Rezension

gewöhnungsbedürftig, aber dennoch wunderbar

Eines Morgens in Paris - Charles Scott Richardson

Eines Morgens in Paris
von Charles Scott Richardson

Bewertet mit 4 Sternen

Es gibt Bücher, die ich nach Erhalt erst einmal nur kurz anlese oder gar zunächst für ein paar Tage liegen lasse. Bei "Eines Morgens in Paris" wollte ich eigentlich auch nur die ersten Seiten zunächst anlesen, um mich weiterhin meiner aktuellen Lektüre widmen zu können, letztendlich kam es jedoch dazu, dass ich "Eines Morgens in Paris" tatsächlich in einem Rutsch durchgelesen habe. Das Buch hat sicherlich ein paar kleine Schwächen und ist dadurch alles andere als perfekt, aber dennoch hat es mich schnell in den Bann gezogen, sodass ich es nicht aus den Händen legen konnte.

Der Schreibstil des Autors ist sicherlich nicht perfekt und oftmals gewöhnungsbedürftig, allerdings war ich einfach zu neugierig auf die Geschichte, um mich davon entmutigen zu lassen. Je mehr ich dem Autor eine Chance gegeben habe, umso mehr kam ich in die Geschichte rein und konnte mich an den oftmals blumigen und sprunghaften Schreibstil gewöhnen. Dabei wird jedoch auch stets darauf geachtet, alles sehr detailliert zu beschreiben. Die Figuren sind sehr gut ausgearbeitet und vielseitig, die Dialoge sind oft poetisch, jedoch ohne dabei zu geschwollen zu wirken. Auch die jeweiligen Orte werden gut und ausführlich beschrieben, sodass ich mir das Buch oftmals wie einen Film vorgestellt habe. Ich denke, eine Verfilmung würde hierbei hervorragend funktionieren.

Die Figuren, allen voran Octavio und Isabeau, haben mir gut gefallen. Sie wurden liebevoll gestaltet, haben alle ihre eigenen Ecken und Kanten, sind mal schrullig, mal liebenswert, werden aber immer authentisch dargestellt, dass man sie einfach ins Herz schließen muss. Schade finde ich lediglich, dass einige Figuren am Ende zu kurz gekommen sind und somit ihr Leben für mich ein wenig als 'unfertig' angesehen wurde, da doch einige Fragen unbeantwortet geblieben sind. 

Die Liebesgeschichte wird dabei authentisch beschrieben, wenn auch manchmal etwas kitschig, was ich jedoch verzeihen kann - schließlich befindet man sich in der Stadt der Liebe, wo so etwas ruhig erlaubt sein darf! Schön ist auch, dass Bücher hierbei sehr stark thematisiert werden. Für Octavio haben Bücher immer etwas magisches und somit sind in seinem Leben mehr als wichtig und gibt diese Liebe zu Büchern auch gern an andere Menschen weiter.

Die Covergestaltung ist sehr detailliert und unglaublich schön. Ich mag den Farbton, ich mag die vielen kleinen Details, wie die Bücher, die Vögel, den Käfig, die vielen Regentropfen, etc. Die große Kunst bestand darin, dass das Cover trotz der vielen Details nicht zu überladen wirkt und dies ist den Gestaltern dabei gelungen. Auch die Kurzbeschreibung ist gelungen und hat mich direkt angesprochen, sodass ich das Buch unbedingt lesen wollte.

Insgesamt hat mir "Eines Morgens in Paris" trotz so mancher Schwäche gut gefallen. Wer Bücher mit einem anspruchsvollen, aber dennoch blumigen Schreibstil bevorzugt, der wird mit dieser Geschichte genau ins Schwarze treffen. Wer jedoch lediglich eine leichte und lockere Lektüre erwartet, wird enttäuscht sein, denn der Autor schenkt dem Leser mit dieser Geschichte so viel - man muss sich nur darauf einlassen. Ich kann es nur empfehlen!

Kommentare

marsupij kommentierte am 01. Januar 2015 um 19:01

Ich habe es gerade gelesen und bin positiv überrascht worden. Der Zauber des Buches zeigt sich erst nach abgeschlossener Lektüre finde ich.