Rezension

Höhen und Tiefen

Herr aller Dinge - Andreas Eschbach

Herr aller Dinge
von Andreas Eschbach

Bewertet mit 3 Sternen

Andreas Eschbach öffnet mit „Herr aller Dinge“ gewohnheitsmäßig wieder einmal ein großes Fass.

Bevor die eigentliche Geschichte beginnt werden Historie, Motive und zwischenmenschliche Entwicklungen der beiden Protagonisten von ihrer Kindheit an aufgerollt und kleinschrittig nacherzählt. Dadurch werden die handelnden Personen durchsichtig und ihre Aktionen in gewissem Sinn nachvollziehbar. Diese Herangehensweise schützt allerdings nicht vor einem zwischenzeitlichen Stirnrunzeln, wenn ambivalente Züge der beiden ab und an nicht kongruent wirken.

Die überdetaillierte Erzählung Hiroshis und Charlottes Vergangenheit erweckt den Eindruck nun alles von Belang zu wissen, jede wichtige Einzelheit erkennen zu können – wozu sonst diese unglaublich lange „Einleitung“ in die wirkliche Story. Doch leider hält diese Ahnung ihr Versprechen nicht.

Insbesondere Charlotte wirkt auf mich oft nicht nachvollziehbar und obwohl Eschbach versucht sie positiv und begehrenswert zu zeichnen entwickelte sich in mir während des Lebens eine immer stärkere Ablehnung gegenüber dieser Figur.

Eingebettet ist die Geschichte in einen Diskurs über die Möglichkeiten und Grenzen der Nanotechnologie und einer semiphilosophischen Auseinandersetzung über die gerechte Verteilung von Finanzgütern.  Dieses Motiv rettet das Buch. Eschbachs Gedanken hierzu sind durchaus interessant und scheinen umfangreich recherchiert zu sein. Besonders die Verflechtung der beiden Stränge ergibt eine interessante Mischung, die Lust aufs Weiterlesen macht.

Sprachlich überzeugte mich „Herr aller Dinge“ wieder einmal. Eschbach bedient sich einer detaillierten ausdrucksstarken Sprache, die in der deutschen Thrillerlandschaft ihres Gleichen sucht.

Alles in allem ein interessanter Thriller mit vielen Höhen, allerdings auch einigen Tiefen.