Rezension

Knappe vier Sterne

Jetzt und hier und vielleicht für immer - Emily Gillmor Murphy

Jetzt und hier und vielleicht für immer
von Emily Gillmor Murphy

Bewertet mit 4 Sternen

Der erste Satz
Der eiskalte Wind verschlug mir den Atem.
 
Meine Meinung
Inhalt
Olive und Tom können verschiedener nicht sein. Sie  ist behütet und geliebt aufgewachsen, während Tom es in seiner Kindheit nicht leicht hatte und sich auch niemals geliebt gefühlt hat.
Das Einzige, was die Zwei miteinander verbindet ist, dass beide ihre Päckchen zu tragen haben und sie sich irgendwann ineinander verlieben. Tom blüht nun auf und versucht endlich sein Leben in den Griff zu bekommen und für Olive ist Tom der rettende Hafen in einer schweren Zeit. Alles könnte so toll sein, bis Olive etwas über Tom herausfindet, was sie enttäuscht und traurig zum Anlass nimmt, ihn weit von sich zu stoßen. Werden sie wieder zueinander finden?

Sie erwartete viel mehr, als ich je einer anderen gegeben hatte, aber ich musste es wenigstens versuchen. Wenn ich ehrlich war, hatte ich mir noch nie etwas mehr gewünscht.
Seite 187

Charaktere
Olive ist ein bisschen zurückhaltend. Als sie den ersten Tag in der Uni verbringt wirkte sie auf mich ein bisschen verloren. Doch im Laufe des Buches blüht sie förmlich auf. Olive hat eine enge Verbindung zu ihrer Familie. Sie liebt ihren Bruder, der ein Handicap hat, über alles und verbringt jedes Wochenende bei ihm und ihren Eltern. Ich habe Olive sehr gemocht. Ihre Gefühle waren für mich fast immer nachvollziehbar und auch ihren Charakter mochte ich sehr.
Tom war mir am Anfang einfach zuwider. Er war eingebildet und so dermaßen von sich überzeugt, dass ich ihn am liebsten geschüttelt hätte, damit er wieder auf dem Boden ankommt. Je mehr ich aber von ihm erfahren habe, umso mehr tat er mir leid und umso besser konnte ich seine Handlungen nachvollziehen. Ich habe seine Taten zwar nicht immer für gut befunden, das Verständnis hat mir meist aber nicht gefehlt. Tom führt ein einfaches Leben und hat, im Gegensatz zu Olive, mit seiner Familie nicht viel am Hut.

Der erste Schnitt tut höllisch weh, aber die Wunde, die bleibt, schmerzt noch viel, viel schlimmer. Das klaffende Loch wächst einfach nicht zu, und man spürt es, wo immer man ist, was immer man tut - immer.
Seite 212   

Gesamt
Ist das Cover nicht wunderschön? Ich habe es zig mal angeschaut und kann mich gar nicht mehr daran satt sehen. Nach meinem Empfinden sehen wir darauf Olive und Tom wie sie Händchen haltend durch die Straße gehen. Da ich ein Cover-Fan bin und mich auch der Klappentext sehr angesprochen hat, war es für mich total klar, dass ich dieses Buch lesen musste. Ich habe ein romantisches Buch erwartet, voll gestopft mit tiefen Gefühlen. Leider muss ich jetzt sagen, dass ich ein bisschen enttäuscht bin, denn "Jetzt und hier und vielleicht für immer" konnte mich zu keiner Zeit auf irgendeine Weise berühren. Natürlich habe ich an der ein oder anderen Stelle schon ein bisschen mitgefühlt, aber die großen Emotionen, die mich so sehr berühren, dass ich am Liebsten losheulen würde, blieben völlig aus. Mein Kopf wurde bei diesem Roman mehr angestengt als mein Herz. Dachte ich zu Beginn des Buches noch, ich würde bestimmt wieder einen gefühlvollen Roman lesen, wurde ich irgendwann eines besseren belehrt. Emily Gillmor Murphy hat mich sehr damit überrascht, wie viele ernste Themen sie in ihrem Roman behandelt. Da beim Klappentext eher die Rede von einer Liebesgeschichte ist, wurde ich in die Irre geführt, denn das was ich erwartet habe, bekam ich nicht. Am Anfang fand ich dies überhaupt nicht lustig, konnte aber aufgrund des guten, flüssigen Schreibstils drüber hinweg sehen. Irgendwann war es mir schließlich egal, das ich etwas völlig anderes bekam, als ich erhofft und womit ich gerechnet hatte. Die Geschichte ist einfach so toll geschrieben, dass sie vor meinen Augen farbig wurde und ich es miterlebt habe, wie Olive und Tom zu sich finden, was für Probleme es gab und wie es mit den beiden weiter ging. Die Autorin hat den Protagonisten so viel Leben eingehaucht, dass sie für mich fast schon real waren. Man erfährt viel über Tom und Olive, da die Autorin sie abwechselnd die Geschichte erzählen lässt. Sie bedient sich der "Ich-Form", was es mir persönlich immer sehr leicht macht, die einzelnen Charaktere verstehen zu können.
Leider wurde dieses Buch jedoch nicht nur von den beiden Protagonisten erzählt, sondern auch manchmal von Freunden der beiden. Das war mir persönlich jetzt ein bisschen zu viel, denn ehrlich gesagt hat mich die Story von Olive und Tom viel mehr interessiert, als die ihrer Freunde. Ich fand die Passagen ein bisschen unwichtig, weil sie die eigentliche Geschichte nicht voran getrieben haben. Die viele Dramatik die Emily Gillmor Murphy mit in das Buch hat einfließen lassen, überraschte mich sehr. Ich persönlich habe die ein oder andere Sache als too much empfunden. Hier gilt meiner Meinung nach: Weniger ist mehr.

Fazit
Ich hatte völlig falsche und vielleicht auch zu hohe Erwartungen an diesen Roman. Von romantischen Gefühlen habe ich zu keiner Zeit etwas gespürt. Ich war eher geschockt, was für Geheimnisse Tom, Olive und deren Freunde mit sich herumschleppen und wie man immer mehr davon erfährt. Die Zwischenkapitel, wo es sich nicht um die Protagonisten handelte habe ich als überflüssig empfunden, denn mir ging zu dieser Zeit ein bisschen der eigentliche Kern der Geschichte verloren. Dadurch dass natürlich jeder der Charaktere irgendwelche Probleme mit sich herumschleppt und jene in diesen Kapiteln zur Sprache kamen, fand ich die dadurch aufkommende Dramatik ein bisschen zu überladen. Es hat mich jetzt nicht gestört diese Kapitel zu lesen, aber ich fand sie schlicht nebensächlich.
Positiv bewerten muss ich vor allen Dingen den unglaublich guten Schreibstil, den die Autorin bei diesem Roman an den Tag gelegt hat. Die Seiten huschten nur so an mir vorbei und wenn man von den paar Sachen absieht, die ich persönlich nicht so gelungen fand, kann ich diesen Roman doch empfehlen. Allerdings sollte sich jeder, der dieses Buch lesen möchte darüber im Klaren sein, dass es keine typische Liebesgeschichte ist, die man aufgrund des Klappentextes erwartet. "Jetzt und hier und vielleicht für immer" besteht eher auch noch aus vielen aktuellen Themen, mit denen man sich während des Lesens auseinandersetzt und über die man auch noch nachdem man das Buch gelesen hat nachdenkt. 
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