zurecht kommen? So was alles. Ziemlich oft musste ich das Buch aber aus der Hand legen für eine kleine Verschnaufpause - die anhaltende Trauer und Unsicherheit wirkte sich auch auf mich aus...

Alles in allem hätte ich mir das Buch etwas fröhlicher, leichter vorgestellt. Positiv hervorzuheben sind allerdings die Beschreibungen der stadt Wien, in der die Handlung spielt: endlich mal eine wahre Charakterisierung der Stadt und keine romantische Verherrlichung!