Rezension

Gut angefangen, aber stark nachgelassen

Glimmernächte - Beatrix Gurian

Glimmernächte
von Beatrix Gurian

Ursprünglich veröffentlicht auf Books on PetrovaFire
https://booksonpetrovafire.blogspot.de/2016/09/rezi-beatrix-gulan-glimme...

Zitat
"Sie stellte sich den Tod auch nicht mehr als Sensemann mit Kutte vor, sondern wie einen in rot gekleideten Pizzaboten, der Stein, Schere. Papier - und Tod spielen wollte." - Kapitel 4.
 
Gestaltung
"Glimmernächte" ist momentan als ebook und gebundene Ausgabe verfügbar. Ich beziehe mich hier auf ersteres. Das Cover an sich hat nicht viel mit der Geschichte zu tun. Es zeigt eine Frau in einem blaune Ballkleid, die von goldenen Lichtreflektionen umgeben ist. Eine Referenz zur Geschichte fehlt mir. Da hätte man sich mehr Mühe geben können. Andererseits ist das Cover wirklich schön und wird vermutlich so einige Fans von "Selection"* und "Das Juwel" zum Kauf animieren.
Im Inneren sind die Kapitel durchnummeriert. Danach folgt eine kleine Lilie bevor das Kapitel mit einem Kapitälchen beginnt.
Insgesamt ist die Gestaltung zwar sehr schön, hat aber nur wenig Verbindung zur eigentlichen Handlung des Buches.

Meine Meinung
An "Glimmernächte" hatte mich sofort das Cover gelockt, erinnerte es doch an die momentan populären Reihen "Selection"* und "Das Juwel". Auch dieses Buch ist im Adel angesiedelt, doch eher im niederen und modernen Adel des 21. Jahrhunderts. Alles beginnt mit dem Umzug nach Dänemark, da Pippas Mutter sich nachdem Tod des Vaters ihrer zwei Kinder wieder neu in einen dänischen Prinzen verliebt hat und plant diesen zu heiraten. Doch noch bevor sie die neue Heimat richtig erreicht haben, passiert etwas merkwürdiges.

Pippa gefiel mir als Protagonistin relativ gut. Es gab einige Stellen bei denen sie mich etwas nervte, doch vorallem anfangs konnte ich mich in sie hineinfühlen. Später jedoch verkam Pippa zur klassischen Protagonistin eines Jugendbuches. Ich verlor nach und nach die Verbindung zu ihr. Auch der Rest der Familie wurde immer blasser. Vorallem Stiefschwester Kirstens Charakter dreht sich öfter als eine Waschmaschine im Schleudergang. Sie hatte Potenzial, wurde dann aber als Plotdevice misbraucht.

Wer beim Cover an eine Geschichte voller Glanz und Gloria denkt, der wird wohl enttäuscht werden. "Glimmernächte" lässt sich eher als Jugendthriller einordnen. Leider driftet es manchmal zu sehr ins Fantastische ab. Vielleicht liegt es an mir, aber trotz der Auflösung am Ende, ergibt sich für mich der Sinn beziehungsweise der Grund für die Ereignisse beim ersten Abendessen auf dem Schloss nicht. Auch weiß ich noch immer nicht, was der Titel mit der Geschichte zu tun hat. Neben diesen beiden Punkten gibt es noch mehr Stellen, die für mich noch einer logischen Erklärung bedürfen.

Der Schreibstil von Beatrix Gulan gefiel mir gut. Ich konnte kaum aufhören zu lesen und dachte mir immer, dass ein weiteres Kapitel ja nun auch nicht mehr schade. Auch der Spannungsbogen war genial, lediglich über die Auflösung lässt sich streiten. Für mich war sie einfach zu abgefahren um noch in irgendeinerweise realistisch zu sein.

Leider wird auch in diesem Buch nicht auf eine Liebesgeschichte verzichtet. Manchmal kann diese ja den Plot voranbringen, aber hier hätte eine gute Freundschaft den gleichen Zweck erfüllt ohne die klassischen Jugendbuchklischees zu erfüllen.

Ein guter Ansatz war es dänische Mythen, Bezug auf die kulturelle Geschichte Europas und Verschwörungstheorien mit einfließen zu lassen. Doch am Ende wurde es einfach zu viel und vorallem bei den dänischen Mythenkreaturen kam ich schnell durcheinander.

Fazit
"Glimmernächte" fing gut an, ließ dann aber stark nach. Leider kann der geniale Schreibstil nicht über Handlungslücken und Jugendbuchklischees hinwegscheinen.