Rezension

Gelungen

Die drei ??? und das Gespensterschloss -

Die drei ??? und das Gespensterschloss
von Christopher Tauber

Bewertet mit 4.5 Sternen

Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Füchse aus der Marketingabteilung auch die Klassiker der Reihe auf den Comicmarkt bringen. Nachdem mich der Ausflug in die Zukunft der Drei Fragezeichen („Rocky Beach: Eine Interpretation.“) doch ziemlich deprimiert hat, endlich wieder eine rundum gelungene Graphic Novel.

Aus heutiger Sicht wirkt die Geschichte natürlich völlig aus der Zeit gefallen – keine Handys, keine Laptops. Stattdessen Tonbandgeräte und urtümliche Kameras. Kein Wunder: „Die drei ??? und das Gespensterschloss“ ist die erste Folge der Buchserie, die elfte der Hörspielvariante. Sie erschien 1964 in den USA und vier Jahre später in Deutschland.

Trotzdem hat die Story auch etwas absolut Zeitloses an sich. Für ein gutes Abenteuer braucht es nicht den aktuellen Stand der Technik. Wichtiger ist, sich Zeit zu nehmen für die Geschichte, Figuren, Dialoge und Details. All das passt hier. Jede einzelne Szene ist liebevoll ausgestaltet und gerade die Szenen im Spukschloss werden im Buch mit spürbarer Begeisterung für sich langsam steigerndes Gänsehautfeeling zelebriert.

Das kommt auch im Comic, der inhaltlich weitestgehend dem Buch folgt, nicht zu kurz. Er fängt die unheimliche Stimmung der Originalgeschichte super ein. Die gedeckte, bewusst altmodische, auf freundliche Gelbtöne reduzierte Farbauswahl wechselt während der Schlossmomente zu großartiger nebelschwadelig blau-grau-grüner Geisterbahnstimmung. Vor allem diese Szenen habe ich sehr genossen.

Der Anfang ist vielleicht etwas gemächlich, da sich die Fragezeichen (im Gegensatz zum Hörspiel) erst einmal erfolglos um den Auftrag bemühen, ein Spukschloss, das sich als Filmschauplatz eignet, zu finden. Danach wird es aber spannend. Gefahrensituationen am laufenden Band, Twists und clevere Recherchen der Drei machen den Fall bis heute zu einem Highlight der Reihe. Und das Augenmerk auf die Charaktere in all ihrer Unterschiedlichkeit und mit ihren kleinen Marotten lassen auch den Humor nicht zu kurz kommen.

Fazit: Gelungene Adaption einer spannenden Geschichte, die ein Selbstläufer sein dürfte. Nicht nur bei Altfans, sondern auch bei Jüngeren, wie ich aktuell bei meinem Patenkind beobachten kann.