Rezension

Hübsch erzählte Langeweile

Wallace - Anselm Oelze

Wallace
von Anselm Oelze

Bewertet mit 3 Sternen

Ich bin inzwischen in mehreren Büchern am Rande Alfred Russel Wallace begegnet und war beeindruckt. Ein Mann, der gleichzeitig mit Darwin die zündende Idee zur Entstehung der Arten hatte, der mindestens so berühmt sein sollte, der vielleicht sogar eher einen Aufsatz darüber verfasste, nur sehr viel bescheidener damit hausieren ging. Ein Mann, dem eindeutig mehr Aufmerksamkeit gebührt. Endlich wird ihm mal ein ganzer Roman gewidmet, dachte ich, toll. 

Leider ist hier der Erkenntnisgewinn eher dürftig, obwohl man sich ihm auf zwei Zeitebenen nähert, erfährt man eigentlich nicht viel mehr, als man schon wusste, so man denn wusste, dass es ihn gab. 

In der heutigen Zeit stößt Museumsnachtwächter Albrecht Bromberg auf Unterlagen über Wallace, ist fasziniert und beginnt zu recherchieren. Wacker sucht er hilfreiche Freunde auf und tritt in einen Dialog, den Tess und Theo vom Was ist Was-TV genau so geliefert hätten: Interessierter Trottel stellt aufmerksame Fragen, die gönnerhaft belehrend beantwortet werden, damit der Zuschauer etwas lernen kann. 

Und um 1850 herum begegnet man im tatsächlich selbst, auch wenn er stoisch „der Bärtige“ genannt wird und nur wenig von sich preisgibt. Er ist auf Reisen an exotische Orte, um sich Malaria zuzuziehen und im Fieberwahn gute Ideen zu haben. 

Anselm Oelze erzählt sehr schön. Zu Anfang erschlagen einen ein wenig die Adjektive, aber das gibt sich schnell, der Text ist hübsch. Das Lesen könnte Spaß machen, würde sich das Buch mehr auf das Wesentliche konzentrieren, statt in unendlichen Schlenkern von Belanglosigkeiten zu berichten. Der ohnehin schmale Informationsgehalt wird auch noch gut getarnt, man kommt vom Hölzchen aufs Stöckchen, was in kürzester Zeit herzlich langweilt. 

Durch dieses Buch musste ich mich quälen und war hinterher so klug wie vorher. Mag sein, dass man mehr davon hat, wenn man bislang gar nichts über Wallace wusste. 
So ist es eigentlich ganz nett, aber doch eher hübsch erzählte Langeweile.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 24. August 2019 um 10:50

Möglicherweise weiß man eben nicht mehr über ihn, diesen Zeitgenossen. Aber dann hätte man auch das Buch lassen können oder was dazu erfinden müssen.Schade. (Ja, ja, diese törrichten Frager - das geht einem ganz schön auf den Senkel!, wenn man als Leser so für dumm verkauft wird).

Sursulapitschi kommentierte am 24. August 2019 um 10:55

Wenn man einen Roman schreibt, darf und soll man was erfinden. 
Ha, ha, und die dummen Frager... da hat er Protagonisten eingeführt, nur damit man jemandem Fragen stellen kann. Sie sind reine Fragenbeantworter und sonst unnötig. Da hätte man auch googeln können.