Rezension

Humorvoll, aber auch mit Tiefgang, ein Buch zum „lieb gewinnen“

Fräulein Hedy träumt vom Fliegen - Andreas Izquierdo

Fräulein Hedy träumt vom Fliegen
von Andreas Izquierdo

Bewertet mit 4 Sternen

Mit einer Annonce in der örtlichen Tageszeitung sorgt Hedy von Pyritz für einen Skandal. „Dame in besten Jahren sucht Kavalier, der sie zum Nacktbadestrand fährt. Dabei ist Hedy eine 88jährige alte Dame, rüstig, aber nicht ganz so gut zu Fuß. Sie ist sehr diszipliert, hat einen bissigen Humor und setzt in der Regel ihren Willen immer durch. Mit dieser Anzeige sorgt Hedy, die Vorsitzende eines Stiftungsrates ist, für soviel Aufregung, dass ihre Tochter an Hedys Verstand zweifelt.

Nachdem sich keiner auf die Anzeige gemeldet hat, lernt Hedy den schüchternen Physiotherapeuten Jan kennen. Ihn wählt sie zu ihrem Fahrer. Das ist jedoch alles nicht so einfach, da Jan keinen Führerschein hat, dafür aber eine Lese-Rechtschreibschwäche. Hedy will Jan unterstützen und dafür sorgen, dass er den Führerschein macht, dafür muss Jan aber Lesen und Schreiben können. Als Stipendiat der Von-Pyritz-Stiftung erhält er alle mögliche Hilfe von Hedy. Dabei lernt er Hedy und ihre Lebensgeschichten kennen, die Einfluss auf ihn und seine Entwicklung nehmen.

Das Cover, das wie ein Buch aus den 50iger Jahren ausieht lässt nicht erahnen, wie humorvoll und doch tiefsinnig die Geschichte um Hedy und Jan wird. Andreas Izquierdo beschreibt Hedy mit ihrer Bissigkeit so liebevoll und gleichzeitig herb und sehr diszipliniert, dass man sie sich bildlich sehr gut vorstellen kann. Die Ausdauer, die sie an den Tag legt, um ihr Ziel zu erreichen, ist gewaltig. Dabei geht sie mit Geschick und Lebensklugheit vor, die bemerkenswert ist. Jan hingegen ist schüchtern, kann sich aber gut auf die eigenwillige Dame einlassen und wird regelrecht von Fräulein Hedy und ihren Ideen und Aktionen überrollt. Hedy vertraut Jan und erzählt ihm nach und nach ihre Lebensgeschichte, mit dem Wunsch, dass er diese aufschreibt.

Ein schöner leichter Schreibstil, führt einen durch das Buch. Die Geschichte beginnt humorvoll und lässt einen schmunzeln. Skurille Situationen erlebt Jan mit Hedy. Die alte Dame taucht mit ihrer Lebensgeschichte in die Vergangenheit, die von vielen Schicksalsschlägen erzählt. Jan erfährt von Hedy, wie einzelne Entscheidungen zu Wegänderungen und tragischen Situationen führten. Auch Jan muss Entscheidungen treffen, was ihm außerordentlich schwer fällt, da er bisher das anderen überlassen hat.

Das Buch wird an keiner Stelle langweilig. Die Rückblenden im Buch, die in Hedys Vergangenheit führen, sind passend gesetzt. Man möchte das Buch nicht aus der Hand legen, um herauszufinden, wie es weiter geht.

Eine außerordentliche Geschichte von Freundschaft zwischen zwei ganz unterschiedlichen Menschen , die einen zum Lachen bringt, aber zwischendurch auch sehr tragisch ist. Ein Buch zum „lieb gewinnen“ und das man gerne weiter empfiehlt.