Rezension

Gilden, Knallhäubchen und Geheimnisse

Die Gilde der Hutmacher (Die magischen Gilden, Band 1) - Geheimnisse aus Stoff und Seide -

Die Gilde der Hutmacher (Die magischen Gilden, Band 1) - Geheimnisse aus Stoff und Seide
von Tamzin Merchant

Bewertet mit 2.5 Sternen

„Die Gilde der Hutmacher“ ist das Debüt der britischen Schauspielerin Tamzin Merchant (u.a. die Georginia Darcy in „Stolz und Vorteil“). Eines Nachts, als sie gerade eine TV-Serie drehte, in der viele außergewöhnliche Hüte zu sehen sind, träumte sie von einer Welt, in der es eine magische Familie namens Hutmacher gibt und ihre Rivalen, die Schuhmacher. Das war die Geburtsstunde ihres ersten Kinderbuches. So jedenfalls liest man es in Interviews.

Heldin der Geschichte ist die junge Cordelia Hatmaker, deren Vater verschollen ist. Als es heißt, er sei mit seinem Schiff gesunken und ertrunken, kann Cordelia das nicht glauben und setzt alles daran, ihn wiederzufinden. Zunächst tun sich allerdings eine Menge anderer Probleme auf: Jemand versucht hartnäckig, zwischen England und Frankreich Unfrieden zu stiften. Dieser jemand scheut nicht davor zurück, die magischen Handwerkskünste der fünf Gilden (Hutmacher, Mantelmacher, Schuhmacher, Uhrmacher und Handschuhmacher) zu manipulieren. Cordelia findet sich plötzlich mitten in einer gigantischen Intrige wieder. Ganz auf sich allein gestellt.

Tamzin Merchant hat eine wunderbare Fantasie und bestückt ihre Handlung mit bezaubernden Details. Kleidung, die ihre Träger*innen je nach Wunsch, milde stimmt oder Weisheit schenkt, die mutig macht oder angriffslustig. Gefertigt aus Materialen wie Donnerregen, Knallhäubchen, Mondschwinge. Dazu jede Menge Geheimnisse und seltsame Vorgänge. Warum ist der König seit einiger Zeit so furchtbar albern? Wer bricht nachts in die Werkstätten der Gilden ein? Warum gab es einst sechs, jetzt aber nur noch fünf Gilden? Was geschah mit Cordelias Vater? Die Zutaten dieses Kinderbuches sind vielversprechend.

So kreativ ich viele Einfälle fand, so wenig konnte mich die Umsetzung allerdings überzeugen. Das lag vor allem am Fehlen eines konstanten Spannungsbogens, der mir das Eintauchen in die Geschichte doch erheblich erschwerte. Bis zur Hälfte fand ich viele hübsch kreierte Szenen vor, die aber kein stimmiges Gesamtbild ergaben. Eigentlich wollte Cordelia doch unbedingt ihren Vater finden. Warum kommen nur ständig andere Dinge dazwischen? Ich hatte anfangs wirklich große Mühe, zum Kern des Ganzen vorzudringen. Es fehlte mir der berühmte rote Faden.

Auch mit den Figuren wurde ich nicht warm, weil sie vornehmlich von Szene zu Szene getrieben zu sein scheinen und man sie bei all dem Gewusel nicht richtig kennenlernt. Nicht einmal die tapfere kleine Cordelia.

Dabei kann die Autorin eigentlich gut schreiben und immer wieder lassen sich schöne Passagen entdecken. Trotzdem empfand ich die Geschichte insgesamt als nicht dicht genug erzählt. Den zweiten Teil, der bereits auf Englisch erschienen ist, werde ich wohl nicht mehr lesen. Ich rate zur Leseprobe

Kommentare

wandagreen kommentierte am 07. August 2022 um 17:03

Wie schade! ich hätte auch gerne solche Kleider. Das Kleid der roten Wut, oder die schwarze Aggression, oder das Unterhemd der Durchdringung von Mördergeschichten. Das trage ich morgen wieder. Ich habs in einem alten Keller gefunden.

Oder oder ... ich muss darüber noch mehr nachdenken.

Der Pullover der Sanftmut beim Lesen schlechter Rezensionen.

Bei deiner ist das nicht nötig. Ein Glück, denn es ist zu heiß für Pullover.