Rezension

Hätte - hat aber nicht

TAKEOVER. Und sie dankte den Göttern
von Jussi Adler-Olsen

Bevor der dänische Autor Jussi Adler-Olsen mit den Thrillern um Carl Mørk und das Sonderdezernat Q erfolgreich war (der erste Band „Erbarmen“ erschien 2007) , hatte er bereits zwei Romane außerhalb dieser Reihe geschrieben („Das Alphabethaus“ 1997, „Das Washington-Dekret“ 2006), die allerdings in Deutschland erst später erschienen sind. Nun folgt mit „Takeover: Und sie dankte den Göttern“ der dritte „Stand alone“ (ursprünglich aus dem Jahr 2008).

Qualitativ liegen die Einzelromane für mich deutlich über den Bänden der Sonderdezernat Q-Reihe: die Geschichten sind komplexer, die Themen politischer und die Beziehungen zwischen den Personen wesentlich interessanter. Das hatte ich auch von  „Takeover: Und sie dankte den Göttern“, dem aktuellen Thriller erwartet.

Spannend ist die Geschichte, keine Frage. Verschiedene Handlungsstränge, aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, werden von Adler-Olsen handwerklich geschickt entwickelt und am Ende zusammengeführt.  Und dennoch habe ich mich bei der Lektüre nicht wohlgefühlt. Ich lese sehr gerne Polit-Thriller, aber hier waren es einfach zu viele brisante Themen, die der Autor nicht in dem Maße behandelt und vertieft hat, wie es angemessen  gewesen wäre. Die Finanzkrise, die Zerschlagung von Firmen mit schmutzigen Mitteln und deren anschließende Übernahme durch ihren zahlungskräftigen Konkurrenten, Terrorismus und politische Konfliktherde, die Auswirkungen auf die Märkte haben. Überladen, aber dennoch nichtssagend, und immer mit dem Gefühl im Hinterkopf, dass der Autor unter Berücksichtigung dieser verschiedenen Themen einen knallharten Thriller hätte schreiben können. Hätte - hat aber nicht.

Zu allem Überfluss gibt es dann auch noch eine Love Story zwischen der Protagonistin und ihrem Mentor. Hier wird tief in die Mottenkiste gegriffen: Exotin aus einfachsten Verhältnissen, die sich dank unbändigem Ehrgeiz, außergewöhnlicher Intelligenz und mit der Hilfe eines indonesischen Geistwesens den Platz an der Sonne erarbeitet. Das ist mir dann doch zu klischeebeladen. Womit ich allerdings überhaupt nicht klar kam, waren die Passagen, in denen wirre Mystik die Oberhand gewann. Völlig überflüssig und für den Fortgang der Handlung absolut nicht relevant.

Fazit: Sehr viel verschenktes Potenzial, das zweifelsohne vorhanden gewesen wäre. Schade!