Rezension

Hohes Action- und Spannungslevel

Wir sehen dich sterben - Michael Meisheit

Wir sehen dich sterben
von Michael Meisheit

Bewertet mit 3 Sternen

Das Unternehmen MyView bereitet die Präsentation einer alles verändernden Technologie vor: Mittels eines Chips im Sehnerv wird das Blickfeld eines Menschen live übertragen. Kurz davor kommt die Wissenschafterin Nina Kreutzer, diesem geheimen Projekt auf die Spur. Sie greift auf die Videostreams fremder Menschen zu und ist Zeuge, als einer nach dem anderen umgebracht wird. Können Nina und die Polizei den Mörder stoppen?

„Wir sehen dich sterben“ ist ein rasanter, actionreicher Thriller, der sich auf neu entwickelte Technologien stützt und damit zu einem Pageturner wird. 

Bei diesem Buch haben mich das Thema und das Setting interessiert. Zuerst einmal ist es die Idee hinter MyView, die gar nicht abwegig ist. Mittels einer neuen Technologie wird das Blickfeld eines Menschen live per Videostream übertragen. Es ist sozusagen die logische Fortführung der Smartphone-Kamera, nur das sie direkt ins Auge integriert ist. 

Die Entwicklung einer solchen Technologie ist von vornherein heikel. Allein wenn man an die praktische Umsetzung denkt. Immerhin müssen Chips, Software, usw. an Menschen ausprobiert werden, was medizinische Eingriffe, Erfolge aber auch Misserfolge auf Kosten der körperlichen Unversehrtheit inkludiert. 

Protagonistin Nina Kreutzer hat früher für das Unternehmen MyView gearbeitet und kommt durch einen Zufall zu den Video-Streams solcher Versuchspersonen. Obwohl schon diese Erkenntnis erschreckend ist, wird es viel schlimmer, als vor ihren Augen eine der Personen getötet wird. Rasch zeigt sich, dass es sich um keinen Zufall handelt, und System hinter der Ermordung dieser Menschen steckt.

Die Wissenschafterin wendet sich an die Polizei, die den Ereignissen teils hilflos gegenüber steht. Sie ziehen an einem Strang und ein Wettlauf gegen die Zeit fängt an.

Ab diesem Punkt in der Erzählung ist es ein klassischer Action-Thriller, der mit den üblichen Spannungselementen die Handlung steuert. Eine Erkenntnis jagt die nächste, es gibt Intrigen, bezahlte Mörder, hinterlistige Geldgier und maßlose Machtansprüche, welche das Geschehen vorantreiben.

Dazu wählt Michael Meisheit mehrere Perspektiven. Neben Nina und dem Polizisten Tim erhält man Einblicke in die Gedankenwelt des Killers und hat einen kleinen Wissensvorsprung, der das Geschehen sogar noch spannender macht.

Vom Spannungslevel her gibt es dementsprechend nichts zu bemängeln. Zum Ende hin wurde es meinem Geschmack nach sogar zu viel ausgereizt, weil es einem Blockbuster auf Kinoleinwänden gleicht. 

Weniger gefallen hat mir, dass die Technologie um MyView arg im Hintergrund ist. Ich hatte mir eine kritische Reflexion erwartet, dass Argumente für den Blickfeld-Stream und dagegen einfließen und damit beleuchtet werden. Jedoch dient der Chip im Auge nur als Dreh- und Angelpunkt für die actionreiche Handlung, ohne genauer betrachtet zu werden.

Man merkt deutlich, dass Autor Michael Meisheit Fernsehserien schreibt, weil „Wir sehen dich sterben“ klar dem Konzept von „Alarm für Cobra 11“ folgt: Mehr oder weniger sympathische Figuren, ein großer Aufhänger à la MyView, ordentlich Gedöns und Hektik, weil die Zeit knapp wird. Insgesamt ist es ein passabler Thriller, auch wenn es meinen Geschmack nicht ganz getroffen hat.

Für Freunde von Action-Thrillern, die gegen die Zeit angehen, ist es garantiert das passende Buch. Wer sich eine genauere Auseinandersetzung mit den Hintergründen und gesellschaftlichen Blickwinkeln einer neuen Technologie erwartet, hat damit womöglich weniger Freude.