Rezension

Historisches München

Der falsche Preuße - Uta Seeburg

Der falsche Preuße
von Uta Seeburg

Bewertet mit 3 Sternen

München, 1900. Wilhelm Gryszinski, der mit seiner bibliophilen Frau und dem kleinen Jungen von Berlin nach München gezogen ist, ist der Kriminalistik zugewandt und möchte die neusten Methoden anwenden und endlich werden seine Kenntnisse auch mal tatsächlich benötigt. Ein Mann liegt in einem speziellen Mantel, ohne Gesicht tot im Park. Vor Ort scheint alles sehr seltsam und dann finden die Ermittler auch noch den Abdruck eines Elefanten in der Nähe – sehr mysteriös…Wer ist der Mann, warum musste er sterben, wer war es? Fragen über Fragen, doch schnell ist ein ganz spezieller Neureicher im Fokus der Ermittlungen.

 

Die Anfänge der Kriminalistik sind ein interessantes Thema, die Zeit um 1900 etwas Besonderes und die Spannungen bzw. Unterschiede zwischen Preußen und Bayern bieten auch Möglichkeiten, die im Buch auch schön genutzt werden. Das historische München scheint mir sehr gut dargestellt. Die Autorin lässt die Zeit aufleben, sodass man nicht selten das Gefühl hatte mit dem Ermittler durch die Münchner Straßen zu flanieren.

Mir war zwischendurch einfach viel zu viel von den kulinarischen Genüssen die Rede und auch manch anderes war einfach zu dick aufgetragen. Gefallen hat mir der Humor, der immer und immer wieder durchblitzte. Besonders der preußische Protagonist Wilhelm Freiherr von Gryszinski ist einfach herrlich erfrischend. Einerseits hat er neuste Erkenntnisse der Forensik erlernt, andererseits scheut er Gewalt und scheint doch das eine oder andere Mal recht inkompetent. All das wird natürlich nicht besser, als er vom preußischen Gesandten einen Spezialauftrag erhält. Gryszinski muss ein doppeltes Spiel spielen und sitzt zwischen allen Stühlen.

 

Unter dem Strich ist es ein netter Krimi in einem interessanten historischen Setting. Die Geschichte unterhält oft und ist schnell gelesen, doch andere Stellen sind recht fad und die Charaktere sind teilweise farblos. Insgesamt also okay, aber über besseres Mittelmaß reicht die Geschichte nicht hinaus.