Rezension

Holpriger Start

Blood Orange - Was sie nicht wissen - Harriet Tyce

Blood Orange - Was sie nicht wissen
von Harriet Tyce

Bewertet mit 4 Sternen

Alison ist mir sehr lange unheimlich unsympathisch. Auf der anderen Seite erlebt sie Dinge als Frau die man im Alltag in der ein oder anderen Weise schon mal gesehen, gehört oder selbst erlebt hat. Von daher würde ich das Buch trotzdem empfehlen.

Die Rechtsanwältin Alison tut was möglich ist – vor Gericht ihre Fälle bearbeiten und sich einen Namen als Anwältin machen. Die Hypothek des Hauses bezahlen, ihren Mann Carl und Tochter Matilda eine gute Mutter und Ehefrau sein… und doch geht alles eher schief. Sie arbeitet zu lange und zu viel, trinkt sehr viel Alkohol, hat mit ihrem Kollegen Patrick eine sehr heftige Affäre und bekommt nun ihren ersten Mordfall zugewiesen der dann doch gewisse Ähnlichkeiten zu ihrem Leben hat…aber das ahnt Alison bis dahin nicht.

Für mich ist es wirklich schwer das Buch im Ganzen zu bewerten. Auf der einen Seite war es gut leserlich, viel Spannung kam allerdings nicht auf, zum Ende war ich dann geschockt und hatte mit der einen oder anderen Überraschung so nicht gerechnet…aber ja…

Vorweg – als Thriller würde ich das Buch, wie schon so oft erwähnt, nicht bezeichnen. Es fällt für mich eher in die Sparte Roman, Drama, aber für einen Thriller fehlte dann doch ein gekonnter Spannungsbogen. Gerade im mittleren Teil dümpelt die Geschichte eher vor sich  hin und manchmal möchte man doch ein paar Seiten lieber überspringen.

Mit Alison hatte ich sehr starke Probleme. Auf der einen Seite ist sie eine erfolgreiche Anwältin die das Geld nach Hause bringt, unterstützt ihren Mann Carl der in Teilzeit als Therapeut arbeitet und sich um Haushalt und Kind kümmert. Soweit so gut. Doch Alison lässt sich ständig alles vorschreiben, die Schuld in die Schuhe schieben, sie entschuldigt sich für Dinge für die sie nichts kann, die Fehler die geschehen liegen alle an ihr. Dann hat sie eine Affäre und dem Alkohol kann sie sich auch nicht entziehen. Man möchte Alison schon des Öfteren schütteln und ihr klar machen dass sie nicht am Unglück der Welt Schuld ist. Auch dass sie hier mit zwei Männern eine „Beziehung“ führt die wissen wie sie Alison packen müssen damit sie springt.

Der Mordfall, den Alison behandeln soll, gerät mehr in den Hintergrund, was ich persönlich jetzt eher schade fand. Denn wenn man dann doch mal wieder was erfahren hat, dann gab es hier und da schon gewisse Ähnlichkeiten zwischen beiden Frauen, aber die Mandantin Madeleine blieb blass, dabei hatte sie eine ebenso schwere und gehässige Ehe.

Dann ist da aber noch die Tatsache dass die Autorin, in meinen Augen, sehr wichtige Dinge anspricht, nicht direkt, aber beim Lesen macht man sich als Frau wohl eher seine Gedanken. Alison geht arbeiten und zieht damit den Ärger oder Unmut von Mann und Gesellschaft auf sich. Keiner mag sehen was sie täglich leistet, dass sie mit dem Geld viel finanziert und doch ihr Bestes versucht. Wäre sie ein Mann dann würde man ihr wohl auf die Schultern klopfen und ständig Anerkennung zeigen.

Ich würde auch den Aspekt der Gewalt im Allgemeinen gegen Frauen nennen, das ist hier egal ob es zum seelischen und/oder körperlichen Nachteil kommt. Beides wird hier in der Geschichte angesprochen und thematisiert. Und was passiert wenn Frauen sich nicht mehr wehren, alles geschehen  oder sich, wie wohl öfter, überreden oder unterdrücken lassen. Und was dies für Veränderungen mit sich führt.

Das Ende, mit seinen ganzen Offenbarungen hat mir dann doch dezent den Boden unter den Füssen weggezogen denn damit hatte ich in dieser Hinsicht nicht gerechnet, da punktet die Autorin, für mich, auf voller Linie.

Obwohl ich hier und dort ein paar Punkte der Kritik habe so würde ich das Buch doch gerne weiterempfehlen, auch wenn man mit der Protagonistin Alison seine Probleme haben wird und das Buch nicht unter einem Thriller läuft.