Rezension

Ein besonderes HappyEnd

Wie ich aus Versehen eine Bank ausraubte (Roman) - Simon Bartsch

Wie ich aus Versehen eine Bank ausraubte (Roman)
von Simon Bartsch

Bewertet mit 4 Sternen

Eine Geschichte, die mich berührt und begeistert und das der Autor zu einem besonderen Happy End geführt hat – der Epilog ist einfach grandios.

Zum Inhalt:
Laura leidet unter dem Tourette-Syndrom. Mit ihren Grimassen und Ausrufen sorgt sie immer wieder für aussehen. Nur Jan, der ein wenig begriffsstutzig ist, findet sie klasse und kann herrlich über sie lachen. Die beiden rauben – tatsächlich aus Versehen – eine Bank aus. Laura möchte das Geld zurück geben, aber Jan sieht endlich eine Chance, seinen Vater zu finden, den er zwar nicht kennt, der ihm aber immer wieder Postkarten aus den Ländern zukommen lässt, die er besucht.

Zunächst möchte Laura am liebsten nach Deutschland zurückkehren und das Geld zurück geben, doch dann lässt sie sich breitschlagen, wenigstens eine Handvoll Orte zu besuchen, die Jan bisher nur von den Postkarten kennt. Und so begleitet Laura Jan auf einer verrückte Reise, die die beiden unter anderem auf den Eiffelturm und nach Malle führt.

Doch mit seiner Naivität zieht Jan immer wieder Gestalten an, die sein Vertrauen missbrauchen und am Ende sind auch Laura und das Geld weg…

Meine Gedanken zum Buch:

Jan Lehmann ist Anfang 20. Einen Vater gibt es nicht. Seine Mutter hat ihm lediglich hin und wieder (unbeschriebene) Postkarten gegeben, die sein Vater ihm von seinen Reisen um die Welt geschickt hat. Schnell wird klar, dass Jans Intelligenz nur unterdurchschnittlich ist. Dass seine grenzenlose Naivität von vielen Menschen ausgenutzt wird, bemerkt er nicht einmal, denn er sieht in jedem immer nur Gutes. Ich habe Jan vom ersten Moment an ins Herz geschlossen.

Laura leidet unter dem Tourette-Syndrom, ihre Ticks und Ausbrücke bezeichnet Jan als „Showeinlagen”, durch die er sich immer bestens unterhalten fühlt. Wo andere sich möglicherweise fremdschämen, sieht Jan nur eine Freundin, die ihm Spaß bereiten will.

Simon Bartsch hat einen lockeren Schreibstil, der leicht zu lesen ist. Was mich begeistert hat ist, wie er die mangelnde Intelligenz von Jan umsetzt. Ich stelle es mir nicht einfach vor, sich in einen Protagonisten hinein zu versetzen, der seine Welt mit einem kindlichen Gemüt wahrnimmt und das dann auch noch auf Papier zu bringen.

So erzählt Jan beispielsweise davon, wie er mit dem Hund Pluto unterwegs ist und von einer Frau gefragt wird, was das für einer ist. „Ein Hund”, antwortet er. Sie erklärt ihm, dass sie das natürlich sehe und fragt nochmals, was genau es für ein Hund sei und er antwortet „Ein brauner Hund.”

Viele weitere Ausschnitte, die einen tiefen Einblick in das Wesen von Jan bieten, sind auf der Facebookseite von Simon Bartsch zu finden.

Der Autor schafft es immer wieder, dem Leser ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und das ohne die geistige Unterentwicklung des Protagonisten oder das Leben mit Tourette-Syndrom ins Lächerliche zu ziehen, wobei er immer wieder mein Mitgefühl für den jungen Mann geweckt hat, dessen unerschütterliches Grundvertrauen immer wieder missbraucht wird.

Gelegentlich ist das Buch etwas langatmig, was mich hin und wieder dazu verleitet hat, einige Abschnitte nur quer zu lesen. Aber es ist eine Geschichte, die mich berührt und begeistert und das der Autor zu einem besonderen Happy End geführt hat – der Epilog ist einfach grandios.