Rezension

Harte Realität, ohne Kitsch aber viele Klischees

Jetzt und hier und vielleicht für immer - Emily Gillmor Murphy

Jetzt und hier und vielleicht für immer
von Emily Gillmor Murphy

Die Autorin:

Emily Gillmor Murphy wurde 1990 in Dublin geboren. Erst vor kurzer Zeit, hat sie ihr Studium in Englisch und Geschichte am UCD, dem University College Dublin, beendet. Sie wohnt noch bei ihren Eltern, zusammen mit ihren zwei Schwestern in Enniskerry. Jetzt und hier und vielleicht für immer ist ihr Debüt.

Kurzinhalt:

Das Buch handelt von Olive und Tom, die unterschiedlicher nicht sein könnten und trotzdem einiges gemeinsam haben. Aber auch vom Leben mit all seinen Schwierigkeiten und Facetten. Olive und Tom treffen sich zum ersten Mal auf einer Studentenparty, die am Abend von Olive’s ersten Tag am UCD stattfindet. Sie findet er ist ein Arschloch, und er kommt nicht damit klar, dass er eine Abfuhr bekommt. Aber im Buch spielen auch noch Beth und Roz sowie Damien und Peter eine Rolle sowie die Familien der Beiden.

Pressestimmen:

„Ein ausgereiftes Debüt, das den Leser unmittelbar die Hochs und Tiefs des Erwachsenwerdens und der ersten großen Liebe miterleben lässt.“ – Irish Post

Meinung:

Das Buch ist in der Ich-Form geschrieben und wechselt immer wieder den Blickwinkel zwischen den Protagonisten, hauptsächlich aber zwischen Olive und Tom, die die Hauptpersonen sind. Der Schreibstil ist locker und sehr umgangssprachlich, was super zur Handlung und den Protagonisten passt. Der Schreibstil und die Ich-Form tragen dazu bei, dass ich Olive und Tom richtig gut kennenlernen konnte.

Olive ist ein Landei und aufgeregt, vor ihrem neuen Leben in der Großstadt in Dublin. Hier beginnt sie ihr Studium am UCD. Zunächst lernte ich sie als jemand kennen, der ein perfektes und entspanntes Leben hat. Ich fand sie vom ersten Moment an sympathisch und konnte mich in sie hineinversetzen.

„Zumindest, bis ich in die Vorlesung stolperte, Und wenn ich stolpern sage, dann meine ich auch stolpern.“ (Emily Gilmore Murphy, Jetzt und hier und vielleicht für immer, S. 10, Doermer)

Das hat mich so an meinen ersten Tag damals im Studium erinnert und macht sie gleich noch sympathischer. Aber es ist lange nicht alles Gold was glänzt und man lernt mehr von ihr und ihrem Leben kennen, als im ersten Moment rüber kommt.

Tom hingegen konnte ich erst gar nicht ausstehen. Ich fand, er war ein Arsch und Idiot, obwohl ich verstehen konnte, warum und was er durchmachte. Nach und nach bröckelt aber die Fassade und ich konnte auch mit ihm warm werden.

“Es kam mir so vor, als hätte ich kein echtes Zuhause mehr. Es gab nur noch verschiedene Orte, wo man mir Unterschlupf gewährte.” (S. 83)

Etwas komisch fand ich, das auch Beth und Alison Kapitel bekommen. Das hat mich zu Beginn etwas gestört. Als ich am Schluss des Buches ankam, hatte es aber doch mehr Sinn. Wer den Titel liest erwartet eigentlich eine typische Liebesgeschichte, doch dem ist nicht so. Ich lernte die Protagonisten und ihr Leben hinter der zunächst heil erscheinenden Fassade kennen, mit all ihren Zweifeln, Problemen und Schicksalsschlägen. Es bedient viele Klischees. Den dorgenabhängigen Studenten, die Partymaus und das graue Landei. Das hat mich doch etwas gestört, auch weil das Studentendasein dargestellt wird, als würde es nur aus Party bestehen. Andererseits studierte Emily Gilmore Murphy noch bis vor kurzem an eben diesem College, weshalb die Eindrücke vermutlich viel Wahrheit widerspiegeln.

Für mich war die Liebesgeschichte nur eine Nebenhandlung. Die noch dazu kaum romantisch war und überhaupt nicht schnulzig, weshalb mir das Buch doch gut gefiel. Denn auch das reale Leben ist eben nicht perfekt. Für mich ist das Buch eine Geschichte über das Leben mit all seinen Schwierigkeiten. Ein Buch, das davon erzählt, dass nicht alles Positive auch positiv ist und nicht alles Negative auch negativ ist. Ein Buch, das zeigt, wie viel Gewicht kluge und dumme Entscheidungen haben können und nur weil alles perfekt scheint, ist es hinter der Fassade noch lange nicht so und nur weil alles negativ ist, heißt es nicht, dass man es nicht aus eigener Kraft ändern kann.

„Jede Existenz hat einen dunklen Fleck, mit dem wir uns auseinandersetzten müssen“ (S. 149)

Fazit:

Das Buch war leicht zu lesen. Mich haben die vielen Klischees etwas gestört und es ist vollgestopft mit harten Themen, Scheidung, Psychische Krankheiten, Drogen, Alkohol, Finanznot etc. Das fand ich doch manchmal etwas zu viel des Guten. Dennoch schaffte es das Buch mich zu fesseln und brachte mich auch kurzzeitig zum Weinen. Positiv gefiel mir die Ich-Form und das es keine triefende Kitschgeschichte ist, sondern eine Geschichte, die vom Leben erzählt in seiner ganzen harten Realität. Die Geschichte ist zwar nichts neues aber dennoch gut gemacht und es hat sich gelohnt, das Buch zu lesen. Ich kann es alles in allem auf jeden Fall jedem empfehlen, der Romane, die nicht zu perfekt sind, und auch mal heikle Themen ansprechen, gut findet. Emily Gilmore Murphy hat auf jeden Fall ein lesenswertes Debüt geschafft.