Rezension

Gut recherchiert, farbenfroh erzählt, mit einem Schuss Mystik

Die Eifelgräfin - Petra Schier

Die Eifelgräfin
von Petra Schier

Bewertet mit 4.5 Sternen

1147 teilen sich drei Männer im Heiligen Land ein Beutestück und schwören sich ewige Verbundenheit und Füreinandereinstehen. 200 Jahre später wird Elisabeth von Küneburg auf die Burg Kempenich in Sicherheit gebracht, da ihrer Familie eine Fehde droht.

Dieses Mal entführt Petra Schier uns auf eine Burg und ihre Protagonistin ist nicht wie in ihren vorherigen historischen Romanen Bürgerin einer Stadt sondern ein Burgfräulein. Man erlebt hier eine ganz andere Welt mit eigenen Sitten und Gebräuchen, z. B. wird hier Wert auf gutes Benehmen gelegt und die Frauen sind noch mehr als in den Städten abhängig von ihren Familien. Ein interessantes Setting, das Petra Schier wieder mit guter Recherche und ihrem bildhaften Erzählstil auszufüllen weiß.

Die Protagonistin lässt mich allerdings etwas zwiegespalten zurück, sie hat mich durch ihre etwas zickige und sehr sture, starrsinnige Art manchmal ein bisschen genervt, vor allem gegen Ende der Geschichte fand ich ihr Verhalten sehr übertrieben; andererseits ist sie ein liebenswerter Mensch, der auch mit niedriger gestellten Personen respektvoll umgeht und auch einmal Verständnis aufbringt für Dinge, die den Konventionen widersprechen (z. B lehrt sie ihrer Magd das Lesen und Schreiben).

Die anderen Charaktere sind ebenfalls interessant gestaltet und wirken authentisch, besonders gut gefallen mir Johann von Manten, zwar recht kantig aber mit einem guten Herzen, Luzia, Elisabeths Magd, selbstbewusst und sehr intelligent und der Weinhändler Martin Wied, loyal und liebenswert.

Neben dem historischen Hintergrund findet sich auch eine mystische Komponente, die nicht aufdringlich, sondern recht dezent eingebaut wurde und zum Setting gut passt.

Wie bereits erwähnt, hat die Autorin einen sehr bildhaften und auch farbenfrohen Erzählstil, das alltägliche Leben in einer Burg, unterbrochen z. B. von Gauklerbesuchen, wird vor dem inneren Auge lebendig, man sieht die Figuren vor sich, die Burg, auch das Treiben in einer Stadt, als diese besucht wird – und als dann eine schlimme Krankheit ausbricht, wird auch das mit allen Sinnen erfahrbar erzählt und lässt einen sehr mitleiden. Insgesamt ein Buch, das man nur ungern aus der Hand legt.

Als (sehr nützliche) Extras bietet der Roman Grundrisszeichnungen der Burg und ihres Inneren sowie ein Nachwort der Autorin mit Hintergrundinformationen.

Wieder ein toller historischer Roman der Autorin, der auch schon eine Fortsetzung erhalten hat, die ich möglichst bald lesen werde. Von mir erhält der Roman auf jeden Fall eine  Leseempfehlung. Wer gut recherchierte historische Romane mag, sollte zugreifen!