Rezension

Hervorragend kostruiert und sehr fesselnd

Deiner Seele Grab - Inge Löhnig

Deiner Seele Grab
von Inge Löhnig

Bewertet mit 5 Sternen

Die Leiche einer alten Frau wird gefunden, in den Händen hält sie einen Apfel und Trauben, Symbole für Erlösung. Ohne diese Inszenierung wäre der herbeigerufene Arzt wohl von natürlichem Tod ausgegangen. Warum wollte der Mörder auf seine Tat hinweisen? Dann erhalten Polizei und Presse ein Bekennerschreiben, der Mörder bezeichnet sich als Samariter, der erlösen wollte, doch irgendwie passt das nicht so recht zur Tat. Als es weitere Tote gibt, wird der Fall immer undurchsichtiger .

Gleichzeitig muss Dühnfort sich mit dem Vorwurf einer Verdächtigen, er habe sie tätlich angegriffen auseinandersetzen, seine Kollegin Kirsten hat dagegen private Probleme.

Nachdem mich Inge Löhnigs letzter Roman etwas enttäuscht hat, hat mich dieser vom ersten Satz an begeistert. Fast atemlos bin ich durch die Seiten gejagt und konnte das Buch kaum aus den Händen legen.

Die Autorin hat brisante Themen aufgegriffen. Hauptthema ist wohl der Umgang mit alten Menschen, das Altwerden an sich, Pflege und Pflegemängel, Einsamkeit, Ignoranz gegenüber Alten usw. Ein weitere großer Themenkomplex ist Schuldzuweisung jeglicher Art. Um beide Themen wurde eine Geschichte gestrickt, die einen sehr nachdenklich macht und die die Autorin psychologisch gut ausgearbeitet hat.

Um diese Thematik facettenreich gestalten zu können, bedient sich Inge Löhnig der Perspektivewechsel. Abwechselnd begleitet der Leser die Ermittler, eine Familie, in der die Thematik gerade aktuell ist und eine Illegale, die sich ihr Geld bei alten Leuten verdient. Mir persönlich hat das sehr gut gefallen, es trägt, ähnlich wie die kurzen Kapitel, sehr zur Spannung bei.

Die Charaktere sind gut ausgearbeitet. Besonders interessant finde ich die Figur der Clara, die sich um ihren an Alzheimer erkrankten Vater kümmert. Sie erfährt in Laufe der Handlung eine Entwicklung, die mir gut gefällt und mein anfängliches Mitleid für sie fast zu Stolz auf sie verwandelte. Schön auch, dass der Leser am Privatleben der Ermittler teilhaben darf. Diesesmal steht die relativ neue Kollegin Kirsten im Mittelpunkt, deren Problematik mit ihrer Tochter gut in die Thematik des Romans passt, auch hier hätte ich gerne, ähnlich wie bei Clara, eingegriffen und ein paar Worte mit ihr geredet. Klasse, wenn eine fiktive Geschichte einen so packen kann.

Die Auflösung der Mordfälle ist logisch und hat mich voll überzeugt und auch die anderen Handlungsstränge hat Inge Löhnig zu einem Ende geführt, so dass man das Buch am Ende zufrieden zuklappen kann.

Der Autorin ist hier ein unglaublich guter, hervorragend konstruierter, sehr fessender Roman gelungen, der viel mehr ist als reine Kriminalgeschichte, ich bin total begeistert und kann nur eine absolute Leseempfehlung aussprechen. Man kann die Geschichte übrigens auch problemlos verstehen, ohne die Vorgängerbände gelesen zu haben.