Rezension

Geschichte ohne ersichtlichen Mehrwert

Denn nichts bleibt vergessen - Harriet Lane

Denn nichts bleibt vergessen
von Harriet Lane

Bewertet mit 2 Sternen

»Du erinnerst dich nicht an sie – aber sie hat dich nicht vergessen.« Nina und Emma sind beide Anfang vierzig und leben in Nordlondon, haben darüber hinaus aber nur wenig gemeinsam: Nina, elegant, weltgewandt und unabhängig, ist eine erfolgreiche Künstlerin und führt eine harmonische Ehe, ihre Tochter ist fast erwachsen. Emma dagegen sieht sich völlig dem Chaos ihres Familienalltags ausgeliefert, mit zwei kleinen Kindern, notorischen Geldsorgen und einer strapazierten Beziehung. Aus einer scheinbar zufälligen Begegnung heraus, freunden sich die beiden an – für Emma, von Ninas Gesellschaft fasziniert und geschmeichelt, eine willkommene Abwechslung. Doch Nina verfolgt eine andere Agenda und spielt ein undurchsichtiges Spiel. Denn wovon Emma nichts ahnt: Sie und Nina sind sich vor langer Zeit schon einmal begegnet. Und Nina erinnert sich genau, was damals passiert ist ...

Meine Meinung: 
Ich durfte das Buch aufgrund einer Leserunde lesen und bedanke mich dafür. 

Leider hat mich die Geschichte nicht so gepackt, wie der Klappentext es versprochen hatte. Die ganze Zeit wartet man in dieser Geschichte auf die Veröffentlichung des großen Geheimnisses. Leider ist dies auch der einzige Spannungsfaktor. Die Geschichte an sich und auch die Protagonistinnen sind einfach nicht sonderlich überzeugend. Daher bleibt man eigentlich nur am Ball, weil man das Verhalten der Protagonisten verstehen möchte. 
Da wird man dann leider am Ende stark enttäuscht. Es gibt zwar eine Auflösung, aber die ist sehr lapidar und lachhaft. Das Verhalten von Nina wird einem durch diese Auflösung trotzdem nicht klar. Das Ende ist dazu noch recht offen gehalten. Ich finde, dass sich hier ein Epilog angeboten hätte, damit man nicht ganz so im Regen stehen gelassen wird. 

Zu den Protagonistinnen: Emma und Nina sind ganz unterschiedliche Personen, aber beide sind ziemlich unsympathisch und anstrengend. Nina ist halt aus irgendeinem Grund sauer auf Emma und hintergeht und betrügt sie aufs Äußerste. Das Ganze ist absolut nicht nachvollziehbar und man liest eigentlich nur weiter, weil man sie verstehen will. Man will ihre unbändige Wut und ihre damit einhergehenden Handlungen nachvollziehen. Leider kann ich das auch nach dem Beenden des Buches nicht - schade! Ich frage mich wirklich, wie die Autorin so ein Ende und so eine Person erschaffen kann. Für mich ist Nina einfach gruselig. Da das Ende dann auch Ninas Persönlichkeit nicht erklären kann, ist für mich diese Geschichte ohne Mehrwert. Ich lerne aus der Geschichte nichts, ich erlebe keine Moral. Für mich geht es hier hauptsächlich um sinnlosen Neid und sinnlose Intrigen. 

Emma dagegen ist mir zum Ende hin schon etwas sympathischer, allerdings badet sie halt in Selbstmitleid. Sie hat ein selbstbestimmtes Leben, hat sich ihr Leben auch so ausgesucht, aber ist nur am Jammern und am Meckern. Das geht einem ganz schön auf die Nerven und ist auch für mich absolut nicht nachvollziehbar. Ich glaube, dass Kinder sehr anstrengend sein können, aber bei Emma kann man nicht nachvollziehen, warum sie überhaupt jemals Kinder haben wollte. Es erscheint immer so als würde sie alle ihre Probleme in sich hinein fressen und die Kinder auch nicht wirklich haben wollen. 

Das alles erscheint jetzt sehr negativ - ich muss aber hervor heben, dass mir insbesondere der Aufbau des Buches sehr gefallen hat. Ich habe in der Leserunde bemerkt, dass das Geschmackssache ist, aber ich habe gerade diesen Teil in der Geschichte als positiv empfunden. Und zwar erleben wir die gleichen Situationen aus Emmas und auch aus Ninas Sicht. Bedeutet, dass ein Treffen zwischen beiden 2mal erzählt wird, aber immer aus der jeweils anderen Sicht. Das fand ich alles andere als langweilig, sondern man konnte so etwas besser die Gedankengänge der Frauen verfolgen. Zwar war es teilweise unnötig ganze Dialoge 2mal zu lesen (da hätte man sicherlich kürzen können), aber ich fands gut das Gespräch aus Sicht jeder Frau zu verfolgen. Weil jeder Mensch Dinge ja auch anders wahrnimmt und gerade das wird dann in diesem Buch sehr deutlich und ist meiner Meinung nach auch das große Oberthema der Geschichte.  

Fazit: 
Eine Geschichte über Intrigen, Neid, aber auch um die unterschiedliche Wahrnehmung gleicher Situationen von unterschiedlichen Menschen. Mir hat insbesondere die Schilderung gleicher Situationen aus Sicht beider Protagonistinnen sehr gut gefallen. Die Protagonistinnen waren aber leider alles andere als sympathisch und ihre Handlungen oftmals nicht nachvollziehbar. Dazu kommt, dass die Geschichte für mich persönlich keinen Mehrwert besitzt - das wird insbesondere durch die unpassende Auflösung und das offene Ende unterstrichen. Ich vergebe sehr wohlwollende 2 Sterne!