Rezension

Holterdiepolter durchs Mittelmeer

Der Sturm - Tom Jacuba

Der Sturm
von Tom Jacuba

Bewertet mit 2.5 Sternen

Ich muss gestehen, dass ich Shakespeares Stücke „Der Sturm“ bisher noch nicht kannte und Tom Jacuba mit mir also eigentlich einen unvoreingenommenen Leser für seinen adaptierten Shakespeare Roman hatte. Er ist sogar recht dicht am eigentlichen Stoff geblieben, wenn ich der Zusammenfassung auf Wikipedia Glauben schenken darf. Vielleicht ist es genau diese Tatsache, die für mich dieses Buch nicht hat ganz rund werden lassen.

Der starke, stolze Herzog von Milano gerät in den Bann einer gefangenen Hexe und verliert sich nach dem Tod seiner geliebten Frau in magischen Studien, vernachlässigt das Herrschen und verliert schließlich den Titel, das Land und den Glauben seines Volkes an den eigenen Bruder. Ausgesetzt in einem Schiff auf hoher See strandet Prospero mit seiner Tochter auf einer Insel, auf der sie sich vor anderen Gestrandeten und dem barbarischen Inselvolk verteidigen müssen. Prospero sinnt auf Rache gegenüber seinem Bruder und seinem König, der die Erlaubnis für seine Entmachtung erteilte und eines schönen Jahres wird ein magischer Sturm die Festtagsflotte des Königs und seines Hofstaates genau auf diese Insel bringen.

So grob vereinfacht der Stoff. Jacuba hat sich sehr bemüht seinen Figuren Tiefe zu geben und sich so weit wir möglich von einfachen Zuschreibungen, Schwarzweißmalereien fern zu halten. Der Bruder Tonio ist kein machthungriger fieser kleiner Bruder, Prospero ein verzweifelter einsamer Witwer, der durch eine undurchschaubare Hexe manipuliert wird und Miranda, die Tochter, eine Halbwaise mit einem angeborenen magischen oder gottgegebenen Verständnis für die Natur und ihrer Lebewesen. Trotzdem konnte mich die Geschichte nicht packen. Mir war sie teilweise zu langatmig und zu künstlich erzählt. Ich bin ein großer Fan von Tom Jacubas Kalypto-Trilogie, weil mich vor allem der eigene originäre Erzählton des Autors begeistert und mich seine dortige Figurengestaltung überzeugte. Ein ganz klein wenig klingt dieser Ton in „Der Sturm“ am ehesten an in der Figur des Heilers Josepho, der Prospero und seiner Tochter treu und ehrlich direkt zur Seite steht. Ich wage mal einen Schuss ins Blaue und glaube, dass es den Josepho wahrscheinlich bei Shakespeare nicht gibt.

Auf mich wirkt „Der Sturm“ nicht richtig durchdacht. Was hat es zum Beispiel mit dieser tunischen Hexe Coraxa auf sich? Was will sie wirklich vom Herzog? Gehören alle Ereignisse zu ihrem geheimen Plan oder ist auch sie Spielball höherer nicht genau benannter Mächte? Das löst sich nicht wirklich auf.

Dass Miranda ein besonderes Mädchen ist, wird schnell klar. Aber ich fand es doch etwas übertrieben, ihr bereits im Mutterleib eine eigene Erzählstimme zu geben. Das wurde mir zudem erzählerisch zu sehr ausgeschmückt.

In diesem Roman war mir alles in allem zu wenig Tom Jacuba zu lesen und zuviel elisabethanischer Schnickschnack vor den Augen.