Rezension

Im Wilden Westen ist die Hölle los!

Revolver Tarot - R. S. Belcher

Revolver Tarot
von R. S. Belcher

Bewertet mit 5 Sternen

Golgotha, am Rande der 40-Meilen-Wüste. Keine Westernstadt wie jede andere. Wer hierher kommt, ist mit Sicherheit etwas Besonderes. Zumindest besonders zäh, denn die ausgebleichten Knochen, die in der Wüste leuchten, erzählen die Geschichte all derer, die es nicht geschafft haben. Einer von ihnen wäre beinahe Jim geworden, ein 15jähriger, der sich auf der Flucht vor dem Gesetz befindet. Dass ausgerechnet Mutt, der Hilfssheriff von Golgotha ihn findet und rettet, ist alles andere als Zufall. Überhaupt bleibt in Golgotha, 1869, nur wenig dem Zufall überlassen. Der Sheriff, Highfather, kann nicht sterben, denn seine Zeit ist noch nicht gekommen. Mutt ist nicht nur Mensch oder Halbindianer. Maude Stapleton, die Frau des Bankers, ist weitaus mehr als nur Ehefrau und Mutter. Und einer, sagen wir zwei Bewohner von Golgotha sind übermenschlicher, als man ihnen ansieht.

Und sie alle sind die letzte Hoffnung der Menschheit, denn unter ihrer Stadt regt sich etwas, etwas, das älter und böser ist als die Menschen, ja, älter als Gott selbst. Seine Diener sind schon aktiv und nicht jeder wird die letzte Nacht überleben ...

Was für ein Ritt! Was für eine überbordende Phantasie! Was für Leute dieser Belcher entworfen hat! Mich hat es total erwischt, bereits mit den ersten Zeilen hat es mich in diese Welt geworfen, reingerissen, mitgerissen, ich habe mitgefiebert, gelacht, mich gewundert. Zugegeben, auf diesen Genremix muss man sich einlassen, gerade zu Beginn mag es etwas verwirren, wenn er plötzlich religiöse Aspekte einbringt, etwas über Engel und Gott schreibt, das man mit Sicherheit so noch nicht gelesen hat. Aber Geduld, das ist wichtig und notwendig, und vor allem ist diese Sichtweise amüsant. Selten habe ich in Fantasybüchern so hervorragend gezeichnete Charakter erlebt, sympathische Leute, die sich jedoch untereinander nicht unbedingt sympathisch sein müssen - wie im real life halt.

Nur eines noch: Ich weiß nicht, wer angefangen hat, dieses Buch als Steampunk anzupreisen. Es ist von Steampunk so weit entfernt wie die Erde vom Andromedanebel. Es gibt nicht mal eine Dampflok, die "steamen" könnte. Wenn man das weiß und abenteuerlich genug ist, sich auf einen Genremix an originellen Einfällen einlassen zu wollen, wird man mit einer Geschichte belohnt, die es locker geschafft hat, mein erstes Highlight dieses noch jungen Jahres zu werden.