Rezension

Ich bin begeistert!

Voodoo Girl - Roxanne Rivington

Voodoo Girl
von Roxanne Rivington

Bewertet mit 5 Sternen

Zoé wurde als Kleinkind von einem englischen Paar adoptiert, zuvor lebte sie in einem haitianischen Waisenhaus. Als sie auf einem Jahrmarkt einer Wahrsagerin begegnet, wird der Wunsch in ihr wach, ihr Geburtsland zu besuchen und ihrer Vergangenheit auf die Spur zu kommen.

1790: Der Afrikaner Mokabi befindet sich an Bord eines Sklavenschiffes, täglich sterben Mitgefangene, doch Mokabi hofft auf seine Götter, zu denen er täglich betet.

Roxanne Rivingtons Debüt glänzt bereits mit einem tollen Cover, die Blüten lassen mich an Haiti denken und der Totenkopf weckt durchaus Assoziationen zu dem Wort „Voodoo“ im Titel, ich habe direkt gewisse Erwartungen, die, so kann ich schon verraten, das Buch perfekt erfüllt hat.

Die Erzählung beginnt mit einem Ausflug in die Vergangenheit, ins Jahr 1790, was mich zunächst erstaunt hat, spricht der Klappentext doch von Zoé und der Gegenwart. Mokabi wird man noch öfter begegnen und die Frage nach dem Zusammenhang der beiden Zeitebenen nimmt schnell einen Teil der Spekulationen des Lesenden ein. Der Sklavenhandel ist ein dunkles Kapitel der Geschichte und für Haitis Geschichte ein sehr wichtiges. Mir gefallen die Ausflüge in die Vergangenheit sehr gut und da ich über Haiti und seine Historie sehr wenig wusste, hat mir dieser Erzählstrang sehr gut gefallen und mich immer wieder angeregt, mich selbst weiter zu informieren. Das Glossar im Anhang ist in diesem Zusammenhang übrigens sehr nützlich und auch wenn die Autorin einleitend schreibt, dass die historischen Bezüge in diesem Roman teilweise von den überlieferten Fakten abweichen würden, was mich zunächst etwas abgeschreckt hat, kann man schnell erkennen, dass Roxanne Rivington sehr gut recherchiert hat. Dass sie ihrer künstlerischen Freiheit dort freien Lauf ließ, wo nur wenig überliefert wurde, ist absolut legitim und ich denke nicht, dass sie die Persönlichkeiten der historischen Personen sehr verbogen hat. Mokabi ist reine Fiktion, passt aber gut in die historischen Geschehnisse.

Auch Zoés Geschichte ist interessant. Hier hat die Autorin ebenfalls gut recherchiert, Haiti und der Voodoo (der natürlich auch in der Vergangenheit eine Rolle spielt), kommen gut zur Geltung und auch hier hat man schnell Lust, sich selbst weiter zu informieren. Aber auch wenn man das nicht tun will, bieten die Ausführungen und das Glossar ausreichend Informationen.

Welcher Erzählstrang mir besser gefällt, kann ich gar nicht sagen. Mokabis Part ist interessanter (das liegt aber sicher zum Teil an meiner Vorliebe für historische Themen), der Zoé-Teil spannender. Wer sich mehr Spannung im Vergangenheitsstrang erhalten will, sollte sich vorher nicht allzu sehr mit dem geschichtlichen Hintergrund Haitis beschäftigen. Ein dritter, aber relativ kurzer, Erzählstrang ergibt sich durch einen Rückblick auf die indianische Vergangenheit Haitis. Ich finde gerade die Kombination, die Haiti recht umfassend betrachtet, richtig gut!

Auch die Charaktere sind der Autorin sehr gut gelungen, sei es in England, in Haiti oder in der Vergangenheit, alle wirken authentisch und lebendig. Hier fällt es mir ebenfalls schwer, Vorlieben zu äußern, deshalb lasse ich es. Die Charaktere sind vielfältig und bunt gemischt, da gibt es z. B. einen haitianischen Taxifahrer, einen irischen Geistlichen, der unter die Piraten gegangen ist, eine Waffenliebhaberin, die Ordensschwester werden will, einen Piraten mit italienischen und indianischen Wurzeln und weitere ähnlich interessante, teilweise skurrile Typen.

Trotz der teilweise düsteren Thematik lässt die Autorin viel Humor in die Erzählung einfließen, und zwar nicht nur in der Gegenwart. So gibt es neben aller Spannung und Dramatik auch immer etwas zum Schmunzeln, der Roman erhält dadurch, neben dem viel versprechenden Setting, ein ziemlich einzigartiges Flair. Erzählt wird sehr eingängig, man fühlt sich wie selbst dabei. Der Roman lässt sich wunderbar lesen, zügig und unterhaltsam.

Das Ende bleibt, zumindest was die Geschichte um Zoé angeht, offen und so ist es gut zu wissen, dass der Roman der Auftakt einer Trilogie ist, die Geschichte wird also weitergeführt werden und hoffentlich am Ende alle Fragen geklärt sein. Dieser Band hat meinen Appetit geweckt, mir viel Neues zu entdecken gegeben und mich sehr gut unterhalten, mit anderen Worten: Er hat mich begeistert!

Ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung und vergebe sehr gerne volle Punktzahl. Der Roman firmiert zwar als Jugendbuch, wird aber auch Ältere begeistern können. Ich empfehle ihn sehr gerne weiter: An alle, die gerne spannende Geschichten lesen, es mögen, sich in andere Kulturen und/oder die Vergangenheit entführen zu lassen und nebenbei das Wissen zu erweitern.