Rezension

Hardboiled? Aber sowas von!

Wie ein Licht im Dunkeln - Frank Christopher Schroeder

Wie ein Licht im Dunkeln
von Frank Christopher Schroeder

Bewertet mit 4 Sternen

Gerade im Bereich der Selfpublisher ist es nicht einfach, im Vorfeld die guten von den schlechten Autoren zu unterscheiden. So habe ich oftmals meine Zweifel, ob ich bei einem Buch nun zuschlagen soll oder nicht, zumal im Fall der Amazon-exklusiven Veröffentlichungen auch noch ein für mich äußerst unangenehmes Lesen am Bildschirm zur Pflicht werden würde. Und dennoch: Selfpublishing steht nicht zwangsläufig für “minderwertige” Geschichten – und so habe ich mich auf die Anfrage hin gerne mit Frank Christopher Schroeders Debut “Wie ein Licht im Dunkeln” beschäftigt.

Nachtrag: Mittlerweile ist die hier besprochene, selbstverlegte, Ausgabe nicht mehr erhältlich. Erfreulicherweise hat Frank Christopher Schröder für seinen Roman mit Staackmann einen “regulären” Verlag für die Veröffentlichung gefunden und mir in diesem Zusammenhang die überarbeitete Fassung noch einmal zur Verfügung gestellt.

“Wie ein Licht im Dunkeln” bezeichnet sich schon auf dem Cover unübersehbar als sogenannter “Hardboiled”-Thriller, was letztlich bedeutet, dass man es nicht mit einem Werk zu tun hat, welches nur Schwarz und Weiß kennt, in der Handlung und den Charakteren großteils auf Graustufen setzt. Es gibt kein “nur gut” und kein “nur böse”, was man schon unschwer daran erkennen kann, dass der Hauptprotagonist alles andere als ein Ritter in weißer Rüstung ist. Dieses Prinzip lässt sich mit Fortschreiten der Geschichte auch auf die meisten anderen Handlungsträger anwenden. Generell ist es Schroeder gelungen, die zwar bekannte, aber dennoch nicht langweilige Geschichte in ein recht interessantes Gewand zu verpacken. Zwar kann man nicht von einem echten Spannungsbogen sprechen, zumindest aber von einer konstanten Grundspannung, die sich bis zum Schluss durch die Geschichte zieht und den Leser wissen lassen will, wie die Geschichte um Kissinger nun ausgeht. Langeweile kommt also nicht auf, sonst hätte ich das Buch auch kaum in knapp zwei Tagen ausgelesen gehabt (zumindest für mich ist das grundsätzlich ein Indikator dafür, dass es nicht schlecht sein kann). Was nun die Atmosphäre angeht, nutzt “Wie ein Licht im Dunkeln” ebenfalls das funktionierende Hardboiled-Prinzip. Nichts wird auf Hochglanz poliert, man bekommt es mit einer räudigen und dreckigen Welt zu tun, in der nur wenig ist, wie es zu Beginn zu sein scheint. An einigen Stellen erkennt man durchaus Parallelen zur “realen” Welt, man kann dem Roman also gut und gerne ein gewisses Maß an Gesellschaftskritik bescheinigen.

Wie ich schon erwähnte, sollte man bei den Figuren nicht mit einer klaren gut/ böse Trennung rechnen. So wird der Auftragskiller Kissinger auf seine Art und Weise schon irgendwie zu einem Helden, auch wenn seine moralischen Grundsätze und seine Motivation natürlich alles andere als vertretbar sind. Selbiges trifft auch auf viele andere Figuren zu, die man im Lauf der Geschichte kennenlernt. Stellvertretend sei hier zum Beispiel der FBI-Agent Smith genannt werden, dessen genaue Rolle ich aber nicht wiedergeben könnte, ohne einen Teil der Handlung zu spoilern. Prinzipiell kann man zudem sagen, dass sich Schroeder Mühe mit der Ausgestaltung seiner Figuren gegeben hat, was man schon an den verwobenen Beziehungen untereinander und den zumeist glaubwürdig ausgearbeiteten Hintergründen erkennen kann. Lediglich der für seine Hauptfigur angelegte “Samurai”-Hintergrund wirkte auf mich etwas dick aufgetragen, obwohl er zumindest logisch konstruiert war.

Stilistisch ist es für mich immer recht schwer, einen Selfpublisher zu beurteilen. Man darf nicht vergessen, dass die Romane bei Publikumsverlagen im Normalfall durch ein Lektorat gehen, was hier vermutlich nicht der Fall gewesen sein dürfte. Dadurch haben sich schon ein paar Flüchtigkeitsfehler wie fehlende Buchstaben oder Worte eingeschlichen, die bei einer professionellen Prüfung mit Sicherheit aufgefallen wären. Ich möchte diesen Punkt nun aber nicht überbewerten, denn alles in allem ist “Wie ein Licht im Dunkeln” dennoch gut zu lesen. Dazu trägt vor allem der Stil bei, der ziemlich gerade heraus und auf den Punkt ist. Sehr flüssig zu lesen also, was dem angenehmen Tempo des Buches natürlich noch einmal zuträglich ist.

Nachtrag: Die Veröffentlichung des Buches im Staackmann-Verlag ist mit einem weiteren Lektorats-/ Korrektoratsbesuch verbunden gewesen. Die ursprünglich angesprochenen Fehlerchen haben sich dadurch deutlich minimiert und stellen nun keinen wirklich bemerkenswerten Mangel in diesem Sinne mehr dar. Hinzu kommen noch ein paar Illustrationen, die Schroeder selbst gezeichnet hat. Diese haben zwar keinen direkten Bezug auf die Geschichte, werten das Buch optisch aber noch einmal auf.

Fazit:

Mit “Wie ein Licht im Dunkeln” liefert Frank Christopher Schroeder ein spannendes und lesenswertes Debut ab. Wer über die Tatsache, dass sich der eine oder andere Flüchtigkeitsfehler eingeschlichen hat, hinwegsehen kann und zudem seinen Spaß an Thrillern ohne klassische Schwarz/ Weiß-Zeichnung hat, sollte dem Roman eine Chance geben. Nachtrag: Da die von mir in erster Linie bemängelten Punkte in der Neuauflage des Staackmann Verlages behoben wurden, konnte “Wie ein Licht im Dunkeln” in der Gesamtwertung noch einmal einen Punkt aufholen.