Rezension

glaubwürdig, authentisch aber ab und an unlogisch

Lolito - Ben Brooks

Lolito
von Ben Brooks

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt: Schreiend komisch, zutiefst berührend und (leider) absolut wahrhaftig: Die haarsträubende Geschichte des jungen Etgar ist zugleich das Porträt einer gebeutelten Generation, die von klein auf im Internet ihr blaues Wunder erlebt. Der 15-jährige Etgar ist mit seinem Hund Amundsen allein zu Haus. Als er über Facebook herausfindet, dass seine Freundin ihn betrogen hat, bricht es ihm das Herz. Im Internet begibt er sich auf eine Reise durch immer zweifelhaftere Chatrooms und Single-Börsen. Dort trifft er auf Macy, der er sich am Bildschirm als jungdynamischer Hypothekenmakler vorstellt. Hals über Kopf stürzen sich die beiden in eine Cyber-Affäre, und bald taumelt Etgar zwischen nackter Panik und der aufregenden Erkenntnis, dass im Internet einfach alles möglich ist. Aber dann will Macy Etgar nicht mehr nur im Internet treffen. Mit schlotternden Knien, schweißnassen Händen und Omas Erbe auf dem Konto checkt Etgar in einem Hotel ein. In der Lobby tritt ihm Macy entgegen, sie ist schön, sie ist sexy - und sie entpuppt sich als 46-jährige Schulleiterin.

Über den Autor:
Ben Brooks, Jahrgang 1992, wurde in Gloucester. Er ist Autor von sechs Büchern;
auf Deutsch erschien bisher sein Roman 'Nachts werden wir erwachsen' (Berlin Verlag, 2012). Ben Brooks stand auf der Longlist des Dylan-Thomas-Preises und war für den Pushcart Preis nominiert. 2014 erhielt er den Jerwood Fiction Uncovered Prize. Er lebt in Berlin.

Meine Meinung:
"Lolito" ist das erste Buch das ich von Ben Brooks gelesen habe.
Der Schreibstil von Ben Brooks ist bei diesem Buch sehr jugendlich, locker und leger und passt somit gut in die Handlung. Abgehackte Sätze, verwirrende und schnelle Gedankenwechsel lassen keinen flüssigen Lesefluss zu, bringen aber dafür die Gefühls- und Gedankenwelt von Etgar gut rüber. Der Einstieg in die Geschichte ist mir trotzdem sehr gut gelungen und ich war gespannt auf was für Abenteuer Etgar mich so mitnehmen wird.
Das Buch ist in 47 Kapitel untergliedert, welche allerdings ziemlich kurz gehalten sind und dadurch kommt man in der Handlung schnell vorwärts. 
Zwischen den 5 Teilen des Buches findet man "Gedichte", die schätzungsweise Etgar geschrieben hat. Sie ergeben zwar keinen großen Sinn, spiegeln aber das Verwirrtsein und eine gewisse Hilflosigkeit wider.
Die pubertären Themen wie das erste Verliebtsein, der erste Liebeskummer und das Gefühlschaos kommen gut an und das eine oder andere kommt einem selber bekannt vor. Man merkt beim Lesen, wie schwierig es für Etgar ist herauszufinden was richtig und was falsch ist und wie er mit seinem Liebeskummer umgehen soll. Dass er sich dabei fast dauerhaft betrinkt fand ich zu heftig dargestellt. 
Ein weiteres Thema des Buches ist die Sexualität mit der sich die Jugendlichen auseinandersetzten und erste Erfahrungen machen und zeigt allzu deutlich was in ihren Köpfen vorgeht. 
Aber man kann auch ab und an über die Handlungen von Etgar schmunzeln und Lachen. Auch sein Freund Aslam, der manche Sätze falsch interpretiert bringt den Leser zum Lachen. Dadurch wird die Handlung aufgelockert und es ist nicht alles mit bitterem Ernst zu betrachten. 
Am Ende des Buches muss Etgar sich für sein Handeln verantwortlich zeigen und mit den Konsequenzen umgehen. Das seine Eltern ihn dabei so positiv unterstützen finde ich gut, hat mich andererseits aber auch etwas überrascht, da ich doch etwas mehr Strenge erwartet hätte.
Etgar und seine Freunde sind gut vorstellbar und detailreich beschrieben. Man kann sich gut in sie hineinversetzten und die meisten Handlungen von ihnen auch nachvollziehen. 
Das Cover sticht durch seine auffällige neongelbe Farbe direkt ins Auge und ist sehr schlicht gehalten. Titel, Autor und Verlag lassen sich gut lesen. Ein kleines Chatbild rundet das Cover ab. 

Fazit:
Viele Emotionen werden in kurzer Zeit gut rübergebracht und das pubertäre Chaos greifen fast schon auf den Leser über und man wird dadurch angeregt, sich selbst mal Gedanken zu machen und nicht die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen. Denn das Buch spiegelt das aktuelle Geschehen der Teenager glaubwürdig wider. Einige Punkte fand ich unlogisch und nicht ganz zu Ende gedacht, deshalb leider einen Schmetterling weniger.