Rezension

Im Zeichen der Menschlichkeit

Codename: Sempo -

Codename: Sempo
von Andreas Neuenkirchen

Bewertet mit 4 Sternen

„...Nun fragten sich diejenigen, die den Verstorbenen in den letzten Jahren seines Lebens zu kennen geglaubt hatten: Wer war dieser Herr Sugihara eigentlich wirklich gewesen?...“

 

Wir befinden uns im Prolog des Buches. Ausgangspunkt für diese Frage war die Beerdigung des Herrn Sugihara, bei der Berichterstatter aus aller Welt erschienen und Hunderte von Gästen.

Im Buch hat der Autor versucht, die Frage zu beantworten. Es handelt sich um eine Biografie. Dementsprechend ist er Schriftstil über weite Strecken sachlich. Trotzdem beinhaltet er ab und zu eine gewisse Leichtigkeit, wie das folgende Zitat zeigt.

 

„...Um ein Haar wäre der Vater des Diplomaten, Spions, Soldaten und Kaufmanns Chiune Sugihara gestorben, bevor er einen Sohn hätte zeugen können...“

 

Der Vater war Soldat im Krieg zwischen China und Japan im Jahre 1894. Das zeigt eine weiteres Merkmal des Buches. Es geht nicht nur um eine Biografie, sondern es werden wesentliche geschichtliche Ereignisse damit verwoben. Das sind insbesondere zu Anfang die Auseinandersetzungen zwischen Japan und China, aber auch Konflikte mit Russland im asiatischen Raum.

Gleichzeitig werden die sieben Tugenden der Samurai erläutert und eingebunden, denn mit denen wächst Chiune auf. Dabei lerne ich etliches über die japanische Mentalität und das Leben im Lande. Nach Schule und Studium bekommt er eine Stelle in der Mandschurei. Ich möchte hier jedoch nicht alle Lebensstationen aufzählen. Es wird aber angenommen, dass gerade seine Erfahrungen in der Mandschurei seine späteren Entscheidungen wesentlich beeinflusst haben.

Aufgrund seiner Kenntnis der russischen Sprache und in Anbetracht der politischen Weltlage wird Chiune im Oktober 1939 nach Kaunas in Litauen geschickt. Dort hoffen die litauischen, aber auch viele aus Polen geflohene Juden auf ein Transitvisum von ihm nach Japan.

 

„...Offiziell verfolgte die japanische Regierung eine neutrale Politik gegenüber den Juden. Doch für die Ausstellung von Visa stellte sie sehr strenge Richtlinien aus...“

 

Chiune setzt sich darüber hinweg. Er stellt Visa für Visa aus, bevor er selbst das Land verlassen muss. Für die Empfänger bedeutete das, dass sie mit der Eisenbahn durch Russland mussten, dann per Schiff nach Japan kamen und von dort in ein anderes Land reisen mussten. Noch ahnt Chiune nicht, dass er einige Jahre später auf den gleichen Weg in seine Heimat Japan zurückkehren wird.

Im letzten Drittel des Buches erfahre ich unter anderen, was aus einigen Personen geworden ist, die damals per Visum nach Japan reisten. Außerdem geht der Autor der Frage nach, warum Chiune so gehandelt hat. Das bleibt aber letztendlich Spekulation, denn das könnte nur er selbst beantworten.

Natürlich wird das Privatleben von Chiune ausführlich mit in die Handlung einbezogen.

Ein Personenregister und Anmerkungen runden die Geschichte ab.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Dazu beigetragen hat vor allem, dass die geschichtlichen Zusammenhänge gekonnt mit der Biografie verknüpft worden.