Rezension

gut, aber am Titelthema vorbei

Die Tortenbäckerin - Brigitte Janson

Die Tortenbäckerin
von Brigitte Janson

Bewertet mit 4 Sternen

Zu der Zeit, als die ersten Autos hergestellt werden, arbeitet die 22jährige Greta Voss mit ihrer Tante im Haushalt der reichen Hamburger Bankiersfamilie Hansen als Hilfsköchin. Sie gerät immer wieder mit ihrer Tante aneinander, weil sie gerne Neues ausprobiert. Eine besondere Leidenschaft hat sie für das Backen. Sie schwärmt für den jüngsten Sohn der Familie, der auch Gefühle für sie hegt. Zudem ist er der einzige, der von ihrer Tochter Leni weiß, dem Resultat einer Vergewaltigung durch einen anderen Mann der Familie Hansen.

Zur gleichen Zeit versucht der junge Siggo Freesen, das schlecht laufende Fuhrunternehmen seines Vaters vor dem Ruin zu retten, nachdem der arrogante Tierquäler Lohmann ihm viele Aufträge weggeschnappt hat. Dabei lernt Siggo den neunjährigen Straßenjungen Oliver Kuhn kennen.

Brigitte Janson hat einen tollen Schreibstil: locker, leicht und flüssig, sodass es mir nicht schwer gefallen ist, den Roman in einem Tag zu lesen. Rückblickend muss ich jedoch sagen, dass mir persönlich alles ein wenig zu oberflächlich geblieben ist. Mir fehlten die persönlichen Eigenarten der Personen, durch die sie sich voneinander unterscheiden. Irgendwie waren spätestens ab der Hälfte des Buches alle nur noch herzensgut, bei Siggo und Greta gepaart mit ein wenig Schüchternheit, die aber auch oberflächlich und nicht nachvollziehbar bleibt. Ein wenig mehr Eingehen auf die damalige Art zu kochen oder insbesondere auf das Tortenbacken hätte ich mir auch gewünscht. Das, was eigentlich das Titelthema sein soll, wird nur nebensächlich behandelt, bekommt gerade mal am Ende ein wenig mehr Aufmerksamkeit. Hätte ich das Buch anhand der Zusammenfassung auf dem Buchrücken ausgesucht, wäre ich außerdem nach dem Lesen enttäuscht gewesen, denn sowohl das Tortenbacken wie auch die Liebe sind in diesem Buch absolute Nebensache. Es geht vielmehr um Freundschaft und Hilfsbereitschaft.

Insgesamt bin ich der Meinung, dass es ein durchaus lesenswertes Buch ist, mit dem man sich gerade in der jetzigen Jahreszeit (Herbst) in eine warme Ecke setzen und die heile Welt genießen kann. Brigitte Janson lässt darin ein großes Potenzial erkennen, Romane zu schreiben, die sich vom Einheitsbrei abheben. Ich hoffe, es bleibt nicht ihr einziges Werk.