Rezension

Hat mich nicht überzeugt

Erzähl mir was Schönes - Lioba Werrelmann

Erzähl mir was Schönes
von Lioba Werrelmann

Bewertet mit 1 Sternen

Lioba Werrelmanns Buch „Erzähl mir was Schönes“ stellt zwei ganz unterschiedliche Frauen gegenüber: Isabelle, die Forsche ist konservativ und reich – Julia, die Linke, ist dagegen zurückhaltend und arm. Beide verbindet seit ihrer Studienzeit eine Freundschaft. Eine beständige Freundschaft, die auf ihre Art zumindest in den ersten Jahren innig ist. An anderen Stellen fragt man sich dagegen, was die beiden Freudinnen überhaupt noch zusammenhält.

Die zwei ganz und gar unterschiedlichen Freundinnen bescheren dem Leser freilich Dialoge, die einem die Haare zu Berge stehen lassen:

„Aber Isabelle“, ruft Julia aus, „die Todesstrafe ist zutiefst unmenschlich! Niemand hat das Recht, jemand anders zu töten!“
„Aber klar doch, selbstverständlich! Wenn einer einen anderen Menschen umbringt, hat er das Recht zu leben verwirkt.“
„Nein!“, beharrt Julia. „Das Recht auf Leben ist universell und immer gültig! Und die Todesstrafe ist grausam.“

Später heißt es dann:

Sie fragt Isabelle nicht, ob sie mitkommt zur Demo gegen den Paragrafen 218. Isabelle findet den Paragrafen 218 nämlich ganz prima.

Ganz prima? Die allzu plump präsentierten Argumente (wenn man sie überhaupt so nennen will) kann man noch den Figuren des Buches in die Schuhe schieben, nicht aber die allzu plumpe Darstellung des Dialogs.

So sehr man sich bei der nüchternen Sprache der Autorin über Metaphern freut: auch diese wirken manchmal sehr gewollt, manchmal sehr, sehr schräg. Das Herz schlägt Julia „bis zum Halse heraus„, Isabelle wird herausgeholt „aus dem grauen Schlauch„. Allzu nüchtern dagegen können die Landschaftsbeschreibungen sein: „Dieselbe Straße. Eng. So viele Kurven. Wiesen, Kühe, noch mehr Wiesen. Am Horizont die Berge. Plötzlich Dunkel. Der Wald.“

Vielleicht auch, weil mir die Sprache des Buches so gar nicht zugesagt hat, sind mir die Figuren beim Lesen fremd geblieben. Da half auch nicht, dass die Handlung immer wieder durch Rückblenden ganz geschickt unterbrochen ist.