Rezension

humorvoll und einfühlsam

Wie ich aus Versehen eine Bank ausraubte (Roman) - Simon Bartsch

Wie ich aus Versehen eine Bank ausraubte (Roman)
von Simon Bartsch

Kann und darf man einen heiteren Roman mit und über Menschen mit Handicap schreiben? Eine Frage, bei der sicherlich verschiedene Meinungen aufeinander prallen werden. Simon Bartsch ist das meiner Meinung nach auf eine sehr gute Weise gelungen.

Das Buch ist aus der Sicht von Jan Lehmann geschrieben, einem jungen liebenswerten Mann, der geistig ein wenig zurückgeblieben ist und eher den Entwicklungsstand eines großen Kindes aufweist. Mit seiner Freundin Laura, die am Tourette-Syndrom leidet, besucht er eine Bank in Köln. Aus ihrem „Hände hoch, das ist ein Überfall“ ergibt sich ein spannender, humorvoller und abwechslungsreicher Trip durch Europa.

Die Schreibweise des Autors ist absolut treffend auf Jans Entwicklungsstand abgestimmt. Dadurch wirkt diese simple Wortwahl mitunter ein wenig anstrengend beim Lesen. Demgegenüber steht aber, daß man sich unweigerlich in Jans Gedankenwelt hineinversetzt und den Fortgang der Geschichte weiter verfolgen will. Das Einfühlungsvermögen, was man hierfür als Autor aufbringen muss, hält sich auch konstant durch die ganze Geschichte.

Jans Naivität führt dazu, daß man seine Gutmütigkeit immer wieder ausnutzt, was mich beim Lesen innerlich die Faust in der Tasche ballen ließ. Aber durch sein abgrundtief sonniges Gemüt meistert er jede Situation. Und gelegentlich erwischt man sich bei dem Wunsch, doch auch einmal die Welt so einfach kategorisieren zu können.

Insgesamt regt das Buch dazu an, sich auch für die Sichtweisen der „Behinderten“ zu öffnen, und das ohne den moralischen Zeigefinger zu heben. Wer also ein humorvolles, kurzweiliges Buch lesen möchte, welches ein wenig „anders“ geschrieben ist, ist hiermit bestens bedient!

Und was man zu guter Letzt auch nicht außer Acht lassen sollte: Mit 10% ihrer Einnahmen unterstützen Verlag & Autor den „InteressenVerband Tic und Tourette Syndrom e.V.“.