Rezension

Grundsätzlich spannend

Kreuzverhör -

Kreuzverhör
von Jens Lapidus

Bewertet mit 3 Sternen

Schon seit Jahren treibt ein Netzwerk aus Unterwelt und Prominenz sein menschenverachtendes Spiel mit dem Missbrauch junger Mädchen. Jeder, der auch nur ansatzweise versucht hier irgendetwas aufzudecken wird gnadenlos eliminiert. Emilie vertritt als Anwältin Katja, eines der jungen. schwer traumatisierten Opfer und bekommt zu spüren, was es heisst, sich mit dem Netzwerk anzulegen. Katja wird brutal niedergemetzelt und gemeinsam mit Teddy, einem Ex-Knacki, versucht Emilie die Mörder zu finden, aber schnell werden Teddy und Emilie selber zu Gejagten.

Ein geheimes Netzwerk in Stockholm, das jahrzehntelang junge Mädchen ausgebeutet, quält, missbraucht und foltert - wenn man die Meldungen der weltweiten Presse mal so verfolgt überhaupt kein unwahrscheinliches Szenario. Im englischen Rotherham, im deutschen Bergisch-Gladbach oder im belgischen Charleroi sind nur die bekanntesten europäischen Netzwerke und nur die, die bisher aufgefallen sind. Insofern ist Kreuzverhör mit seinem Plot schon erschreckend  nah dran an der Realität.

Observation
Allerdings widerstrebt es mir immer wieder, mir so etwas in Stockholm, im Herzen Schwedens vorzustellen. So ganz komme ich aus dem Bullerbü-Klischee immer noch nicht raus - aber Jens Lapidus arbeitet daran. In dieser Geschichte sind Teddy und Emilie, aber eben auch die Polizei mit einer speziellen Gruppe Licht in Abgründe dieses Netzwerkes zu bringen. Allerdings ist das nicht so einfach und zieht sich ziemlich hin. Zu lange für Teddy und Emilie die es schon aus Eigennutz eilig haben, denn sie stehen auf der Abschussliste des Netzwerkes.

Strafrechtlich
Auch wenn in Kreuzverhör der Fokus nicht so sehr auf der Polizei und deren Ermittlungen liegt, sondern eher auf der strafrechtlichen Seite, ordne ich es eher in die Reihe moderner Polizeithriller ein. Es geht hauptsächlich um Ermittlungen im kriminellen Milieu, Verschwörungen, es gibt ein ganz kleines bisschen Romantik - aber auch einen Hauch von Ironie. Die Hauptfiguren tragen alte Traumata mit sich herum, haben ihren ganz eigenen moralischen Kompass und scheinen das “Rauhe Schale, weicher Kern” - Klischee erfunden zu haben.

Nicht meins
Abgesehn davon, dass ich es nicht so mit diesen mehrfach traumatisierten Ermittlertypen habe, kann ich mit Sprache und dem Stil  nichts anfangen. Es ist überhaupt nicht meine Art zu reden und schon gar nicht zu lesen. Mag sein, dass das so modern ist - aber ich bleibe dann lieber altmodisch, sorry. Die Handlung fand ich dagegen super spannend ausgedacht und sehr geschickt verwoben. Vielleicht wäre es hilfreich gewesen die beiden Bücher (also auch das nicht übersetzte) zu kennen, aber ich kam auch so ganz gut klar.

Mein Fazit:
Kreuzverhör von Jens Lapidus lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Ich fand den Plot wirklich sehr spannend und wahnsinnig erschreckend, aber Sprache und Stil haben mich zunehmend genervt.